
Emancipation der Furcliungskugeln von dem letzteren statt, und diese Vorgänge beeinträchtigen die
Klarheit des mikroskopischen Bildes in hohem Grade.
Über die Furchen, welche das 16-zellige Stadium herbeiführen, lässt sich nur so viel
sagen, dass sie radial verlaufen, d. h. gegen das Mittelstück zu convergiren; eine genauere Angabe
ist, wegen der wechselnden Lage der Zellen in diesem und den vorhergehenden Stadien, unmöglich.
Die Furchung hat demnach eine Vergrösserung des schon im achtzeiligen Stadium gebildeten halbkugelförmigen
Napfes zur Folge, in dessen Innerem das Mittelstück sich befindet. Der Napf ist nun
etwas tiefer geworden, er nähert sich einigermassen der Kugelform, indem seine Ränder sich über dem
Mittelstück enger zusammengezogen haben. In Fig. 101a sieht man das Stadium im Combinations-
bilde wiedergegeben. Der Schni tt Fig. 103, II geht quer durch die Mitte, Fig. 103, IV durch die
Mündung des Napfes.
Im Übrigen zeigen sich in der Gruppirung der Zellen mancherlei Unregelmässigkeiten. Die
Zellen sind nicht immer lückenlos an einander gefügt, zuweilen bleibt zwischen ihnen ein Raum frei,
so dass die Wandung des Napfes an dieser Stelle durchbrochen ist. Hier dringen dann Zellen aus
der Umgebung des Embryo, also Gebilde, die aus der äusseren Zone des primären Eies oder vom
inneren Blatte des Oöciums herstammen, zwischen die Furchungskugeln ein. Das ist z. B. der Fall
in Fig. 103, III, wo die Zellen 7 und J11 ziemlich weit von einander entfernt sind und wo sich
einige Kerne dicht an die Zelle 7, zwischen ihr und dem Mittelstück, angeschmiegt haben. Im vorhergehenden
Schnitt ist diese Lücke durch die Zelle 5 ausgefüllt, im folgenden wird sie durch die
Zellen 16 und 11 wenigstens annähernd überbrückt. Ähnliches gilt für Fig. 104, HI. Die Zellen
8 und 9 liegen weit auseinander, aber in den folgenden Schnitten, von denen nur noch die beiden
nächsten wiedergegeben sind, sieht man, dass sich andere Embryonalzellen (Fig. 104, IV u. V, Zelle
10, 12, 13) wie ein Dach über den Zwischenraum hinwölben.
Dergleichen Unregelmässigkeiten sind leicht zu erklären, wenn man die vorhergehenden
Stufen der Entwickelung in Betracht zieht. Im vierzelligen Stadium waren die Furchungskugeln in
den Ecken eines meist stark verzogenen Vierecks angeordnet, in dessen Schwerpunkt das Mittelstück
lag. In der Regel berührten die Zellen einander mit ihren seitlichen Flächen, zuweilen aber blieb
zwischen^ihnen einen Lücke (Fig. 91, I; 93; 94), welche zunächst von der Substanz der äusseren
Zone, dann auch von den Zellen des inneren Oöciumblattes ausgefüllt wurde. Fast immer war eine
solche Lücke unterhalb des Mittelstückes zu constatiren, und diese wird im weiteren Verlauf der
Entwickelung nur allmählich verschwinden können, da sie ja keineswegs leer, sondern von zeitigen
Elementen,^die nicht dem Embryo angehören, occupirt ist. Als Reste dieser Lücke werden auch die
im 16-zelligen Stadium bestehenden Zwischenräume zu deuten sein.
Hinsichtlich der G r ö s s e der Zellen ist jetzt immer ein deutlicher Unterschied zu erkennen.
Die im Bereich der Mündung des halbkugelförmigen Embryo gelegenen Zellen sind an der einen
Seite sehr viel grösser als an der anderen (Fig. 101; 103, IH, IV). Meist sind es vier paarweise
über einander geschichtete Zellen, die sich in solcher Art vor den übrigen auszeichnen; so in Fig. 103
die Zellen 7 und 8, 15 und 16, in Fig. 104 die Zellen 1 und 2, 5 und 6. Schon beim vierzelligen
Stadium sind derartige Differenzen erwähnt worden (S. 34, oben), aber sie waren nicht hinlänglich
constant, um etwas Bestimmtes^darüber sagen zu können. Immerhin ist es mir wahrscheinlich, dass die
jetzt offenkundig gewordenen Verhältnisse schon in jenen Differenzen angebahnt waren. In mehreren Fällen
war damals zu constatiren,’ dass e in e Zelle an Volumen den Vorrang vor ihren Geschwistern behauptete.
Es liegt nahe, in ihr die Mutterzelle der soeben erwähnten vier grösseren Zellen zu erblicken.
