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Spirastrella inconstans (Dendy).
(Taf. 1, Fig. 3, 3 a und Taf. 5, Fig. 4.)
Unter dem Namen Suberites inconstans hat D en d y (The Spongefauna of Madras in: Ann.
nat. Hist., ser. 5 v. 20 p. 154—157, Taf. 9, 10) eine in der Form sehr variable Art beschrieben,
die er darum zu Suberites gestellt hat, weil er nur Tylostyle als Skeletelemente gesehn hat. Es
musste schon von vornherein sehr auffällig erscheinen, dass eine Suberites-Art derartige Formen annehmen
sollte, wie sie D en d y abgebildet hat, und ich habe denn auch bei mehreren Exemplaren
von Celebes — ebenso bei einem von Brock beim Noordwachter Eiland gesammelten, — die wohl
sicher zu derselben Art gehören, kleine Spiraster an der Oberfläche gefunden, durch welche bewiesen
wird, dass die Art eine ,Spirastrella ist. Diese Microsclere sind klein und spärlich, sodass man sie
in Isolierpräparaten kaum findet, doch zeigen Schnitte dieselben vollkommen deutlich.
Die Exemplare von Celebes haben auch sehr verschiedene Form; eins besteht aus 3 Röhren,
die fast in ganzer Länge mit einander verwachsen sind und deren Wandung von oben nach unten
an Dicke zunimmt; unten finden sich mehrere knotige Auswüchse von verschiedener Form und Grösse.
Die Röhren sind oben bis auf eine kleine Ausströmungsöffnung durch eine Haut verschlossen. Ein
zweites Stück ist ziemlich ähnlich, besitzt aber neben einem Doppelrohr noch zwei lange aufrechte
Fortsätze, oben 8—9 cm frei, ohne sichtbare Kloake und Osculum. Solche Fortsätze sind bei einem
dritten Exemplar neben mehrereren vereinzelten Röhren zahlreich entwickelt; von einem basalen
Ringbalken entspringen die hohlen und soliden Fortsätze, diese sind wiederholt verzweigt und die
Zweige des öfteren mit einander verschmolzen. Das durch Fig. 3 a der Taf. 1 dargestellte Exemplar
besteht aus einem massigen Basalteile, von dem mehrere kürzere und ein längerer Fortsatz sich erheben;
daran dürfte sich endlich das andere abgebildete Exemplar (Taf. 1, Fig. 3) schliessen, dem
längere Fortsätze fehlen, es ist ein unregelmässiges Balkenwerk mit zahlreichen durch Balaniden
hervorgerufenen knotigen Auftreibungen und einigen kurzen Fortsätzen, welche als Oscularrohre anzusehn
sind, deren obere Enden bis auf ein feines Loch durch eine Membran abgeschlossen sind. Die meisten
Exemplare haben in trockenem Zustande eine orangebraune Farbe, wie auch D en d y angiebt, davon
weicht das zuletzt erwähnte Exemplar durch bedeutend dunklere graubraune Farbe ab, aus diesem
Grunde in Verbindung mit der differenten Form hielt ich dieses Stück lange für eine andere Art,
doch habe ich diese Ansicht aufgegeben, da die Skeletteile keine bemerkbare Verschiedenheit aufweisen
und da in trockenem Zustande die Färbung keinen hinreichenden Grund zur Abtrennung abgiebt.
Hier und da vorkommende Löcher von etwa 3 mm im Durchmesser dürften mit Höhlungen
in den Schwämmen in Zusammenhang stehen, die von anderen Tieren bewohnt worden sind. Das
Skelet ist ein ungemein dichtes Gewirre der grösseren Megasclere, während an der Oberfläche sich
kleinere in radiärer Lage finden, die mit ihren Spitzen ins Freie hinausragen; die Spiraster kommen
nur spärlich an der Oberfläche vor.
Es sind also folgende Skeletelemente vorhanden:
I. M e g a s c le r e .
1. T y lo s t y l e (Taf. 5, Fig. 4a) mit ovalem Köpfchen, das ziemlich deutlich abgesetzt ist,
während die Nadel in der Mitte deutlich spindelförmig verdickt ist; die Länge beträgt etwa 600 p
bei einem grössten Durchmesser von 25 p.
