zeigen, eigen gemacht, so werden hierdurch zugleich mehrere
bey den Gängen vorkommende Erscheinungen deutlich , welche
in der bergmännischen Sprache ihreeigenen Benennungen haben.
Z . B . wenn sich die Richtung oder die Lage eines Ganges nach
der Mittagslinie oder nach der horizontalen Ebene ändert, so
sagt man, e r h a b e s i ch i m S t r e i c h e n oder im F a l le
n g e ä n d e r t . Bleibt seine Breite nicht mehr die vorige, so
h e i fs te s , e r i s t m ä c h t i g e r oder s c hmä l e r g e w o r d e n .
E i n Ga n g z e r g a b e l t oder z e r k l ü f t e t s i c h , das heifst,
die Ganglagen werden von einem oder mehreren dazwischen
kommenden Stücken Gestein von einander getrennt; und wo
diese sich wieder verlieren, heifst es, d e r Ga n g k om m t
w i e d e r z u s amme n .
26.
Die Ausdehnung und Verbreitung der Gänge nach ihrem
Streichen und Fallen kann nur durch den Bergbau mit Zuverlässigkeit
bestimmt werden, wozu aber freylich eine Reihe von
vielen Jahren erfordert wird . Aus Beyspielen, die ich im Nachstehenden
aus unsern Gebirgen beybringen werde, ergiebt sich,
dafs bey vielen Gängen durch den seit Jahrhunderten darauf
getriebenen Bergbau die Ausdehnung in die Länge mehrere hundert
und tausend Lachter gefunden worden is t , und es v e r d i e n
e t g ewi f s di e A u fm e r k s am k e i t e i n e s j e d e n Geo-
g n o s t e n , ü b e r d e n v o r h e r b e s c h r i e b e n e n so m e r k w
ü r d i g e n B a u de r Gä n g e , d e r s i ch a u f So g r o f s e
D i s t a n z e n a u s d e h n t u n d f o r t s e t z t , u n b e f a n g e n
n a c h z u d e n k e n . So s c h e i n t m i r a u c h das me r k w
ü r d i g e V e r h a l t e n de r G ä n g e in A n s e h u n g i h r e s
F a l l e n s e i n e r e i g e n e n A u fm e r k s am k e i t w e r t h zu
s e y n . Nirgends ist mir ein Gang vorgekommen, der nach seiner
ganzen Ausdehnung im Gebirge durchaus genau eine senkrechte
Lage oder ein so genanntes seigeres Fallen hätte; denn
von einzelnen Theilen ist hier die Rede nicht. A lle , die ich
beobachtet und gesehen habe, neigen sich mehr oder weniger
gegen die horizontale Ebene, die Richtung nach einer We ltge gend,
oder ihr Streichen, mag übrigens seyn welche sie wolle.
Eben so wenig wird man finden, was einige behaupten w ollen ,
dafs die mehresten Gänge ihr Streichen mit den Hauptthälern
der Gebirge gleichlaufend, und ihr Fallen nach dem Abhange
derselben hätten; beides wird häufig durchBeobachtungen widerle
g t, die ein jeder in unsern Gebirgen selbst anstellen kann,
und die gerade das Gegentheil zeigen. Ich will hiervon nur
einige Beyspiele anführen; das Ausführliche davon kann man
an mehrern Orten meiner Mineralogischen Geographie le s en . 1 )
Die mehresten und wichtigsten Gänge der Freyberger Gegend,
die in den Theilen des Gebirges vor der Stadt gegen Süd-
W e s t nach dem Bergflecken Brand bekannt sind, streichen aus
Nord-Ost nach S ü d -W e s t , und w'ürden bey einer fortgesetzten
Verlängerung ihres Streichens das Hauptthal, worin die Mulde
fliefst, unter einem Winkel von 40 bis 45 Grad durchschneiden.
Die allermeisten derselben fallen gegen W esten gerade nachdem
entgegen gesetzten Fallen oder Abhange des Hauptthals. Verschiedene
andere, die aus Osten nach Westen streichen, durchkreuzen
das Hauptthal, und die mehresten derselben fallen
gegen Süden dem Haupt-; Abfall des Gebirges entgegen. Ich
könnte, wenn ich nicht zu weitläuftig zu werden befürchtete,
1 ) Mineral. Geogr. S. 94* 226, 257. 2Q6 , u . a. m. O.