Oöciumkerne (Fig. 87, I u. II, <5). Andere, welche z. Th. um das Mehrfache grösser sind (Fig. 87,
I, ß] 90, III, ß) haben keinen besonderen Nucleolus, sondern ihr Chromatin ist in zahlreiche gröbere
oder feinere Körnchen zersprengt. Aber der Gegensatz zwischen beiden Kernformen ist kein unvermittelter.
Man findet Kerne, in denen zahlreiche Chromatinbrocken zu einer centralen Gruppe
vereinigt sind (Fig. 90, III u. Y, y), so dass der Eindruck entsteht, als ob durch Zusammenziehung
des vielkörnigen Chromatins ein einzelner Nucleolus geschaffen werden sollte, oder als ob der Nucleolus
eines Kernes der ersten Art in Auflösung begriffen wäre.
Anderseits zeigen diese Kerne mannigfache Beziehungen zu den Chromatinschollen. Zuweilen
sind sie unmittelbar mit ihnen verbunden, als ob sie daran festgeleimt wären (Fig. 90, II, a';
89). Sodann giebt es Übergangsformen, welche die Charaktere beider in sich vereinigen. Diese
Zwittergehilde haben im Allgemeinen das Ansehen der Chromatinschollen, lassen aber in ihrem Innern
dunklere Concremente erkennen, welche zahlreich (Fig. 87, I, ß ' ; 90, YII, ß ; 88) oder vereinzelt
(Fig. 87, II, ö' ; 90, II, ö') sein können und demnach zu den Kemen der einen oder der änderen Art
überleiten. Wie sehr diese Körper den Kernen verwandt sind, geht auch daraus hervor, dass- sie
nicht- selten auf der einen Seite völlig den letzteren gleichen, während auf der anderen das diffuse
Chromatin sich erhält, wie es z. B. in Fig. 90, VI bei ß der Fall ist.
Es tritt nun vor Allem die Frage an uns heran, wie die Kerne in die äussere Zone gelangt
sind und wo sie herstammen. Nur zwei Fälle scheinen mir möglich: Entweder sind sie aus dem
Ectoderm des Oöciums in die Rindenschicht des primären Eies hineingewuchert, oder sie sind direct
aus den Chromatinschollen, als Differenzirungsproducte derselben, hervorgegangen. Im letzten Falle
würden die Zwischenformen von Kernen und Chromatinkörnem ohne Weiteres als Stadien der
Metamorphose verständlich sein, im ersten würde man etwa an eine allmähliche Resorption der
Körner durch die eingewanderten Kerne zu denken haben.
Die Einwanderung von Ectodermzellen würde nothwendig an derjenigen Stelle erfolgen
müssen, wo das primäre Ei dem Ectoderm des Oöciums unmittelbar anliegt. Dabei würde natürlich
die beiderseitige Grenze bis zur Unkenntlichkeit verwischt werden, sie würde aufhören zu existiren.
Schon dies entspricht nicht den Thatsachen. Trotz der engen Verbindung des inneren Oöcmmblattes
mit dem primären Ei ist die Stelle, wo beide aneinandergefügt sind, noch sehr wohl ZU ermitteln.
In Fig. 87, II lassen sich die beiden Punkte a und b mit Bestimmtheit als diejenigen erkennen, wo
das Ectoderm (ec') des Oöciums endigt und das primäre Ei beginnt. Auch in Fig. 90, wo die erste
Theilung bereits vollendet ist und die zweite sich anbahnt, ist die Grenze des primären Eies noch
wahrnehmbar (s. besonders Schnitt VII), und seihst im vierzeiligen Stadium ist das zuweilen der Fall
(Taf. IV, Fig. 91, I). Schwerlich können* daher die Kerne der Rindenschicht dem Oöcium entnommen
sein.
Zu demselben Resultat führt die Erwägung, dass die Kerne nicht nur in der Nähe des
Ectoderms, sondern ebenso auch an der entgegengesetzten Seite der Eiperipherie vorhanden sind. Die
Ectodermzellen hätten also, bevor sie sich in der äusseren Zone festsetzten, dieselbe vollständig umwuchern
müssen, was in der kurzen Zeit, die seit der Anheftung des Eies an das Oöcium vergangen ist,
nicht möglich erscheint, um so weniger, als auch sonst nichts darauf hindeutet, dass die Ectodermzellen
gleich denen des Mesoderms amöboide Bewegungen auszuführen im Stande sind.
