Zellen bezeichnen den oralen Pol der Blastula; S. 126: „En même temps, on constate une invagination
de la face orale; c’est le stade Gastrula“), S. 215 f. (Flustrellci), S. 259 („Nous arrivons enfin graduellement
à ramener toutes les formes de Bryozoaires à un type unique composé d’une gastrula à deux
faces opposées séparées par la couronne, l’une (aborale) beaucoup plus volumineuse opposée à la
bouche, . . . l’autre (orale) portant à son centre l’ouverture buccale“), sowie die Erklärung der Tafeln;
ferner Barrois, ’80, S. 15 f. und Fig. 2, 2a nebst Erklärung (Lepralia). Von anderen Forschern, die
sich in gleichem Sinne geäussert haben, nenne ich Ostroumoff (’87, S. 181), der die Ausdrücke animaler
und vegetativer, aboraler und oraler, Scheitel- und Gegenpol, pallealer und basaler Pol paarweise
synonym setzt, und Harmer (’87, S. 446), der von Alcyonidium sagt: „A un stade plus avancé, j ’ai
observé l’existence d’une forte dépression, le blastopore, situé exactement au milieu de la face orale
et se continuant avec une cavité quelque peu irrégulière, entourée de plusieurs grandes cellules hypo-
blastiques.“
Wenn aber Davenport trotz dieser Angaben die Identität des Mundpoles der Larve und des
Mundpoles der Gastrula bezweifeln sollte, so ist diese nach dem Erscheinen seiner Arbeit auch noch
durch Prouho in der bündigsten Weise bestätigt worden, und zwar für Alcyonidium (Prouho, ’92,
S. 611 f.), Hypophorella (S. 614) und Membranipora (S. 615); so dass es nunmehr als feststehend zu
gelten hat, dass so-wohl bei den Entoprocten wie den gymnolämen Ectoprocten 1) die Seite
des Larvenmundes, mit welcher die F e stsetzu n g erfolgt, der Seite des Gastrulamundes (Oralseite)
entspricht, und demgemäss 2) die definitiven Polypide an der A b o r a ls e it e münden.
Da nun bei den Ph y la c to lämen der obere Pol der Larve den Mundpol der Gastrula und
folglich den oralen Pol im Sinne von Barrois darstellt, so ergiebt sich, dass hier im G eg en sa tz zu
den ü b r ig en B ry o z o en 1) die F e s ts e t z u n g der Larve mit der A b o r a ls e ite stattfindet, und
2) die definitiven Polypide an der O r a lse ite ihre Entstehung nehmen.
Eine Über einstimmung zwischen Phylactolämen und Gymnolämen zeigt sich darin, dass
die definitiven Polypide ganz und gar Neubildungen sind, wobei das primäre Entoderm nur als
N äh r m a ter ia l in Betracht kommt; bei den Entoprocten dagegen geht der Larvendarm direct
in das definitive Polypid über, indem er nach der Aboralseite verlagert wird.
Nachdem wir festgestellt haben, in welcher Weise die verschiedenen Bryozoenlarven gegen
einander zu orientiren sind, fragt es sich, wie weit sonst eine Vergleichung möglich ist.
Über die Ento- und Mesodermbildung ist in den Abschnitten VIII und IX gesprochen worden.
Die Rückbildung des unteren, die Pseudoblastulahöhle (Taf. VI, Fig. 126, Psblh) enthaltenden
Abschnittes des Phylactolämenembryo findet, so viel ich sehe, bei den Gymnolämen kein Seitenstück*
man müsste denn die Rückbildung des aboralen Scheibenorgans, welche durch Prouho (’90, S. 438 f.,
454) für Flustrella verbürgt wird, als solches betrachten. Es ist aber bemerkt worden (S. 50), dass
diese Rückbildung bei Plumatella keine beständige zu sein scheint, da manchmal das mesodermale
Blatt frühzeitig bis zum äussersten Ende des Embryo vordringt. So oder so ergiebt sich alsdann ein
Stadium, wo der Embryo einen zweischichtigen, rings geschlossenen Sack darstellt, dessen Wände
von den beiden definitiven Keimschichten gebildet werden, wenn sie auch zum Theil noch die
Larvenorgane liefern.
A uf diesem Stadium (Taf. VI, Fig. 128) sch ein t mir der Embryo einer Gymno-
lämenlarve, g le ich nach ihrer Fe stsetzu ng, zu e n tsp r e ch en : Das primäre Entoderm rückgebildet
oder in Rückbildung begriffen, die Anlage der ersten Knospen bevorstehend, der Organismus
selbst einem Cystid gleichwerthig.
