Wilhelm Yolz 1) h a t vor einigen Jah ren an den Mentaweiern
anthropologische Studien gemacht. E r hat aber n u r 19 Männer
und 6 F rau en gemessen, meiner Meinung nach eine zu geringe
Anzahl um Schlüsse aus diesen Messungen zu ziehen.
Im Allgemeinen sind bis heute die in den verschiedenen
Teilen unsres indischen Archipels angestellten systematischen
Untersuchungen der Eingeborenen an einer zu kleinen Anzahl
von Leuten vorgenommen worden, um als brauchbares vergleichendes
Material dienen zu können. Erst durch die
Möglichkeit Individuen in grösserr Anzahl einander gegenüber
zu stellen u n d zu vergleichen k an n meiner Meinung nach die
Antropologie in Ostindien wesentlich gefördert w e rd e n ; bis
jetzt sind n u r bei einzelnen Stämmen Messungen in grösser
Anzahl vorgenommen worden.
Nach Volz zeigen die Mentaweier einen ausgesprochenen
Mongoloi'den Typus u n d gleichen d a rin den Dajak, mit denen
sie augenscheinlich verwandt sind. Ih re Körperlänge schwankt
zwischen 150 u nd 160 cm .; sie haben eine ziemlich helle
olivengelbe Hautfarbe, braunschwarzes bis schwarzes welliges
Haar, ih re Augen sind von hellerer F arbe als bei den Malaien.
Unter Malaien versteht Volz die jüngeren Emigranten au f
Sumatra, nämlich die mohammedanischen Bewohner an den
Küsten u nd grossen Flüssen, im Gegensatz zu den Kubu,
Batak, Gajo, Atjeher etc. Die Augen der Mentaweier sind
bräunlich, sie sind länglich mandelförmig u nd stehen meistens
schräg. Fast immer findet sich eine Mongolenfalte, jedoch
m anchma l n u r sehr wenig entwickelt. Die Nase der Mentaweier
hat eine andere Form als die der Malaien u nd Kubu. Die
Nase der Malaien n en n t Volz ziemlich platt, leicht konkav,
breit, mit grossen querovalen Löchern, ohne dicke Spitze. Sie
macht nicht den Eindruck, eingedrückt zu sein.
Die Nase der Kubu dagegen ist platt, leicht konkav, breit,
mit grossen querovalen Nasenlöchern und dicker Spitze. Diese
Nasen machen den Eindruck, eingedrückt zu sein.
Die Nasen der Mentaweier n en n t Volz ziemlich hoch, mässig
breit, mit m eh r oder weniger geradem Nasenrücken, zierlicher
Nasenspitze, mässig grossen rundlichen langovalen oder ziemlich
runden n u r selten etwas querovalen Nasenlöchern. Diese Nasen
sehen aus, als ob sie eingedrückt sind.
Bei den Mentaweiern besteht eine mässig starke P ro g n a th ie ;
d er Unterkiefer ist kräftig entwickelt. Die Gesichtsform ist
wenig prägnant, das Gesicht im Allgemeinen hoch u n d relativ
breit. Infolge der schmalen Stirn u nd des breiten Kinnes neigt
das Gesicht zu r Fünfeckigkeit mit nach oben gekehrter Spitze.
Die Stirn ist fast im me r niedrig, schmal, kielförmig, häufig
fast „fliehend” u nd meistens n u r mässig voll. Die Entwicklung
der Stirnhöcker ist deutlich, jedoch nicht sehr stark. Die
Backenknochen sind dick u nd hervorstehend. Hände u nd Füsse
werden ziemlich breit u nd kurz g e n a n n t; wie die meisten
Eingeborenen von Sumatra u n d den Sundainseln haben auch
die Mentaweier m eh r oder weniger entwickelte Plattfüsse.
Wie bereits gesagt, mass Volz 19 Männer u nd 6 Frauen.
E r fand die Mentaweier mesocephal. Auch von Luschan fand
die neun Schädel die mein Beisegenosse Prof. Dr. Alfred
Maass von den Mentaweiinseln mitbrachte mesocephal *).
Als typische indices cephalici giebt Volz an zwischen 78 u n d 82.
Die Mentaweier, so schliesst Volz, stellen eine sehr einheitliche
Kasse dar, die mongolo'id u n d mit den Dajak verwandt ist.
Aus den von Volz angegebenen Ziffern habe ich die folgenden
Mittelzahlen gefunden:
Grösste L ä n g e ............................................... 187,8 mm.
„ B r e i t e ...........................................................■ .1 4 9 ,5 „
O h r h ö h e ............................................................... 123,6 „
Kleinste Stirnbreite . . ........................................ 97,2 „
Kinn — H a a rran d A ................................................... 191,4 „
Nasenwurzel -—" Kinn B ..............................................111,3 „
H m m Mund C ...............................................68,3 „
N a s e n h ö h e ................................................................ • 45,7 „
Nasenbreite . . . . . . . • . • • ■ • 39,6 „
J o c h b o g e n b r e ite ..............................................................137,9 „
1) Maass, Alfred, Bei liebenswürdigen Wilden. Berlin. 1902.