werde künftig durch einen von ihm noch nicht gemachten Versuch
umgestofsen werden, so wie kein Physiker das jetzt befürchten
wird. So werden bey der Ebbe und Fluth niemals solche
Umstände Vorkommen, welche mit der angenommenen Wirkung
des Mondes sich nicht vereinigen liefsen. Wenn aberBüffonz. B.
die Entstehung des Kalkes von den Schalthieren des Meeres
herleitete, und diese Meinung damit bestärkte, dafs man in
dem Kalke kein Erz fände, so war das etwas zu voreilig. F re y lieh
war ihm zu der Zeit unbekannt, dafs dergleichen im Kalke
gefunden werden würde.;, aber wer gab ihm Versicherung, dafs
das nicht künftig geschehen könne ? wie es denn auch geschehen
is t. ‘ ) Wenden wir nun dieses auf die’ Geognosie an, so
fragt sich : ob wir schon eine vollständige Reihe von Erfahrungen
aufzustellen haben, welche uns über O fl die hier Vorkommenden
Gegenstände genugthuend belehren, und zur Gründung
einer Theorie unserer Erde hinreichend wären t Es sind zwar
seit vielen Jahren von vielen Mineralogen eine so grofse Anzahl
geognostiseher Beobachtungen gemacht worden, dafs, wer auf
diese allein sieht, glauben könnte, es wären zur Theorie genug
Data gesammelt. Wenn man aber auf den kleinen Theil des
Erdbodens sieht, von dem sie hergenommen sind, und bedenkt,
wie wenig man selbst hier in das Innere der Erde gedrungen is t,
damit aber vergleicht, w’ie von den Gebirgen und festen 1 heilen
der Erde noch so vieles gar nicht untersucht worden is t, so dafs
die Gröfse und der Umfang dessen, w’as durch Geognosten genau
bekannt und bestimmt worden, dagegen fast in keine Betrachtung
kommt; so möchte man wohl nicht glauben , dafs der vor-
handne Vorrath von Beobachtungen mehrere Erfahrungen unnöx
) Mineral. Ge o g r . S . 173 und 242.
thig mache, weil das bereits Bekannte alles enthalte, W'as man
nur in diesem Fache bemerken kann. Wer etwa nicht glaubte,
was für Dunkelheit, Ungewifsheit und Zweifel in der Geognosie
noch überall aufstofsen, der dürfte nur des Herrn v o n Saus -
s ü r e so genannte A g e n d a 2) aufmerksam durchgehen.’ Hier
zeigt dieser genaue und sorgfältige Beobachter, durch die vielen
aufgestellten Fragen und Bemerkungen wie viel auf diesem
Felde noch zu ernten sey, und durch die Zw e ife l, welche er
gegen manche seiner eigenen, von ihm ehedem für ganz zuverlässig
erkannten Beobachtungen macht, warnet er vor aller Flüchtigkeit
und Übereilung beym Beobachten nachdrücklich. Als
ich daher vor kurzem diese Agenda zu Gesichte bekam, freute
ich mich zu sehen, dafs ich schon seit mehrern Jahren, in den
wenigen Stunden, welche von Amtsgeschäften übrig bleiben, den
Ideen dieses vortrefflichen Mannes nachgegangen war, und dafs
ich durch solche Beobachtungen über die Lagerstätten der E rze ,
als ichhier bekanntmache, einen Beytragliefern könnte, wodurch
mehrere im 20. Kapitel gedachter Agenda aufgeworfne Fragen
über Erzlager und Gänge sich beantworten liefsen.
Ich habe dabey freylich vieles wiederholen müssen, was in
meiner 1778 herausgegebenen Mi n e r a l o g i s c h e n G e o g r a p
h i e de r C h u r s ä c h s i s c h e n L a n d e bereits gesagt war .
Da ich aber seit der Z e it durch immer fortgesetzte Beobachtungen,
sowohl in unsern, als auch in einigen Theilen der Schlesischen,
Böhmischen und Ungarischen Gebirge, neue Erfahrun-
2 ) Journal des Mines N o . X X . Agenda, ou Tableau general des Observa-
tions et des Rccherches, dont les Resultats doivent servir de Rase d la Theorie de la
T e r re. P ar M r d e Saussure de Geneve.
E in e Deutsche Übersetzung davon findet sich in von Molls Jahrbüchern der
Berg- und Hüttenkunde im 3* T h e il u . f .