2. Kleinere T y lo s t y l e von ähnlicher Form, die etwa 250—300 p lang und 10—12 p dick
sind (Taf. 5, Fig. 4 b).
II. M ic r o s c le r e .
Dünne S p i r a s t e r (Taf. 5, Fig. 4 c) mit einigen deutlichen Dörnchen besetzt, mehr oder
weniger stark gewunden; ihre Länge beträgt 15—20 p.
Gattung P h y c o p s i s Carter.
Nach einigen trockenen Stücken hat Carter (Contributions to our Knowledge of the Spongida
in: Ann. nat. Hist., ser. 5 v. 12 p. 319) die Gattung Phycopsis — die typische Art ist hirsuta
Carter — aufgestellt, welche „unzweifelhaft in den meisten Hinsichten nahe verwandt ist mit den
englischen Arten von Diciyocylindrusu (== Raspailia), aber nur eine Nadelform besitzt, und zwar Amphioxe.
Die Oberhaut weist zahlreiche Zöttchen auf. Das Skelet besteht aus einem axialen Strange
in dem Stamme sowie den Zweigen, von dem federartig nach oben und aussen Nadelzuge zur Oberfläche
ziehn. Man kann demnach die Arten der Gattung Phycopsis für Axinelliden, die nur Amphioxe
enthalten, ansehn, und so wird Car te rs Ptilocaulis rigidus (ibid., p. 322) wohl am besten auch
hierher zu ziehn sein, da diese Art auch zweispitzige Nadeln von ähnlicher Grösse aufweist und
hauptsächlich nur durch die längeren und dünneren Zweige abweicht, worauf man aber kaum eine
generische Trennung basieren kann, zumal da diese Art wahrscheinlich wie die übrigen von Carter
beschriebenen Phycopsis-Avben von Australien herstammen dürfte, während Ptilocaulis gracilis Carter,
die typische Art der Gattung,
1. von Westindien ist,
2. Style besitzt, welche
3. bedeutend kleiner sind als die Amphioxe der Phycopsis-Arten.
Da sich bei Phycopsis also durch Spongin verbundene Züge von Amphioxen neben vereinzelten
Nadeln derselben Art finden, so liegt ein Vergleich mit Pachychalina nahe, da auch in dieser
Gattung Züge von Zweispitzern neben vereinzelten derartigen Nadeln vorliegen. Die Unterschiede
scheinen mir folgende zu sein:
1. bilden die Nadelzüge von Pachychalina und ebenso die Stützelemente der Haut ein Netzwerk,
während die Züge der Phycopsis teils aufrecht, längs gerichtet, teils davon divergierend sind,
also ebensowenig wie in der Haut ein Netzwerk darstellen.
2. sind die Nadeln von Phycopsis bedeutend grösser als in der Regel bei Pachychalina.
Auf die Unterschiede im Bau des Weichkörpers will ich nicht eingehn, da die Konservierung
der , vorliegenden Art nicht genügend ist und man auch nicht wohl von einer Art auf die ganze
Gattung schliessen darf.
In neuester Zeit haben v. L en d en fe ld (Spongien von Sansibar in: Abhandl. Senckenb.
naturf. Ges., v. 21 p. 116) und ich (Studien überpazifische Spongien in: Zoologica, Heft 24, p. 55, 56)
noch je eine Axinelliden-Gattung mit Amphioxen aufgestellt: Axinyssa und JDactylella, die in der
äusseren Form einander ziemlich ähnlich, von Phycopsis aber sehr verschieden sind, da sie aus kurzen
conischen oder keulenförmigen Fortsätzen mit je einem Osculum am Ende bestehen.
Ob diese beiden Gattungen vielleicht zusammengezogen werden können, ist mir nicht ganz
zweifellos, doch dürfte das eigentümliche Verhalten des ausführenden Canalsystems bei Dactylclla,
sowie die „Qrasbüschel-ähnlichen Gruppen“ kleiner Amphioxe in den Höckern, sowie die tangentialen
Hautnadeln von Axinyssa eine Trennung derselben erfordern.