noch w e it mehrere diesem ähnliche Beyspiele anführen, die
sämmtlich beweisen würden, dafs man das Streichen der Gänge
nach der Richtung der Thäler, won welchen sie öfters mehrere
hundert ja tausend Lachter entfernt liegen, und ihr Fallen oder
ihre Neigung nach dem Abhange derselben, auf keine Weise
als eine allgemein geltende Regel annehmen kann, da man hier-
bey nicht auf Distanzen von einigen Lachte rn , sondern auf die
Lage eines Ganges im Ganzen nach seinem Hauptstreichen .und
Fallen sehen mufs. Hieraus wird sich aber auch dem unbefangenen
Beobachter deutlich ergeben, dafs die äufsere Form
der Gebirge, die Lage und Richtung der Thäler, ihr sanfter
oder steiler Abhang, ganz und gar keine Beziehung auf die Lage
der in ihnen befindlichen Gänge haben, und dafs, wenn sich
dieses auch hier und dazuweilen finden sollte, es zufällig und
mehr für einzelne Theile eines Ganges auf eine gewisse begränzte
Ausdehnung, als für das Ganze seiner Verbreitung nach dem
Streichen und Fallen anwendbar is t .
Am besten kann man sich hiervon belehren, wenn man in
Gegenden, wo der Bergbau im Umtrieb is t , einen Ort wählet,
aus welchem ein grofserTheil des Gebirges aus einem odermeh-
rernPunkten auf einmal übersehen werden kann, und aus w elchem
sich durch die schon bekannte Lage eines Ganges im Innern
des Gebirges, und nach den aufgestürzten Haldenzügen oder
sonstigen äufsern Merkmahlen seine Streichungslinie, oder
seine Ausdehnung der Länge nach, Vergleichen und bestimmen
läfst. Ein Beyspiel hierzu aus hiesiger Gegend giebt das von
Freyberg eine Stunde entfernte Gebirge gegen Norden, wo auf
dem ehemals gebauten Halsbrückner Gange verschiedene Grub
en , als Lorenz Gegentrum unweit Konradsdorf nordöstlich,
und von da weiter gegen Westen Rheinischer W e in , Lorenz
Fundgrube und Maafsen, Johannes George und Jakob, Anna
und A ltväter im Umtriebe gewesen, und an manchen Orten durch
einen neuen Angriff noch sind, worauf auch, bey weiterer En tdeckung
und Ausfündigmachung dieses Ganges unter dem Namen
Ludwig Spathgang, die Grube Churprinz Friedrich August
zu Grofsschirma einen ausgedehnten und bereits seit dem Anfänge
dieses Jahrhunderts bekannten und ergiebigen Bergbau gegen
Westen fortführt.
Die Lage des Gebirges und die verschiedenen daselbst
befindlichen Anhöhen verstatten an mehrern Orten eine weite
Übersicht, und aus den allenthalben aufgestürzten Halden des
ehemaligen Halsbrückner und Lorenz - Gegentrümmer Bergbaues,
sowohl als auch aus denen, die von der Grube Churprinz Friedrich
August herkommen, kann man sehr deutlich die Richtung
oder das Streichen dieses wichtigen Ganges wahrnehmen. Seine
Ausdehnung von Osten nach W e s ten , von dem gegenwärtig in
Lorenz Gegentrum anstehenden Stollorte bis vor den Stollort in
Churprinz Friedrich August, ist mit wenig beträchtlichen Abweichungen
von der Hauptstreichungslinie nach den vorhand-
nen genauen Zeichnungen und Rissen bereits in einer Länge
von 3 i 53 Lachtern oder 21931 Dresdner Fufs bekannt; mit
beiden vorher genannten Örtern ist aber das Ende desselben
noch nicht gefunden worden. Das T h a l, worin die Mulde
fliefst, welche sich hier in verschiednen grofsen Krümmungen
zuerst in nördlicher Richtung, dann gegen West und Nord-
W e s t bis nach dem Dorfe Rothenfurt hinzieht, und an einigen
Orten steile und aus senkrechten Felsenwänden bestehende
Anhöhen zur Seite ha t, wird von dem Gange dreymal durch