indessen, aus dem was ich gesehen hatte die Überzeugung erlangt
zu haben, dafs die Gänge in den Gebirgen der vorgenannten
Gegenden, ihrer eigenen grofsen und seltenen Mächtigkeit ungeachtet
, wahre, aus mehrern schmalen zusammen gesetzte Gänge
und keine Erzlager sind, w'ofür sie von einigen gehalten worden.
Zugleich wurde ich hierbey von neuem belehrt, wie verschieden
der Bau der Lagerstätten der Erze in Gebirgen seyn kann, und
welche Vorsicht und Behutsamkeit man bey Beurtheilung der
Gegenstände dieser A r t, wenn man sie nicht selbst gesehen , sondern
nur aus Erzählungen kennt, anzuwenden habe; wie denn
auch, wie ich aufrichtig-bekenne, selbst mit dem, was ich hier
von den allgemeinen Eigenschaften der dasigen Gänge gesagt habe,
noch lange nicht alles gesagt ist, was bey mehrern und wiederholten
Beobachtungen über ihre Beschaffenheit und ihr Verhalten
angeführt werden könnte. Es würde daher eine genaue,
umständliche und getreue Beschreibung der grofsen Lagerstätten
der Eize in dem Ungarischen und angränzenden Erzgebirge mit
allen hierbey vorkommenden Verschiedenheiten und andern Erscheinungen
ein ungemein wichtiger Beytrag zur Geognosie
seyn, wenn sie von Mineralogen bearbeitet würde, die, von keinem
Lieblingssy^em irre geleitet, die Natur dieser Lagerstätten
gerade nur so, wie sie sich z e igt, beschrieben, und jeden Umstand,
wenn er auch noch so unbedeutend scheinen sollte, der
Aufmerksamkeit und einer getreuen Darstellung werth hielten.
Welche neue Aufschlüsse hätte die Geognosie hiervon nicht zu
erwarten! Denn, ohne den Verdiensten schätzbarer Schriftsteller,
die über die Ungarischen Gebirge und ihre Lagerstätten der Erze
geschrieben haben, und ohne selbst dem Wahrheit liebenden
v o n B o r n zu nahe zu treten, glaube ich nicht zu viel zu sagen,
wenn ich behaupte, dafs wir bey weitem das noch nicht davon
w issen , was sorgfältige undunbefangene Beobachter uns lehren
könnten.
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Die merkwürdigen Verschiedenheiten, worunter die Gänge
sowohl in Ansehung ihres Baues und ihrer Verbindung unter
einander, als auch in der Beschaffenheit ihrer Gangarten Vorkommen,
erstrecken sich auch’ auf letztere dergestalt, dafs man
Gänge findet, deren Gangarten von den bisher beschriebenen
gänzlich-abweichen, und die aus einer ganz fremdartigen und
den vorigen unähnlichen Gangmasse gröfsten Theils bestehen.
Hierunter zähle ich zuvörderst die Gänge, die sich im Fichtel-
berge bey Wiesenthal finden, und aus der so genannten Wacke,
einer dunkelgrauen, thonigen, und öfters basaltähnlichen Masse
bestehen. Ich habe sie in meiner Mineralogischen G eographie 3>
beschrieben. Und besonders merkwürdig ist e s , dafs man diese-
Wacke zugleich auch als Gesteinlager zwischen den Lagern und
Schichten des dasigen Gneis- und Glimmerschiefers findet. D ie
Gänge haben ein regelmäfsiges Streichen und F allen, die Mächtigkeit
ist abwechselnd von einigen Zollen bis zu zwey und drey
Fufs. Das darin sich befindende E rz ist gemeiniglich Glas-und
rothgiltiges Erz mit Schwefelkies gemengt. Ich besitze Stücke,
die in unförmlichen Massen in der Wacke des Ganges von dem
vereinigten, Felde der Gruben A lt-V ä te r , Kinder Israel und
Jordan gefunden worden sind, worin zugleich einzelne Stücke
Flufsspath und Quarz Vorkommen, die, wenn man die daran
befindlichen scharfen Kanten nicht beobachtet, gar leicht ver-
3 ) Mineral. Geogr. S . 231.