Geburt n u n wirklich v o rh a n d e n , so ist d adurch dem Glauben
d er Javanen n a c h , der Beweis geliefert, dass sowohl die
physischen als die psychischen Eigenschaften der Grosseltern
au f das Kind übergegangen sind. Wird das Kind jedoch ohne
toh g eboren, d an n wird den Eltern oder irgend einem ändern
Familienmitglied im Traum geoffenbart w e rd e n | wer die Eigenschaften
d er Grosseltern geerbt hat x).
Die Javanen in Solo g lau b en , dass diese blauen F le c k e n ,
die sie tembong n e n n e n , entstehen, wenn abends in einem
unbewachten Augenblick der Zwerggeist ändja-ändjä den
Kindern das Hinterteil leckt. Nach einer ände rn Volksauffassung
k an n auch kurz nach der Geburt eine mythische Schlange
den Körperteil mit der Zunge b erü h ren ; um es zu verhindern
legen die Javanen einen Kris neben Neugeborene, sie halten
die Flecken jedoch nicht fü r unglückbringende Zeichen. Ausser-
dem glaubt man auf Java können die Flecken entstehen,
wenn eine Schwangere beim Bücken die Hände au f den Steiss
oder die Hüften d rü ck t um sich im Gleichgewicht zu halten.
(H. ten K a te : Globus, Band 87, No. 4,1 9 0 5 : Die blauen Geburtsflecke).
Die Toradja in Celebes sehen die Flecken als ein gutes
Vorzeichen an.
Hinsichtlich des Albinismus verweise ich au f die Mitteilungen
im ersten Band meines Werkes (Die Heilkunde der Niasser).
Ausser der F arbe kommen noch andere Eigenschaften bei der
Bestimmung des Hautkarakters in Betracht. Meistens fand
ich, dass sich die Haut der Niasser, wenigstens von erkrankten
Stellen abgesehen, sammetweich anfühlte. Bei den meisten
Männern fiel mir die Weiche u n d Glätte der H andfläche auf, m an
hatte das Gefühl eine F rau en h an d anzufassen. Schwielenbildung
findet sich fast n ie , auch fehlt die der Hand des Europäers
gewöhnlich eigene Kraft und Festigkeit. Die Handknochen
sind im Verhältnis zu einander sehr beweglich. Kohlbrugge
1) Meyer, A. B., Die blauen Geburtsflecke bei den Völkern des
Ost-Indischen Archipels. Feestbundei ter herinnering uitgegeven bij
het verschijnen van het 50ste deel. Gen. Tijdschr. v. Ned. Indie.
Batavia, 1911.
hat bereits au f diese Eigentümlichkeit bei den Eingeborenen
Ostindiens hingewiesen. E r hält diese Beweglichkeit und Elastizität
fü r eine Folge des Klimas, da man sie bei den Weissen,
die ih re Jugend in den Tropen verlebt h ab en , ebenfalls antrifft.
Durch die grössere Elastizität der Sehnen- u nd Muskelgewebe
sind die Eingeborenen zu allerlei Bewegungen fähig, die den
Europäern in der Kegel unmöglich sind.
Hans Virchow bezweifelt, dass diese grössere Beweglichkeit
auf einer erhöhten Gewebeelastizität beruht, er schreibt sie
vielmehr den längeren Gelenkbändern dieser Volkstämme zu.
An den Fusssohlen findet sich in der Regel eine starke
Schwielenbildung, die Haut zeigt dabei tiefe Risse u nd Schrunden,
durch das Gehen mit blossen Füssen au f dem unebenen
rauhen Boden verursacht, sodass die Hautlinien häufig nicht
mehr zu erkennen sind. Auch die Fingerspitzen zeigten m an ch mal
so viele Narben, dass es unmöglich war den Verlauf der
Hautlinien zu bestimmen.
Meistens fühlt sich die Haut der Eingeborenen, in auffallendem
Gegensatz zu der warmen Hand des Europäers in den
Tropen, kü h l an. Fast immer sind die Hände der Eingeborenen
trockner als die der Europäer. Die Schweissabsonderung bei
den Eingeborenen ist sehr gering und zeigt sich fast n u r im
Krankheitsfalle.
Die unangenehme Hautausdünstung der Niasser schreibe ich
grösstenteils ih re r Unreinlichkeit z u , auch die Kleider,
die fast nie gewechselt we rden, erhalten schnell einen üblen
Geruch; bei den angesehnen Niasse rn, die von selbst reinlicher
sind, so wie bei unsern niassischen Dienern u n d den zum
Christentum Übergetretenen, bei denen au f grössere Reinlichkeit
gehalten w ird , machte sich der unangenehme Geruch weit
weniger bemerkbar. Ich habe häufig besonders in Nord-Nias
bei der ärztlichen Behandlung von Leuten, die mit Hau tk ran k heiten
u n d Geschwüre behaftet waren, eine sehr übelriechende
Hautausdünstung wahrgenommen.
Es gilt als ein Zeichen der V ornehmheit sich die Fingernägel,
besonders am Daumen lang wachsen zu lassen. Die einfachen
Eingeborenen, die ihre Hände zum Arbeiten gebrauchen müssen,