diesen Verhältnissen durchaus nicht als Werte für die Kraft
des optischen Systems an sich betrachtet werden. Vielmehr
geben sie den to rp o r retinae bei den verschiedenen Individuen
an. Vermutlich ist hierin auch die Erklärung der T atsache zu
fin d en , dass die zu verschiedenen Zeiten mit ungefähr derselben
Beleuchtung bei zuverlässigen Leuten erhaltenen E rgebnisse
so beträchtlich von einander abwichen. Die obwaltenden
Umstände erschwerten eine genaue Angabe der Sehschärfe
einigermassen, und machten ziemlich langwierige
vorbereitende Experimente nötig um sich mit der A nwendung
der Methode vertraut zu machen. Um die subjektiven Bedenken
bei den untersuchten Leuten soviel wie möglich zu beschränken,
wurden sofort nach dem Experiment Eserineintröpfelungen
vorgenommen.
Bei den Eu ro p ä ern betrug die Entfernung, in der man mit
dem Haken von Cohn lesen konnte, für das rechte Auge durchschnittlich
7,2 m., für das linke 8 ,1 m. und für beide Augen 9,9 m.
Bei den Eingeborenen wurde für das rechte Auge ein Mittel
von 8,4 m. für das linke 9,1 un d für beide Augen 11,07 m.
gefunden.
Gerritzen meint, die Resultate, nach denen die Eingeborenen
einen + 12^ ° / 0 besseren Visus h ab en , berechtigen zu der
Folgerung, dass die Euro p ä er sich der Beleuchtung nicht
anpassen können.
Es ist mir Bedürfnis an dieser Stelle dem Vorstand des
Heeres und der militärärztlichen Abteilung von Niederl. Indien
meinen Dank auszusprechen für die W e ise , in welcher sie auf
meine Bitte, eine vergleichende Untersuchung der Sehschärfe
von Euro p ä ern u nd Eingeborenen an zu stellen, eingegangen
sind, ebenso Herrn Dr. H. J. Gerritzen für die gewissenhafte,
vortreffliche A rt, der er das von Dr. van der Hilst Karrewy
gesammelte Material bearbeitet u nd zugleich sein Pietätsgefühl
für den frühverstorbenen hoffnungsvollen Kollegen zum
Ausdruck gebracht hat.
P u l s f r e q u e n z d e r N ia s s e r .
Bei 1288 Niassern wurde stehend die Pulsfrequenz notiert.
Als durchschnittliche Pulsfrequenz fand ich 87,43 Schläge
per Minute, gegen 89,61 seinerzeit bei den Minangkabau-
Malaien. Die Abscis der Kurve, welche die Pulsfrequenz
darstellt, erstreckt sich von 48 bis 148; man sieht also, dass
die individuellen Differenzen sehr gross sind.
Auf den schwächsten Puls folgen Frequenzen von 52, 56,
60 u. s. w.
Bei den Minangkabau-Malaien hatte der schwächste Puls
52 Schläge in d er Minute. Wahrscheinlich haben nervöse
Momente, Angst vor der Untersuchung zu der durchschittlich
hohen Pulsfrequenz beigetragen.
Van de Sande J) untersuchte vor einigen Jah ren die Pulsfrequenz
bei den Papua. Über seine Resultate macht er folgende
Mitteilungen:
„ The frequency of the pulse observed in 42 full grown men
in erect posture proved to differ a good deal, b ut by no means
as physiology would have it 2), decreases with the increasing
standing height of the individual. The tallest man 171,2 cm.
ta ll, had exactly the highest pulse rate (1 0 0 ), the slowest
pulse (50) was found with a man of little more th an medium
height (164,0 cm.) and the shortest man (152,0 cm.) had a
heart beat at the rate of 58. In 18 cases (43 °/0) the frequency
taken in the daytime between 10 and 4 o ’clock, proved to be
1) Van de Sande, G A. J., Nova Guinea. Leiden, 1907.
2) E. A. Schäfer, Texboök of physiology, Edinburgh. London.