Bezüglich der K e rn e sei bemerkt, dass sie nicht selten zwei deutliche Nucleolen enthalten
(Fig. 104, II, Zelle 5), eine Thatsache, die auch für das vier- und das acbtzellige, sowie für die
später zn besprechenden Stadien gilt.
Das M it t e ls tü c k zeigt Spuren eines rapiden Verfalls, seine Substanz ist gelockert, augenscheinlich
fast flüssig. Es ist noch nicht immer möglich, die Furchungskugeln an der Innenseite
scharf gegen das Mittelstück abzngrenzen (Fig. 103, III; 104, III), aber die Verbindung beschränkt
sich auf einen ganz engen Kaum und in den meisten Fällen hat sie vollständig aufgehört. Sicher
kommt während der nächsten Theilung die Emancipation der Zellen zum Abschluss. (Vvil)
Im 16-zelligen Stadium treten nun in der Umgebung des Embryo, namentlich an der Stelle,
wo die Halbkugel sich über dem Mittelstück öffnet, e i g e n t ü m l i c h e k e r n a r tig e G e b ild e zu
Tage, welche dieses Stadium in sehr auffälliger Weise charakterisiren. Sie sind im Fall ihrer
typischen Ausprägung (Fig. 104, IV, a ; 102, d, e) vollkommen kugelförmig, ihr Durchmesser beträgt
knapp 0,004 mm. Die Wandung der Kugel wird von einer äusserst zarten, aber deutlich sichtbaren
Membran gebildet, die an der einen Seite durch Auflagerung chromatischer Substanz nach innen
zu bis auf 0,0005 mm verdickt ist. Diese Verdickung ist auf das Gebiet einer Kugelkappe beschränkt,
die sich der Halbkugel nähert und deren Bänder sich manchmal scharf gegen den nicht verdickten
TheiFder Membran absetzen. Wenn die Verdickung von der Fläche gesehen wird, so verdeckt sie
durch ihre starke Färbung den Körper, in dem sie liegt, und derselbe erscheint dann ungefähr wie
der Nucleolus einer Zelle. Sieht man die Verdickung von der Seite, so gewährt sie das Bild eines
Halbmondes oder einer Sichel. Da dieser Fall natürlich am häufigsten ist, so findet man in den
Figuren vorwiegend die Sichelform.
Das Innere des Körpers, der ja eigentlich eine Blase ist, erscheint hell. Es enthält keine
färbbaren Bestandtheile, mit Ausnahme eines im Centrum gelegenen rundlichen Körnchens (Fig. 102,
d, e), welches dnreh Karmin ebenso dunkel gefärbt wird wie die Substanz der Wandverdickung.
Dieses Körnchen, das als Nucleolus zu bezeichnen ist, zeigt sich nicht immer mit gleicher Deutlichkeit,
zuweilen treten statt seiner zwei kleinere und minder scharf umschriebene Fleckchen auf (Fig.
104, IV, a), mitunter fehlt es auch ganz.
Während bei Anwendung des Karmins die festen Bestandtheile der fraglichen Körper lediglich
als ehromatophil zu erkennen sind, ergiebt sich bei Anwendung des Auerbach’schen Gemisches (vgl.
S. 7) noch ein anderes Resultat. Es zeigt sich, dass der Nucleolus entschieden erythrophil, die
Wandverdickung ebenso entschieden cyanophil ist, während die Blasenwand selbst fast ungefärbt bleibt.
Fig. 53 auf Taf. I dient zur Illustration dieses Verhältnisses. Die Wandverdickung scheint also aus
Chromosomensubstanz zu bestehen, und dies macht die Kernnatur der Körper fast zur Gewissheit.
Wo kommen nun diese Körper her, was bedeuten sie, und welchem Schicksal gehen sie
entgegen?
Um die erste Frage zu beantworten, müssen wir auf das vierzellige Stadium zurückgreifen,
denn hier zeigen sich jene Körper zuerst, obwohl nicht regelmässig. Nur in vier oder fünf Fällen
konnte ich sie daselbst beobachten. Sie erscheinen vereinzelt in unmittelbarer Nähe der Furchungszellen,
in einer Region, welche der Lage nach mit der äusseren, körnchenhaltigen Zone des primären
Eies znsammenfällt. Meistens fand ich 1 bis 2 solcher Körper, z. B. in Fig. 92, wo die beiden
überhaupt vorhandenen auf demselben Schnitte liegen. Am zahlreichsten sind sie in Fig. 91, I und
II, wo zum wenigsten 6 in vollkommen charakteristischer Ausbildung zu erkennen sind. Es ist
wichtig, dass hier die Grenze der äusseren Zone des primären Eies dem Oöcium gegenüber noch