andere Ursache dièse Veränderung bewirkt zu haben scheint,
als die vorhin gedachten Flötzklüfte.
Um mich hierüber deutlicher zu erklären, habe ich auf der
d r i t t e n T a f e l einen Theil eines ungefähr fünf Achtheil Zoll
breiten Ganges von dem Neuglücker Stollorte dés Chui fürstlichen
tiefen Marx Semmler Stollens zu Schneeberg, wovon ich das
Stück in meiner Sammlung aufbewahre, gezeichnet, der an verschiedenen
Orten die vorhin gedachte Veränderung zeigt, und
wobey ich alles nach der natürlichen Gröfse des Stücks sorgfältig
darzustellen und auszudrücken bemüht gewesen bin.
Die Gesteinart ist ein mit vielem Quarz gemengter Gneis,
die Gangmasse aber ein ziemlich grobkörniger Granit. Der Gan°-
durch schneid et die Schichten und Blätter des Gesteins unter
einem Winkel von ungefähr 65 Grad nach seinem F allen . Êr
selbst aber w ird , wie oben in der Zeichnung zu sehen is t, durch
eine ihn durchsetzende Flötzkluft unvseine ganze Breite von der
rechten gegen die linke Hand verschoben, ohne dafs jedoch hier-
bey irgendwo eine Veränderung der B e stan d te ile seiner Masse
erfolgt wäre. Ein und einen halben Zoll weiter unten kommt
dieses Verschieben zum zweyten Male vor; jedoch beträgt es hier
kaum den achten Theil eines Z o lls , und sosiehe tman es noch
an vier unter einander liegenden Stellen aufs deutlichste. Die
durchschneidenden Flötzklüfte haben weiter unten fast eine
senkrechte Neigung, und sind in dem dunkeln, grauröthlichen Gestein
an vielen Orten nur als Haarklüfte zu erkennen, und verlieren
sich auch als solche darin. Einige gehen auch vor dem
Orte ihres Durchschnitts als linienbreite Quarztrümchen vom
Gange ab, und verlieren sich, wie es die Zeichnung ausweist,
in kurzen Entfernungen ebenfalls wieder im Gestein; desto
kenntlicher aber bleiben sie an den D urchschnittsorten im Gange
selbst. Der Gang ist übrigens an seinen Gränzen allenthalben
mit der Masse des Gesteins fest und innig verbunden, oder, wie
der Bergmann sagt, a n g e w a c h s e n , und in einem eben so
festen Zusammenhänge mit den ihn durchschneidenden Flötz-
k lü ften . In< einiger Entfernung linker Hand siehet man ein
zweytes, kaum einen Viertelzoll breites Gangtrümchen auf eine
ähnliche Weise an dem obern Theile verschoben.
Mit diesem der Natur ganz getreuen Bilde glaube ich deutlich
vorgestellt zu haben, was ich unter dem Verschieben und
Verdrücken der Gänge durch Flötzklüfte verstehe, und was so
oft bey Gängen und Gangtrümmern wahrgenommen w ird , ohne
dafs hierbey ein Zusammenkommen mehrerer Gänge, oder irgend
ein andrer Gegenstand aufser den vorbeschriebenen Flötzklüf-
ten zu sehen is t, welchem es zuzuschreiben wäre.
Ich mufs hierbey zugleich bemerken, dafs ein ähnliches
Verschieben der Gänge in ihrem Streichen ebenfalls beym
Durchsetzen so feiner und ganz schmaler Klüfte öfters vorkommt,
die zuweilen mit einem weichen Thon ausgefüllt sind,
und L e t t e n k l ü f t e genannt werden, oft aber auch nur aus
blofsen äufserst feinen Haarklüften bestehen, die nur in dem
angränzenden Gebirgsgestein sichtbar sind, und alle die Erscheinungen
wieder hervorbringen, die ich vorhin beym Fallen der
Gänge beschrieben habe.
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D a s V e r h a l t e n de r aus Gang - und Erzarten bestehenden
G a n g l a g e n gewährt so mannigfaltige Erscheinungen,
die zur nähern Kenntnifs der Eigenschaften der Gänge führen,