angesiedelt sind J). Jedenfalls u n h a ltb a r ist die Ansicht
Temminclc’s 2), dass die Bewohner von Nias dem malaiischen
Archipel fremd seien. Mit Recht zählt sie Crawfurd vielmehr
z u r malaiischen R a c e ; sie sind eines Stammes mit denen der
Batu-Inseln, mit welchen sie in häufigem Verkehr stehen.
Die Hauptmasse der Bevölkerung der letsteren stammt u n zweifelhaft
von Nias von wo noch jetzt Einwanderungen stattfinden,
au f beiden Inselgruppen werden Dialekte derselben
Sprache gesprochen u n d im Aeusseren gleichen diese Menschen
zwar nicht den civilisirten Malaien, wohl aber den roheren
schlichthaarigen Völkern d er ostindischen Inseln, den Dajaks,
Alfuren u. a. (Francis 3), Ho rn e r 4).
Ausserdem leben au f den Batuinseln noch eine geringe Zahl
von Malaien aus S um a tra , einige Bugis u n d Chinesen.
Besondere Aufmerksamheit verdient der merkwürdige Umstand,
dass nach einer dortigen Sage die ältesten Einwande rer,
welche die späteren aus Nias in Abhängigkeit erhalten zu
haben scheinen, von den Pageh-Inseln gekommen sein sollen,
wo eine ganz andere Sprache h e rrsch t; diese, so erzählt
m a n , setzten sich zuerst in Buluara au f Tana Massa fest;
u n d wirklich sind die Bewohner dieses Ortes sehr verschieden
von der übrigen Bevölkerung der Batu-Inseln
(kleiner, massiver gebaut, von malaiischen Gesichtszügen,
jedoch stark b eh a art), den Eingeborenen der Pageh-Inseln
ab e r, die den Niassern sehr ähnlich sind, gleichen die von
Buluara keineswegs (Horner). Es scheint d em n a c h , dass
diese Inseln frü h e r im Besitze von ände rn Menschenstämmen
gewesen sind, die von Süden h e rau fd ra n g en , später
ab e r dem von Norden gekommenen Volk von Nias
weichen mussten. Die Mentaweis oder Mentuwis (unter diesen
sind eigentlich n u r die Bewohner von Siberut u n d P o ra zu
verstehen) der Pageh-Inseln sind nach den meisten Angaben
1) Tijdschr. voor Ind. T. L. en V. K. 1854.
2) Coup d’oeil sur les possessions Néerl. dans l’Inde Archipéla-
gique. Leiden, 1846.
3) en 4) Tijdschr. v. Ned. Indië. II en III.
ein ganz eigenthümliches, von allen ih ren Nach b arn verschiedenes
Volk, das in Sitten u n d Gebräuchen viele Aehn-
lichkeit mit den Polynesiern haben soll u nd einer Sage nach
von der Sonne, das heisst wohl von Osten hergekommen
ist *)• Ih re Sprache enthält n u r einige malaiische u n d jav an ische
Wörter, andere verwandtschaftliche Beziehungen derselben
sind bis jetst nicht nachgewiesen. Die Bewohner von Engano,
die rohesten u n te r allen In su lan e rn dieser Gegenden, nennen
sich selbst Kelikjee u n d reden eine dem Malaien ebenfalls
ganz unverständliche Sprache. Sie zu den Negritos zu zählen
(Rosenberg 2) liegt kein genügender Grund vor.
Von Rosenberg berichtet noch eine Legende ü b er die Abstammung
der Niasser: Vor langen Zeiten soll bei Makassar
au f Celebes eine Erdverschiebung stattgefunden haben und
ein Kampong verwüstet worden sein. Das Kamponghaupt,
Laubo Maros mit Namen, versammelte die Überlebenden u n d
schlug ihnen vor, auszuwandern. Sein Rat fand Beifall, sie
gingen zu Schiff un d kamen schliesslich nach Nias, wo sie
sich einen Kampong bauten. Unter denen, die mit Laubo
Maros ausgezogen waren, befand sich auch der Onkel seiner
F ra u un d dessen Gattin. Da Laubo sich in seine T ante verliebt
hatte, ersann er eine List um seinen Onkel zu entfernen.
„O n k e l”, sprach er, „w ir befinden uns h ier au f einer Insel,
von der wir nichts wissen, weder die Breite noch die Länge.
Um h ierübe r Gewissheit zu erhalten tu n wir am besten, dass
d e r eine von uns nach rechts der andere nach links im m e r am
Strand entlang weiter geht, bis wir Zusammentreffen, d an n k önnen
wir nach der Zeit, die wir dazu gebraucht h a b e n , die Ausdehnung
der Insel bestimmen” . Der Onkel wa r einverstanden
und ging links, der Neffe re ch ts, aber nachdem d er letztere
einige Stunden gegangen w a r, kehrte er um u n d hatte
so seinen Zweck erreicht. Als der Onkel nach langer Zeit
1) Asiat. Res. VI, 77, 89. Rosenberg en Tijdschr. v. Ind. T. L.
en V. K. I. 409.
2) Tijdschr. v. Ind. T. L. en V. K. III. 374.