Ich habe wohlbedächtig hier nichts von seiner Breite oder
Mächtigkeit gesagt, da ich an einem andern Orte hiervon zu
reden Gelegenheit haben werde. Jedoch kann ich, um zu zeigen,
welche geringe Gröfse die Breite in Vergleichung mit seiner
Ausdehnung in die Länge und Tiefe is t, hier angeben, dafs die
Breite der mehrsten bauwürdigen Ganglagen zwischen sieben
und vierzehn Fufs gewesen, und von den jetzt im Ausbaue
stehenden Orten auch noch is t, ohne jedoch die an mehrern
Orten auf beiden Seiten des Ganges oder in seinem so genannten
Hangenden und Liegenden sich findenden kleinen Nebentrümmer
mit zu rechnen; wie denn auch der Fall an mehrern Stellen vorgekommen,
dafs die ganze Breite der aus Gang-und Erzarten
bestehenden Ganglagen gar nur wenige Z oll betragen hat.
27.
Um das merkwürdige Verhalten der Gänge in Ansehung
ihrer grofsen Verbreitung im Gebirge noch mehr zu zeigen, führe
ich hier noch einige Beyspiele von Gängen aus dem Freyberger
Revier an, die wegen des schon mehrere Jahrhunderte darauf
betriebenen Bergbaues, sowohl nach ihrem Streichen als.auch
nach ihrem Fallen, durch die bis jetz t aufgefahrnen Stollenlängen,
Strecken und abgesunkenen Schachte bekannt geworden
sind.
Der So genannte Stollengang, auf dem ein Theil des tiefen
Fürsten Stollens als der Hauptstollen des Freyberger Reviers getrieben
worden is t, erstreckt sich von seinem Eingänge im Mulden-
thale in südwestlicher Richtung gegen Freyberg, und von da
weiter bis in die Gegend der grünen Halde, auf eine Länge von
1550 Lachtern oder 10850 Fufs. Seine Neigung ist gegen Süd-
W e s t unter einem Winkel von 80 his 85 Grad, und nach den
verschiedenen darauf abgesunkenen Schachten ist er bis in eine
Tiefe von 336 Fufs bekannt.
D er Kuhschacht, eine der ältesten Gruben des Freyberger
R e v ie rs , baut auf dem dasigen Hauptgange gleiches Namens.
E r hat nach seinem Streichen, in einer Länge von 537 Lachtern
oder 3759 Fufs, eine fast gleichlaufende Richtung mit dem vorher
beschriebenen Stollengange, Von dem er ungefähr hundert
Lachter gegen S ü d -W e s t entfernt is t . Der Gang ist unter
einem Neigungswinkel von 78 Grad gegen Osten, in einer Tiefe
von 181 Lachtern oder 12 6 7 F u fs , immer noch bauwürdig.
Die Grube Beschert Glück, bey den drey Kreuzen südwestlich
von Freyberg, nach dem Bergflecken Brand gelegen, hat
bereits auf einem ihrer Gänge, Neue hohe Birke genannt, den
Stollen 785 Lachter oder 5 4 9 5Fufs getrieben; und dieser merkwürdige
Gang, wovon ich in der Folge noch mehr reden werde,
ist nun schon in einer Tiefe von 147 Lachtern oder 1029 Fufs,
unter einem Neigungswinkel von 35 bis 46 Grad gegen Westen,
von eben der Beschaffenheit bekannt, als er in höher gelegenen
Orten durch die vielen daselbst geführten Erzbaue gefunden
worden .
Die reiche Silbergrube Himmelsfürst, unweit des Bergflek-
kens Brand hinter Erbisdorf gelegen,' bauet auf vier stehenden
Gängen, wovon drey, mit Namen Wiedergefunden Glück, Vertrau
auf Gott und F e lix , ein heynahe gleichlaufendes Streichen
unter einander haben, und einige 20 bis 30 Lachter von einander
entfernt liegen , von dem vierten aber, Dorothea genannt,
unter einem Winkel von einigen 20 Grad durchschnitten werden.
Der erste ist durch den Stollen - und S treckenbetrieb nach
G II A R T E N T I E R ,