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Böhmischen und Schlesischen G ebirgen gesehen habe, von wenigen
Zollen auf einige Fufs , oder bisweilen auf ein, zw e y , höchstens
gegen drey Lachter ansteigt; da ich hingegen in den Ungarischen
Gebirgen das, was man einen Gang nennt,-sechs, zwölf,
sechzehn und noch viel mehrere Lachter breit gefunden hab e .
Die Zerspaltung oder die Zerklüftung des Gesteins iliört an beiden
Seiten des Ganges damit auf, dafs der K lü fte, und folglich
auch der Ganglagen, immer wenigerwerden, dafs sie in gröfserer
Entfernung von einander liegen, und man alsdann gar deutlich
sehen kann, dafs die letztem nicht mehr zum Gange gehören,
sondern gewöhnlich allenthalben im Gestein vorkommende Spaltungen
oder Ritzen sind.
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Bey fortgesetzter Beobachtung wird man gewahr, dafs verschiedene
dieser Ganglagen aus dem Gebirgsgestein selbst, andre
hingegen aus besondern Gesteinarten mit Erzen gemengt bestehen,
die von dem Gebirgsgestein sowohl dem äufserlichen Ansehen,
als auch der Natur ihrer Bestandtheile nach-) entweder
zum Theil oder ganz abweichen, und defshalb G a n g a r t e n
genannt-werden.
Quarz, Schwerspath, Flufsspath, Hornstein , körniger und
blättriger Kalkstein, G yps , Braunspath, Eisenochern u . d. m.
machen dergleichen Gangarten aus, von deren Verhältnifs unter
sieh ich in der Folge umständlicher reden werde. Hier bemerke
ich nur zuvörderst, dafs dergleichen aus Gang - und Erzarten
bestehende Ganglagen einen Gang nicht nach seiner ganzen Ausdehnung
und nach allen seinen Dimensionen ununterbrochen
ausfüllen, ob es gleich öfters in beträchtlichen Distanzen
geschieht: sondern gar oft verlieren sich entweder die ausGang-
arten bestehenden Gang'lagen unmerklich entw’eder durch einen
nicht anzugebendem Übergang in ’ einander selbst, oder in die
Ganglagen, die aus blofsem Gebirgsgestein bestehen, indem sie
nach und nach immer schmäler werden, bis zuletzt weiter nichts
als ein oder mehrere kaum kennbare Ritze im Gestein übritr
bleiben; und dann sagt der Bergmann, der Gang k e i l t s i c h
a us ; oder die Gangarten verlieren sich auf eiifmal, wenn sie
von andern ähnlichen Gangklüften und Ganglagen durchschnitten
werden, wo es alsdann heifst, der Gang h a t s i c h a b g e s
c h n i t t e n ; oder man sieht eine nach und nachzunehmende
Vermengung der Gangarten mit den B e stan d te ilen des Gebirgs-
gesteins, wonach es schwer w ird , das hieraus entstandene Mittelding
unter die Gang - oder Gebirgsarten zu setzen, und von
denen am Ende weiter nichts, als die obgedachten aus lauter
Gebirgsgestein bestehenden Ganglagen, oder1 auch nur leere Ritze
und Spaltungen im Gestein übrig bleiben. Der Bergmann pflegt
alsdann zu sagen, der Gang besteht aus G ne is, Schiefer u. s. w.
je nachdem er mehr Gestein als Gangarten in der Lage und Neigung
des Ganges findet.
Von dieser Beschaffenheit wird man bey aufmerksamer Betrachtung
die eigentlich sogenannten Gänge (in w elcher genauem
Bestimmung das Wort hier allemal genommen wird) jedesmal
finden, und zvvar mit so auffallender Abwechselung in ihrer
Breite oder Mächtigkeit, welche öfters in kurzen Distanzen vorkommt,
dafs oft von einem mehrere Fufs mächtigen Gange
zuweilen kaum eine Gangkluft von einem halben Z oll übrig
bleibt, umgekehrt auch aus kaum merklichen, dem Anschein
nach unbedeutenden Klüften nach und nach ein Gang von ansehn