Es bleibt somit nur die Annahme übrig, dass die Kerne der Rindenschicht durch directe
Umwandlung aus den Chromatinkörnem hervorgegangen sind. In diesem Falle erklären sich leicht
die mannigfaltigen Zwischenformen, denen wir bereits unsere Aufmerksamkeit zugewandt haben. Wir
sahen, dass die Körner sich seit Beginn der Furchung vergrössert hatten, was wohl auf eine
Quellung ihrer Substanz zurückzufükren sein wird. Gleichzeitig beobachteten wir gewisse Differen-
zirungen, die ihre Färbbarkeit alterirten und die Körner ungleich schattirt und gesprenkelt erscheinen
liessen (Fig. 87, I, a). Das Fleckigwerden deutet auf eine Localisation der chromatischen Substanz
der Körner, die uns weiterhin als jene dunkeln Kerne entgegentreten, in denen schon deutlich festere
Chromatinkrümchen zu unterscheiden sind (Fig. 87, I, ß') und aus denen schliesslich die typischen
Kerne (Fig. 87, I, ö) hervorgehen mögen. Dass die Metamorphose nicht immer gleichmässig über
das ganze Korn sich erstreckt, sondern zunächst eine partielle sein kann, lehren Bilder wie
Fig. 90, VI, ß.
Wahrscheinlich ist es mir, dass die grössten Körner nicht nur je einen Kern, sondern im
Wege akinetischer Theilung deren mehrere liefern. Vielleicht liegen in Fig. 90, IV u. V, e solche
Theilungen vor. Jedenfalls findet man später nicht mehr so grosse Kerne in der Umgebung des
Eies wie gegenwärtig.
Dass der Schmelzungsprocess in den Körnern nicht immer genau auf demselben Stadium der
Eientwickelung erfolgt, lehrt die Vergleichung von Fig. 86 mit 90. Während im letzten Falle, hei
Beginn der zweiten Klüftung, noch eine grosse Zahl von Körnern vorhanden ist, finden sich in
Fig. 86, die im Anfang der erstmaligen Furchung steht, deren nur wenige, die meisten haben bereits
die Metamorphose zu Kernen durchgemacht.
Vorausgreifend will ich erwähnen, dass diese Kerne mitsamt der äusseren Zone nur eine
passive Rolle bei der Entwickelung spielen und früher oder später zu Grunde gehen. —
Wie die Richtung der ersten Furchungsspindel schon andeutet, nimmt nun die erste Furche
ihren Verlauf durch die beiden Pole des Eies, ist also eine Meridionalfurche. Sie theilt das Ei in
zwei quantitativ und qualitativ nahezu gleiche Zellen.
Von den beiden zw e iz e ilig e n S ta d ien , welche mir vorliegen, zeigt das eine die Kernsubstanz
regellos im Plasma zerstreut, daher dieses Stadium weniger instructiv erscheint als das andere, wo
sie in jeder Furchungszelle sich abermals zur Spindel geordnet hat. Das letztere Stadium ist in
Fig. 90 in acht auf einander folgenden Schnitten dargestellt. Die Spindeln findet man im II. und
III. und im VII.' und VIEL Schnitt. Auch hier scheinen in jeder Äquatorialplatte fünf primäre
Chromosomen zu liegen. Ein beträchtlicher Theil der chromatischen Substanz ist in Form einzelner
Körnchen im Plasma zerstreut, und zwar so, dass die Hauptmasse der Körnchen in den einander zugewandten
Hälften der Furchungskugeln sich vorfindet, was nach ihrer anfänglichen Lagerung am
vegetativen Pole leicht verständlich ist. Die Fprchungskugeln sind eingebettet in der äusseren Zone
des primären Eies, die ungetheilt geblieben ist und in der man die Körner und Kerne nebst mannigfachen
Zwischenformen erkennt.
Nach Ablauf der zweiten Klüftung tritt uns der Embryo in vierzelliger Form entgegen.
4. Das 4-Zellen-Stadium.
Taf. I I I , Fig. 90 — Taf. IV, Fig. 90.
Die zweite Furche, welche das Vierzellenstadium anbahnt, stellt sich zur ersten Furche ungefähr
senkrecht und verläuft ebenfalls meridional. Wie bedeutend jedoch die Abweichungen von
dieser Richtung sein können, lehrt die Divergenz der Furchungsspindeln in Fig. 90, sowie der
Zoologica. Heft 23. ' 5