
wird nach der Aufnahme des ältesten Eies durch das Oöcium die Funiculus-ühnliche Verbindung
zwischen dem distalen Ende des Oöciums und der Leibeswand sehr bald gelöst, indem entweder die
Ovarialzellen an dem Oöcium haften bleiben, wobei sich denn ihre Zugehörigkeit zum äusseren Blatte
desselben deutlich genug ausspricht (Fig. IV, S. 28), oder, und dies ist die Regel, indem zwischen
dem in das Oöcium aufgenommenen Ei und seinen jüngeren Geschwistern eine Trennung erfolgt, so
dass das Ovarium oral vor dem Oöcium an der Leibeswand festsitzt (Taf. III, Fig. 87).
Dass in den Fällen einer räumlich getrennten Entstehung von Ovarium und Oöcium das
erstere ganz allein der Leibeswand, nicht dem Oöcium angehört, halte ich für eine rein secundäre
Erscheinung, die um so weniger von Bedeutung ist, als ein principieller Gegensatz zwischen Knospe
und Leibeswand überhaupt nicht besteht. Beide greifen vielmehr auf das innigste in einander und
ergänzen sich wechselseitig. Aus der polypoiden Knospe geht sowohl der Darm als die Leibeswand
des Individuums hervor, und die embryonalen Zellen der Leibeswand liefern wiederum neue Knospen.
Ich darf davon absehen, dieses Verhältnis, das ich in meinen früheren Arbeiten wiederholt betont
habe und auf das ich auch im Folgenden noch zurückkommen werde, hier des näheren auseinander
zu setzen.
Ich fasse am Schluss des Abschnittes mein Urtheil dahin zusammen, dass das Oöcium nebst
dem Ovarium als ein w e ib lich e s Individuum zu betrachten ist, das die Fähigkeit der Nahrungsaufnahme
verloren hat und ganz und gar in den Dienst der Embryonalbildung getreten ist. Das
Oöcium ist der polypoide Leib, das Ovarium der Rest des Funiculus dieses Individuums. (Vv.)
3. Das 2-Zellen-Stadium.
Taf. I I I , Fig. 86—90.
Um keine Stufe der Embryonalbildung habe ich mich mehr bemüht als um die der ersten
Klüftung und um keine mit geringerem Erfolg. Fast alle frühesten Stadien, die ich nach dem äusseren
Schein für zweizeilig halten konnte, erwiesen sich beim Schneiden als weiter entwickelte Bildungen,
m der Regel als vierzellig. Ich habe im Ganzen nur zwei Eier im Stadium der ersten Furchungsspindel
und zwei im Stadium der vollendeten Zweitheilüng gefunden. Diese Seltenheit lässt darauf
schliessen, dass das Zweizellenstadium ein schnell vergängliches ist und dass die zweite Furche sehr
bald auf die erste folgt; wobei auch noch in Betracht kommt, dass unter den vier einschlägigen
Stadien sich keines befindet, welches den Kern im Zustand der Ruhe, als Kugel, zeigt.
Die beiden Eier mit erste r F u r ch u n g ssp in d e l sind in Fig. 86 und 87 abgebildet. Fig.
86 zeigt die Spindel im Längsschnitt, Fig. 87 im Querschnitt. Der erste Fall war mir bereits zur
Zeit der Veröffentlichung meiner „Untersuchungen“ (’90) bekannt, wo ich ihn auf Taf. XV, Fig. 171,
in einem Combinationsbilde dargestellt und auf S. 115 und 117 kurz besprochen habe.
Wir sehen vor Allem, dass der Gegensatz der beiden Zonen, die wir im Plasma der Ovarial-
eier unterscheiden konnten, auch während der Furchung bestehen bleibt. Die Kernmembran hat sich
aufgelöst, und das Plasma der inneren Zone hat sich mit dem Kernwasser gemischt. Die äussere,
körnchenführende Zone (az) ist von dieser wechselseitigen Durchdringung ausgeschlossen geblieben,
sie grenzt sich scharf gegen die innere Zone ab und lässt schon dadurch erkennen, dass sie
nur indirect von der Furchung betroffen wird. Wir werden das secundäre Ei, bestehend aus
der inneren Zone und dem Kern, fortan einfach als E i, das ursprüngliche Ei dagegen, welches
beide Zonen umfasst, stets als das primäre bezeichnen, es sei denn, dass jede Missdeutung aus-
geschlossen wäre.
