bringen konnte. Es scheint nun, dass beide Fälle Vorkommen, dass aber der erste als der häufigere
zu betrachten ist.
In Fig. 126 und 127 ist die Pseudo blastulahöhle noch vollkommen deutlich. Das nämliche
trifft scheinbar auch bei Fig. 134, Taf. VII, zu, doch könnte es sein, dass hier der hintere Hohlraum
in Folge einer durch Contraction des inneren Blattes bewirkten Trennung der beiden Schichten
entstanden wäre.
Unzweifelhaft wird nun in vielen Fällen durch Abschnürung des die Pseudoblastulahöhle
enthaltenden, hinteren Theiles des Embryo dieser Hohlraum beseitigt.
In Fig. 130 und 133 ist der Abschnürungsvorgang selbst sichtbar. In Fig. 133 hat sich die
Pseudoblastulawand stark zusammengezogen, die Zellen sind nicht mehr platt,^ sondern rundlich. An
der Einschnürungsstelle sind die einander gegenüberliegenden Zellen der Wandschicht in directe Berührung
getreten. In dem Hohlraum des so gebildeten Zipfels liegen die Binnenzellen, welche
durch die Abschnürung gleichfalls entfernt werden. In Fig. 130 hängen die beiden Theile des Embryo
nur noch mittels eines dünnen Stranges zusammen, welcher durch Verschmelzung der gegenüberliegenden
Wandschichten entstanden ist, jezt aber nur eine einzige Reihe von Zellen erkennen
lässt. Auch in einer Zeichnung von Davenport (’91, Taf. XII, Fig. 100) ist der Beginn der 'Abschnürung
angedeutet.
In Fig. 136 hat sich die Abschnürung bereits vollzogen. Man sieht den abgeschnürten Theil,
welcher hier eine beträchtliche Grösse erreicht hat, in zerknittertem Zustande im Oöcium liegen.
Zwischen diesem Restkörper und dem Embryo deuten einige Zerfallsproducte die Stelle des degene-
rirten Verbindungsstranges an. In der geräumigen Pseudoblastulahöhle befinden sich zahlreiche
Binnenzellen.
In anderen Fällen geht die Abschnürung nicht in so augenfälliger Weise vor sich. In
Fig. 131 ist das mesodermale Epithel bis tief in den unteren Zipfel des Embryo vorgedrungen, anderseits
hat sich daselbst das äussere Blatt stark contrahirt. In Folge dessen ist die Pseudoblastulahöhle
auf einen geringen, immerhin aber deutlich sichtbaren Raum beschränkt worden, welcher von Binnenzellen
erfüllt ist. In Fig. 131a sind diese Verhältnisse bei stärkerer Vergrösserung wiedergegeben.
Zweifellos ist auch hier eine Rückbildung des hintersten Theiles des Embryo zu erwarten. In
Fig. 129, Taf. VI, ist die Pseudoblastulawand zu einer soliden Zellmasse eingeschrumpft, welche
nicht als Ganzes abgeworfen, sondern einem allmählichen Zerfall entgegengeführt wird. Die zu
äusserst gelegenen Zellen sind bereits in der Loslösung begriffen.
Nicht immer jedoch ist eine derartige Rückbildung mit Sicherheit nachweisbar. Es geschieht
ziemlich oft, dass die beiden Embryonalblätter schon frühzeitig am hinteren Pole eng aneinandergefügt
sind, ohne dass Spuren von abgeworfenen oder entartenden Zellen zu finden wären. So ist es z. B.
in Fig. 128. Will man nicht aus dem Umstande, dass der untere Zipfel des Oöciums ganz leer
erscheint, auf einen totalen Schwund der hintersten Embryonalzellen schliessen, so wird man annehmen
müssen, dass die Pseudoblastulahöhle einfach durch Contraction des äusseren und Vorwuchern des
inneren Blattes verdrängt wurde.
Trifft das Letztere zu, so würde eine auffällige Verschiedenheit in der Entwickelungsweise zu
constatiren sein, die ich mir nur aus dem verschiedenen Grade der Rudimentarität des primären
Entoderms zu erklären vermöchte. Denn allerdings scheint mir die Rückbildung der Pseudoblastulawand
eine Folge der Rückbildung des Entoderms zu sein. Wie das primäre Entoderm, so g e h t auch
der dazu g e h ö r ig e T h e il der em b r y o n a le n W a n d s c h ic h t , d a s p r im ä r e E c t o d e rm ,z u
Grunde. Die Pseudoblastulahöhle repräsentirt uns ja eigentlich den Hohlraum der Gastrula, einer
Gastrula, deren inneres Blatt nur in Form einzelner degenerirender Zellen, der Binnenzellen, vertreten
ist. Durch die Rückbildung dieses ganzen Abschnittes wird also thatsächlich die primäre Gastrula
dem Verfall überliefert, und der zurückbleibende Embryo umfasst nur die am Blastoporus, d. h. auf
der Grenze der beiden primären Keimblätter gelegenen und folglich indifferenten Zellen, nebst der
aus eben diesen Zellen hervorgegangenen Mesodermanlage.
