m eh r gebraucht werden. Ich pflegte für jede Maske dreimal
ein bestimmtes Quantum Gips anzumengen und benutzte dazu
stets kaltes Wasser.
Mein Assistent u n d ich bearbeiteten d a rau f jed e r eine Gesichtshälfte.
Das h a t den Vorteil, dass man bei schnellere
Arbeit zugleich besser übersieht, dass kein Gips fortfliesst oder
in die Nasenlöcher u nd hinter die Ohren dringt. Wir fingen
stets damit an die Gipsmasse au f Augen und Mund zu legen,
d ann haben die Leute das Unangenehmste überstanden und
k önnen auch nicht m ehr viel Widerstand bieten. Das Verziehen
des Gesichtes beim ersten Anbringen des Gipses lässt
schnell nach. Bei den meisten der reproduzierten Gesichtsmasken
fallt der vollkommen ruhige und wenig ängstliche
Ausdruck auf, n u r bei No. 5, 6 , 32, 41 u nd einigen ändern ist
noch ein ängstlicher Zug zu bemerken. Wa r n u n das Gesicht
ganz mit Gips bedeckt, so wartete ich eine W e ile , bis ich mich
durch Klopfen au f die Maske von der genügenden Härte des
Gipses überzeugen konnte:
Nun kommt der schwierigste Teil der Arbeit, das Abnehmen
der Maske. Es muss sehr vorsichtig un d langsam geschehen,
jedes plötzliche Ziehen u nd Rücken muss vermieden werden ,
sollen auch die Ohren gut heraus k om m en , und soll der in
der Concha des Ohres liegende Gipsteil, wenn er über den
Tragus gezogen w ird , nicht abbrechen. Am besten gelang mir
das Abnehmen, wenn ich mich zu beiden Seiten des liegenden
Mannes au f ein Knie niederliess, und mich über ihn
beugend, mit beiden Händen den Rand der Maske umfassend,
mit gleichmässiger Kraftanstrengung zog, während mein Assistent
den Kopf kräftig festhielt. Das Abnehmen der Maske fordert
selbst von Jem an d , der schon viel Übung und Routine hat,
grosse Sorgfalt u nd viel Geduld u nd nicht selten auch grosse
körperliche Anstrengung.
Dass es häufig grosse Mühe kostete, die Eingeborenen zu bewegen,
eine Maske von ihrem Gesicht nehmen zu lassen, braucht
nach dem Vorausgeschickten wohl kaum betont zu werden.
Alle möglichen Geschenke u nd Versprechungen, häufig auch
kleine Listen mussten angewandt werden. Manches wunderlieh
e , häufig auch belustigende Beispiel könnte ich von unsern
Überredungskünsten erzählen.
An den in diesem Buch reproduzierten Gesichtsmasken
lassen sich die verschiedenen Typen leicht erkennen. Man
wird Masken finden von Individuen mit breiten u nd kurzen
Gesichtern, mit b re ite n , platten N a se n , u n d d ick en , breiten
Lippen. Bei ände rn wieder fallen die schrägstehenden Augen
oder die feingeformten, d ünnen L ip p en , und der schmale
hohe Nasenrücken auf. Bei vielen erkennt man die b re iten ,
vortretenden Jochbeine, bei manchen eine hohe schön gewölbte
S tirn , bei ände rn eine besonders niedrige. An einzelnen Masken
ist die Durchbohrung u nd Ausreckung des rechten Ohrläppchens
deutlich zu beobachten. Auf mehreren Abbildungen,
z. B. Photogr. 7 sieht man die Pockennarben. Auf der Gipsmaske
des alten Mannes (No. 58) k ann man mit grösser Deutlichkeit
den Veriauf der stark gewundenen Arteriae temporales
verfolgen; ausserdem mache ich bei dieser Maske auf
die dicke, breite un d umgebogene Unterlippe aufmerksam.
Die beigefügte Liste giebt an, aus welcher Gegend die Leute,
von denen Gesichtsmasken genommen w u rd e n , stammen und
welchem Stamm sie angehöreri.