genes Gesicht u n d ein breites, schwarzes, glänzendes und
häufig schräg stehendes Auge. Diese V erschiedenheit des Typus,
die sich bei der ganzen Bevölkerung zeigt, verschwindet
m an chm a l, wenn man die einzelnen Individuen u n te rsu ch t,
sodass es häufig v o rk om m t, dass man im Norden oder im
Süden der Insel Individuen trifft, die sich im Bezug au f
ih ren Körperbau d urchaus nicht von einander unterscheiden.
Die Insel ist verhältnismässig k lein , keine einzige scharfe
geographische Grenze scheidet den nördlichen von dem südlichen
Teil. Es ist d ah e r in der Tat nicht unwahrscheinlich,
dass die Unterschiede durch Veränderung der Wohnorte u nd
Heiraten im Lau f der Zeit nicht selten weniger sprechend
geworden sind.
Ausser den beiden genannten Typen glaubt Modigliani noch
ein drittes, nicht zahlreich vertretenes Element feststellen zu
k ö n n e n ; ihm sollen die grössten Leute der Insel an g eh ö ren ,
mit lockigem, manchmal sogar krausem Haar, schwarzen,
vollkommen horizontal liegenden Augen u n d einer vorspringenden
scharfen Nase, einer richtigen Adlernase. Dieser
Typus, der nach Modigliani die N o rd -u n d W estküste bewohnt,
ist seiner Vermutung nach d u rch Kreuzung von Atjehern und
Arabern mit niassischen F rau en entstanden.
Auch in dem Beitrag von Rappard x) findet man einige
anthropologische Bemerkungen ü b er die Niasser: „obgleich
z u r malaiisch-polynesischen Rasse gehörig, unterscheiden sie
sich in vielen Beziehungen von den B a tak , Malaien e tc .;
auch von den Stämmen, welche die ände rn Inseln im Westen
von Sumatra bewohnen, sind sie in S p rach e, Sitten un d
Gewohnheiten sehr verschieden, ausser von der Hauptbevölkerung
d er B a tu in se ln , die aus Süd-Nias stammt. Die
Mittelgrösse der Männer k an n au f 5 Fuss geschätzt werden.
In Süd-Nias sind jedoch viele Männer grösser, h ier besonders
finden wir die reine Rasse, die schlanker u n d feiner
gebaut ist, als die malaiischen Stämme. Die F rau en sind kleiner
als die Männer.
Sowohl die Männer als die F rau en von Nord-Nias sehen
im allgemeinen wenig kräftig u n d schlecht genährt aus.
Die Hautfarbe d er Niasser ist heller als die d er Batak
und Malaien, die F rau en sind manchmal auffallend weiss.
Bei den Niassern treten die Backenknochen weniger hervor,
die Lippen sind weniger gross u nd d ic k , die Nase weniger
platt als bei den Malaien. Die Augen stehen häufig schräg
nach innen u nd gleichen manchmal den chinesischen. Die
Stirn ist meistens h o ch , das Haar schwarz, während die Ge-
sichtsziige der F rau en weniger scha rf sind.”
Zum Schluss möchte ich noch an fü h ren , was van Kol !)
über das Äussere der Niasser mitteilt: Die Backenknochen
springen v o r, die Lippen sind weniger d ick , die Nase ist
weniger platt als diejenige der Bewohner van Sumatra. Viel
Einheit ist nicht in der Bevölkerung, die S ü d -u n d Nordniasser
zeigen sogar einen so grossen Unterschied in Sprache, Sitten
und Gewohnheiten, dass sie zwei verschiedenen Rassen anzugehören
scheinen. Der Nordniasser ist ziemlich w eiss, meistens
schlecht gen äh rt, der Südniasser ist viel sch lan k e r, kräftiger
und stärker. An der Bai von Telok-Dalam (Süd-Nias) sah ich
wieder einen ganz ände rn Typus mit einzelnstehenden fremdartigen
Haarlocken au f dem kahlen Schädel.
Der niassische Typus ist ziemlich stark mongolisch un d
zeigt durch die schiefstehenden Augen u n d b rau n e Hautfarbe
viel Übereinstimmung mit den Dajak im Inn e ren von Borneo.
Die niassischen Ruderer am Strand von Lahewa sahen wie
echte Jap an er aus.
Dies sind die Mitteilungen der verschiedenen Schriftsteller
über die somatischen Eigenschaften der lebenden Niasser;
auf die Untersuchungen von niassischen Schädeln werde ich
später noch zurückkommen.
Es ist wohl deutlich g ew orden, dass n u r allgemeine Mit-
1) Van Kol, H., Reisbrieven. De Locomotief. Semarang 24 und
25 Okt. 1911.