Diese Parallelle ist schon von anderen Forschern bemerkt worden; zuerst und mit aller
Bestimmtheit von Nitsche, in dessen denkwürdiger Mittheilung vom Jahre 1872. „Ich glaube“, heisst
es dort S. 471 f., „dass . . . die Alcyonellenlarve lediglich parallelisirt werden kann dem primären
Zoöcium, in das sich der Cyphonautes verwandelt. Der Cyphonautes ist dagegen gleichzustellen dem
zweischichtigen Zellsack, den wir in dem Inneren des Alcyonellenoöcium finden zu einer Zeit, wo
derselbe noch keine Polypide zu knospen begonnen hat. In letzterem haben wir vor uns die einfache
Cystidform, welche als solche keine selbständige freie Existenz erlangt lind daher auch keine
Ernährungsorgane entwickelt. Erst wenn sie durch Polypidknospung zu einem Polypocystid geworden
ist, erlangt sie die Freiheit, schwärmt eine kurze Zeit und sucht während dieser Frist eine passende
Wohnstätte. Der Cyphonautes und überhaupt die bis jetzt . . . bekannt gewordenen Larven der
chilostomen Bryozoen schlüpfen schon als blosse Cystide aus N den Oöcien, resp. dem Mutterleibe,
führen ein etwas längeres freies Leben und werden zu diesem Behufe mit besonderen Locomotions-
organen, Sinnesorganen und bald mehr (Membranipora); bald weniger (Bugula, Bicellovici) ausgebildeten
Organen zur Nahrungsaufnahme versehen. Schon während dieses Cystidstadiums suchen sie sich
ihren definitiven Wohnsitz auf, um erst nach erfolgter Festsetzung sich durch Knospung eines
Polypides in ihrem Innern umzuwandeln in die Polypocystidform. Der Hauptunterschied zwischen
einer Larve einer chilostomen Bryozoe und der einer phylactolämen besteht also darin, dass die
erstere sich erst mach Durchmachung eines Schwärmstadiums und nach ihrer Anheftung, letztere
dagegen schon im Innern des Oöcium in ein Polypocystid welches nun erst als solches schwärmt
— umwandelt. — — Der Cyphonautesdarm ist also meiner Ansicht nach ein Organ sui generis, ein
provisorisches Larvenorgan, in keiner Weise zu vergleichen den Polypidmägen der Alcyonellenlarven,
welche nicht Organe des Embryo, sondern seiner Descendenten darstellen“. — In gleichem Sinne hat
sich dann Prouho geäussert. Er bezeichnet den Zustand einer Flustrella-L&rve kurz nach ihrer
Verwandlung als „état de cystide“ (’90, S. 436 f.) und vergleicht damit später den Zustand des
Phylactolämenembryo vor Entwickelung der Polypide (’92, S. 637).
Der Unterschied, dass bei den Gymnolämen um diese Zeit auch die Rückbildung einiger
Larvenorgane stattfindet, die bei den Phylactolämen nicht mehr anftreten, erklärt sich, wie Davenport
4’91, S. 92 f.) und Prouho ('92, S. 636 f.) gezeigt haben und wie auch aus Nitsche’s eben citirten
Worten hervorgeht, aus der verschiedenen Dauer des embryonalen Lebens: Jene Organe werden
naturgemäss fortfallen, sobald das Larvenleben, um dessen willen sie nöthig waren, selbst unterdrückt
wird..
Unter dem gleichen Gesichtspunkte wäre es auch verständlich, wenn von der F e sthe ftung
der Gymnolämenlarve bei den Phylactolämen nichts mehr zu finden wäre. Thatsächlich sehen wir
aber, dass auch der Phylactolämenembryo sich festsetzt und dass diese Festsetzung auf demselben
morphologischen Stadium und mit dem nämlichen („oralen“) Körperpole erfolgt, wie bei den
Gymnolämen. Es ist von Bedeutung, dass auf dem frühesten Stadium, wo ich den Embryo im Oöcium
befestigt fand (Taf. VI, Fig. 123), die Befestigung an der ganzen oberen Kuppe des Embryo
sich vollzogen hatte. Wenn auch später nur der äusserste Rand der Verwachsungsfläche als ringförmige
Placenta bestehen bleibt, so scheint doch in Fig. 123 kein bloss zufälliges Verhalten vorzuliegen, da
nach Jullien (’90, S. 375 f.) und Davenport (’91, S. 70) die Verwachsung der oberen Kuppe bei
Cristatella die Regel ist, was ich selbst für Fredericetta bezeugen kann. Ich glaube demnach in
Übereinstimmung mit meiner früher geäusserten Vermuthung, dass die Befestigung des Phylactohimen-
embryo im Oöcium der d e fin itiv en Festsetzung der Gymnolämenlarve homolog ist.