Wird nun, wie es mitunter geschieht (s. oben S. 44), das Entoderm überhaupt nicht mehr
angelegt, so könnte es sein, dass auch das zugehörige Ectoderm gleichsam unterdrückt oder doch
nicht in der Weise differenzirt würde, dass es durch Rückbildung wieder zerstört werden müsste. Es
würde also ein völliger Ausfall der primären Gastrulation und der durch sie angebahnten Differenzirung
eingetreten sein, und die Pseudoblastulawand würde ohne Weiteres in den Embryonalkörper übergeführt
werden können.
Die „Pla cen ta “ , die wir zuletzt im Stadium der Fig. 124 betrachtet hatten, sehen wir jetzt
in Folge von Zelltheilungen immer breiter werden. In Fig. 130 liegen im Querschnitt des Ringes
3 bis 4, in Fig. 136 etwa 7 Zellen, doch ist die Zahl hier in Wirklichkeit etwas grösser, nämlich 8 bis 12
Zellen. Zuweilen, so in Fig. 127, tritt im Plasma eine grobe Körnelung auf, wa3 schon Korotneff
(’87a) bemerkt hat. Dass die Placenta auf späteren Stadien eine minder kräftige Ausbildung zeigen
kann als auf früheren, habe ich oben (S. 48 f.) erwähnt. In Fig. 129 und 131 ist sie nicht nachweisbar
so dass entweder ein frühzeitiger Zerfall eingetreten ist oder die Befestigung überhaupt noch nicht
stattgefunden hat.
Nachdem sich der Embryo mittels der Placenta an einer bestimmten Stelle des Oöciums fixirt
hat, wächst er sowohl in seinem oberen wie in seinem unteren Theile fort. Durch das Wachsthum
nach oben dringt er in den ursprünglich von Ectoderm ausgekleideten, vorderen Abschnitt des Oöciums
vor, den er bereits in Fig. 128 grösstentheils ausfüllt. Dieses stark ausgeprägte Scheitelwachsthum
des Embryo habe ich in meinen „Untersuchungen“ (’90, S. 121 f.) als eine Art Knospung gedeutet,
und es ist in der That der bei Paludicella und den übrigen Gymnolämen vorkommenden Cystid-
k n ospu ng zu vergleichen, da der ganze oberhalb der Placenta gelegene Theil des Embryo in die
Cystidwand des definitiven Stockes direct übergeht; eine Auffassung, die auch dadurch gestützt wird,
dass dieser Theil sich alsbald durch eine dicht über der Placenta einschneidende Ringfurche
(Fig. 134—139, rf) von dem unteren absetzt, was wohl als Folge einer durch das Scheitelwachsthum
bedingten, von oben her gegen die Placentarzone gerichteten Druckes zu betrachten ist.
In dem oberen Theile des Embryo werden auch, wie Fig. 136 zeigt, die ersten bleibenden
Po lyp id e angelegt, ein Vorgang, den wir im nächsten Kapitel genauer besprechen werden.
Das Oöcium ist noch in fortwährender Ausdehnung begriffen, die aber nicht mehr ausschliesslich
auf Zellvermehrung, sondern grösstentheils auf Abplattung der Zellen beruht, um so mehr,
je älter das Stadium. Von Fig. 133 oder 34 ab dürften Theilungen überhaupt nicht mehr Vorkommen:
Das Oöcium deckt seinen Bedarf aus dem vorhandenen Material. Seine Wandung wird daher immer
dünner, bis sie zuletzt ein Plattenepithel von äusserster Feinheit darstellt (Fig. 140—142).
Diese Veränderung gilt jedoch lediglich für die mesodermale Schicht des Oöciums. Das
innere, ectodermale Blatt, dessen Rückbildung schon früher begonnen hatte, ist grösstentheils atrophirt.
In Fig. 126 bis 130 ist es noch an den Wänden der vorderen Oöciumkamraer nachweisbar (ec'),
später schwindet es daselbst völlig und nur an der Stelle, wo das Oöcium an der Leibeswand festsitzt,
bleibt eine Lage von Ectodermzellen erhalten (Fig. 131 ff.). Der untere Theil des Oöciums, von der