Es wird keine Gebirgsgegend seyn, die durch den Bergbau
in ihrem Innern bekannt geworden, worin man aufser den vorhin
beschriebenen Erzlagern und Gängen nicht auch mehrere
taube gefunden hätte, welche die Erz führenden Gänge durch-
schneiden, durchfallen, sich an sie anschaaren, und alle die
Veränderungen hervorbringen, die beym Zusammenkommen
der Gänge gewöhnlich sind; wie man ihnen denn nicht selten
auch eine Einwirkung auf letztere nach Beschaffenheit ihres
Vorkommens auf Veredlung oder Verunedlung zugeschrieben hat.
In dem von Freyberg gegen Süd und Sü d -W e st gelegnen Gebirgs-
theile, welcher das S tad t-un d Hohe -Birkne r ingleichen das
Brander Revier ausmacht, zählt man in einer Länge von ungefähr
3000 Lachtern mehr als zwanzig bekannte Spathgänge, die als
taube Gänge die Erz führenden, stehenden, flachen und Morgengänge
durchschneiden. Sie fallen alle mit verschiedenen
Neigungen gegen Süden, so wie das Gebirge ansteigt. Die
Breite oder Mächtigkeit ist bey denmeisten abwechselnd 3, 5, 10,
selten 20 Z o ll, bey einigen aber auch, wie z. B. die Spathgänge
Churfürst Johann George und Neuglück, 4° Z oll ode rein halbes
Lachter. Die Gangarten sind fast durchaus bey allen gleich,
und bestehen meistens aus weichem Thon oder L e tten , Quarz
und wenigem Kalk - und Schwerspath, die zum Theil besondere
Ganglagen ausmachen, zum Theil aber auch in unförmlichen
Stücken in und mit einander gemengt s in d . Durch den Forttrieb
der Hauptstollen des Freyberger Reviers, die auf diesen unhaltigen
Spathgängen mit getrieben worden sind, da sie theils
wegen ihrer reichern Gangarten den Forttrieb der Stollen erleichte
r t, theils auch als Wegweiser zur Aufsuchung Erz führender
Gänge gedient haben, hat man ihre Verbreitung und Beschaffenheit
auf m ehrere hundert Lachter kennen gelernt; ja, es sind
sogar in den tauben Spathgängen Churfürst Johann George die
Stollen 2100 Lachter, in Sonne und Gottesgabe 1200 Lachter
und in Neuglück lß o o Lachter unter immer fortdauernder gleicher
Beschaffenheit getrieben worden, so wie man sie auch
nachher an mehrern Orten bey den angelegten tiefem Bauen
unter dem Stollen gefunden hat.
Die genaue Vereinigung der tauben mit den Erz führenden
Gängen bey ihrem Anschaaren und Zusammenkommen, und ihr
wechselseitiges Verrücken, welches.sich zuweilen auf ansehnliche
Längen erstreckt, giebt Gelegenheit zu mancherley interessanten
Beobachtungen. Übrigens mufs ich hier noch besonders bemerk
en , dafs die Spathgänge, die in den vorher genannten R evieren
allenthalben als taube Gänge bekannt sind, in dem näher gegen
Freyberg und weiter gegen Norden sich erstreckenden Halsbrückner
Revier gerade die edelsten Gänge sind, welche, wie man
sich noch aus dem Vorhergehenden erinnern wird, z. B. auf den
Gruben Alter und Neuer Morgenstern, die reichsten Erze von
gediegenem Silber, Glas - und rothgiltigem Erz enthalten haben
und auch noch enthalten; und wie reich an Erzen ist nicht der
bekannte, sich so weit verbreitende Halsbrückner Spathgang!
5 8 -
Von ganz eigner Art sind die tauben Gänge, welche sich in
dem Theile des Johann - Georgen Städter Gebirges, der<Fasten-
berg genannt, finden. Sie bestehen in dem dasigen Glimmerund
Thonschiefergebirge durchaus aus Granit, und werden von
dem Bergmann S a n d g ä n g e genannt. W a s ich davon bereits in