teilungen u n d Betrachtungen ü b er den Körperbau der Niasser
zum Besten gegeben worden s in d , während genaue au f an th ro pologischen
Untersuchungen beruhende Angaben fast durchaus
fehlen. Wo davon die Bede ist, wurden die Untersuchungen
an einer so kleinen Individuenzahl u n d so örtlich vorgen
om m en , dass der Anthropolog ihnen wenig Bedeutung u nd
Wert beimessen kann.
Ich werde zunächst kurz angeben, wie un d wo ich meine
anthropologischen Untersuchungen an den Niassern vorgenommen
habe.
Um eine möglichst klare Übersicht der Bevölkerung in
den verschiedenen Teilen d er Insel zu e rh a lte n , habe ich meine
Untersuchungen in den vier Hauptteilen der Insel, im Osten,
N o rd e n , Westen u nd Süden angestellt. Zunächst kam die Bevölkerung
in den Küstenorten an die Beihe, danach zog ich jedesmal
in das In n e re , um auch dort die Eingeboren zu studieren.
N u r im Süden konnte ich diesem P lan nicht treu bleiben,
da ein ernstliches Malariarecidiv mich zwang, die Insel so
schnell wie möglich zu verlassen, u nd es nicht ratsam war
wieder dorthin zurückzukehren.
Die Untersuchungen fanden ausschliesslich an Männern
statt; die an den Küsten ansässigen Malaien waren gleich
n ach meiner Ankunft bestrebt mir Schwierigkeiten in den
Weg zu legen, indem sie bei den Niassern den Verdacht zu
wecken su ch ten , dass meinen Untersuchungen unehrbare
Absichten zu Grunde lägen. Um diesen Bezichtigungen jeden
Anhalt zu n ehm en , beschloss ich von Untersuchungen an
weiblichen Individuen überhaupt abzusehen. Um ferner soviel
wie möglich echte, d. h. Niasser mit reinem Blut zu u n te rsuchen
, habe ich n u r die noch dem Heidentum Angehörenden
oder zum Christentum Bekehrten gemessen u nd beobachtet;
die mohammedanischen Niasser blieben gänzlich ausgeschaltet,
weil bei ihnen die Mischung mit malaiischem Blut nicht mit
Gewissheit ausgeschlossen werden kann.
Ausserdem habe ich mich stets nach dem Stamm, dem
die von mir gemessenen Individuen angehörten, erkundigt
und von den bedeutendsten Einzel-Stämmen, von denen ich
eine verhältnismässig grosse Anzahl Leute gemessen habe,
auch wieder besondere Mittelwerte angegeben. Dies ist besonders
in Süd-Nias von Wichtigkeit, weil dort, wie Bappard
uns mitteilt, Endogamie, das Heiraten u n ter Stammesgenossen,
besteht, während in der nördlichen Hälfte Exogamie, das
Verbot untere inander zu h e ira ten , herrscht. Die drei Hauptstämme
von Süd-Nias sind sowohl von einander als von
den im Norden wohnenden Stämmen scha rf getrennt. Die
Mitglieder eines Stammes wohnen nicht immer in demselben
Landstrich dicht beisammen. Ursprünglich scheint es wohl
der Fall gewesen zu sein, das L and war u n ter eine Anzahl
Stämme verteilt, von denen jed e r sein eignes Grundgebiet
bewohnte. Im Lau f der Zeit kamen in das Gebiet des einen
Stammes Leute eines än d e rn , sodass in den verschiedenen
Teilen der In s e l, Gruppenweise zersprengt, Angehörige anderer
Stämme angetroffen werden. In einigen Gegenden haben geradezu
Auswanderungen aus dem In n e rn d er Insel stattgefunden,
um in der Nähe der Regierung u n d d er Mission
Schutz vor den Bäuber- u nd Mörderbanden zu suchen, die,
ehe die holländische Regierung ih re Macht geltend machte,
dort herrschten. Seitdem im In n e ren m eh r Ruhe u n d Ordnung
zu finden s in d , kehren viele nach ih ren ursprünglichen W o h n orten
zurück.
Ebenso sind durch Räuber und Sklavenhändler häufig Menschen
aus fernen Gegenden fortgeschleppt u n d nach ände rn
Gebieten gebracht wo rd en , auch bei heftig auftretenden an steckenden
Krankheiten haben die Bewohner manchmal ih re
Kampongs verlassen, um in einer ände rn Gegend ih r Dorf
wieder aufzubauen.
Das In lan d besonders im Norden der Insel ist n u r wenig
bewohnt und durch Sklavenausfuhr, die in früheren Zeiten
von hier aus nach Atjeh u n d anderen Teilen von Sumatra
im Grossen betrieben w u rd e , sowie durch heftige Epidemien,
Pocken, Malaria u n d Dysenterie, stark entvölkert.