Kern und innere Zone. Nach Auflösung der Kernmembran hat sich im Ei die Kernspindel
entwickelt, deren Äquatorialplatte aus fünf primären Chromosomen besteht (Fig. 87, I). Im Umkreise
der Spindel, namentlich an den Polen derselben, sind überall die charakteristischen Plasmastrahlen
bemerkbar. Dieselben verlieren sich ganz allmählich an der Peripherie des Eies, wo eine dünne
Schicht festeren Plasmas der äusserst feinen Membran sich anlagert. Die chromatische Substanz des
Eies ist jedoch bei der Spindelbildung nur zum Theil verbraucht worden: ein anderer Theil liegt in
Körnchenform im Plasma zerstreut, wo er vorzugsweise die eine Seite des Eies in Beschlag nimmt.
Die stärkste Anhäufung der Körnchen liegt in der Verlängerung der Äquatorialplatte der Spindel,
also in der Richtung der ersten Furchungsebene. Sie entspricht, wie die Vergleichung mit späteren
Stadien lehrt, dem vegetativen Pole des Eies, ihr gegenüber bat der animale Pol seine Stelle. Der
letztere, d. h. die körnchenarme Seite des Eies, ist dem freien Ende des Oöciums zugekehrt. In
Fig. 86 ist das Ei in der Äquatorialebene, senkrecht zur Polaxe, getroffen, daher mau die einseitige
Anordnung der Körnchen hier nicht gewahr wird. Diese Körnchen, welche ein inactives Material des
Eies darstellen, gleichen durchaus denen der äusseren Zone, nur dass sie bei weitem kleiner sind.
Das Plasma des Eies zeigt eine lockere, feinkörnige Beschaffenheit. Offenbar ist es reich an
Flüssigkeit, daher es auch nur schwach gefärbt wird. An der Peripherie dagegen liegen die Theilchen
dichter beisammen, und in dieser Grenzschicht ist auch die Färbbarkeit eine grössere.
Die äussere Zone des primären Eies grenzt einerseits an das Ectoderm, anderseits an das
Mesoderm des Oöciums. Von dem Mesoderm (»¡' der Figuren) ist sie deutlich geschieden, eine
Verschmelzung findet nicht statt. Wahrscheinlich entsprechen die Mesodermzellen am freien Ende des
Oöciums den ehemaligen Follikelzellen, welche sich, als das Ei mit dem Oöcium verwuchs, dem
äusseren Blatte des letzteren angliederten. Wir wissen bereits, dass ein strenger Gegensatz zwischen
dem äusseren Oöciumblatte und dem Follikel, ja dem Ovarium überhaupt, nicht besteht, dass vielmehr
beide ursprünglich Eins sind, wie denn im Fall der Figur 86 das Ei sich wirklich von vom herein
im Oöcium entwickelt bat.
Viel inniger ist die Verbindung der Zone mit dem inneren Oöciumblatte («•'). Hier findet
im eigentlichen Sinne eine Verwachsung statt, die Grenze des primären Eies wird undeutlich, obwohl
sie nicht ganz verschwindet. Es scheint, dass es ein wesentlicher Beruf der äusseren Zone ist, den
Anschluss des Eies an das Ectoderm des Oöciums zu vermitteln. Dabei wird, wie spätere Stadien
lehren, die Zone nach und nach resorbirt, und diess lässt mich glauben, dass die lebhafte Thätigkeit,
welche das Oöcium nunmehr entfaltet, eben darauf beruht, dass es die Zone verzehrt und von ihren
Säften gleichsam befruchtet wird.
In der äusseren Zone sind auf diesem Stadium die chromatischen K örnchen, die wir
bereits im Ovárialei entstehen sahen, noch unverkennbar. Sie sind jetzt bedeutend grösser als früher
und nicht mehr rundlich, sondern von unregelmässiger Form, gelappt und gebuchtet. Ihre Färbbarkeit
ist unvermindert geblieben, aber sie ist keine so gleichmässige mehr, die meisten Körnchen
erscheinen fleckig (z. B. Fig. 87, I, a), hier dunkler, da heller. Ausserdem beobachten wir nun in
der äusseren Zone unzweifelhaft deutliche Kerne, welche neben und zwischen den Chromatinschollen
gelegen sind und von denen früher keine Spur zu entdecken war. Dieselben sind nicht alle von
gleichem Bau, sondern verschieden an Grösse und Bildung. Einige, und das sind die kleineren,
besitzen einen wohl ausgeprägten Nucleolus und haben ungefähr die Dimension der gewöhnlichen