auftreten und auf dem Höhepunkt ihrer Entwickelung an die Peripherie rücken, um da ihren Inhalt
nach aussen zu entleeren. Für das Letztere spricht ausser dem zeitweiligen Fehlen des Bläschens
der Umstand, dass dieses nicht selten am äussersten Rande des Nucleolus beobachtet wird (Fig. 69),
wobei es die Substanz des Nucleolus etwas hervorwölbt. (V i)
In Fig. 61 hat der Nucleolus des älteren Eies noch die Gestalt einer Kugel, und das kann bis
zu diesem Stadium als Regel gelten. Aber schon vorher zeigt sich mitunter eine Veränderung. Bereits
in dem sehr frühen Stadium Fig. 62 hatten wir eine solche zu constatiren. Was damals Ausnahme
war, wird nun häufiger. Der Nucleolus beginnt sich hühnereiförmig zu verlängern (Fig. 56, 66—70),
womit eine Differenzirung seiner Substanz Hand in Hand geht. Das spitze Ende des Ovals erscheint
blasser als der übrige Theil, der seine frühere Färbbarkeit beibehält. Das helle Bläschen liegt gewöhnlich
in dem blässeren Theil (z. B. Fig. 56, 6 5 , 68, 69), kann aber auch in dem dunkleren auftreten
(Fig. 78), oder in beiden vorhanden sein (Fig. 72, 76, 79), oder überhaupt fehlen (Fig. ,71) 74, 81).
Zuweilen ist der Gegensatz der beiden Nucleolus-Hälften lediglich in der verschiedenen Färbbarkeit
derselben ausgesprochen (Fig. 56 b, 68, 69). In anderen Fällen wird er durch eine Einschnürung
bezeichnet, die den Nucleolus in einen grösseren, dunkeln und einen kleineren, hellen Abschnitt zerlegt
(Fig. 56 a, 65, 75, 79). Dass hinsichtlich der Färbbarkeit auch das umgekehrte Verhältnis vorkpimnt,
lehrt in auffälliger Weise Fig. 76, wo der hellere Theil bei weitem der grössere ist. Die Einschnürung
kann nun zu einer völligen Abschnürung führen, so dass der Nucleolus doppelt erscheint und von
zwei neben einander liegenden Kugeln gebildet wird (Fig. 71, 77) oder bei gegenseitiger Entfernung
der Theilstücke in zwei räumlich getrennte Nucleoli zerfällt (Fig. 73). <
Die häufigste Form des Nucleolus ist die in Fig. 56 a, 65, 75 u. ö. dargestellte, wo die
beiden Theile durch eine Einschnürung geschieden sind, und wo der dunklere Theil zugleich der
grössere ist. Selten ist der Nucleolus dreitheilig wie in Fig. 78, wo das mittelste Stück dunkler ist
als die beiden seitlichen.
Man erkennt, dass die verschiedenen Formzustände des Keimflecks nicht unvermittelt dastehen,
sondern sich leicht aus einander ableiten lassen. Das Stadium, wo in dem eiförmig verlängerten
Keimfleck zwei verschieden färbbare Abschnitte auftreten, erscheint als der Beginn einer fortschreitenden
Differenzirung, die mit der völligen Zweitheilung ihren Gipfel erreicht. Indessen ist es nicht möglich,
diese Veränderungen als charakteristisch für bestimmte Stufen der Eibildung hinzustellen, weil häufig
gerade dem älteren Ei die primitivere Form des Nucleolus eigen ist. So kann z. B. bei sehr jungen
Eiern (Fig. 65, 71) ein typisch zweigetheilter Nucleolus Vorkommen, während bei solchen, die ihre
definitive Grösse erlangt haben, der Nucleolus manchmal fast homogen erscheint. Dies lässt vermuthen,
dass der Keimfleck im Stande ist, unabhängig vom Wachsthum des Eies seine Gestalt zu verändern,
und dass die Zweitheiligkeit auf der Bildung eines pseudopodienartigen Fortsatzes beruht, der sich
bald mehr bald weniger deutlich vom Hauptkörper abgliedert und auch hinsichtlich seiner Substanz
bald mehr bald weniger von demselben verschieden ist. Schliesslich würde die Pseudopodienbildung
zur völligen Klüftung des Nucleolus führen können. (V Jl)
Die Plumateilen gehören mit zu den ersten Thieren, bei denen das Vorkommen eines zweitheiligen
Keimflecks behauptet worden ist. Im Jahre 1839 schreibt Siebold (’39, S. 7 f.), er habe
„in den Eiern von Plumatella campanulata Lam. [== PI. repens], als sie sich noch innerhalb der
Röhren am unteren Ende des Leibes der einzelnen Polypen befanden, ein deutliches Keimbläs’chen
mit gedoppeltem Keimflecke erkannt“. Danach wäre Siebold der erste gewesen, der Eier von Süss-
wasserbryozoen gesehen hat; doch hat er es leider unterlassen, seine Angabe bildlich zu illustriren,
und da er weder über den Ort der Entstehung noch über das fernere Schicksal der Eier richtige
Vorstellungen hat (vgl. ’48, S. 46 ff.), so bleibt der Werth seiner Behauptung fraglich. Vierzig
Jahre später hat Reinhard (,82, S. 88) das Ei von Plumatella fungosa einem sorgfältigen Studium
unterzogen. Er beschreibt und zeichnet den Keimfleck in seinen verschiedenen Zuständen von der
rundlichen bis zur zweitheiligen und selbst dreilappigen Form, hat Eier mit zwei getrennten Nucleolen,
von denen der eine wiederum zweitheilig sein kann, beobachtet und hat auch das helle Bläschen
gesehen. Einen typisch eingeschnürten Nucleolus hat neuerdings Davenport (’91, Taf. XI, Fig. 93)
dargestellt* Kraepelin (’92, S. 19) hat bei „erst halb erwachsenen Eiern . . mehrfach eine Zweitheilung
des Keimbläschens [!] resp. des Keimflecks beobachtet, ohne dass er zu sagen vermag, ob
dieser Vorgang auf die Ausstossung von Richtungskörperchen [1] zurückzuführen ist.“fflgg| Die verschiedene
Färbbarkeit der beiden Theile erwähnt keiner dieser Autoren. (Uber ähnliche Formen des
Keimflecks bei anderen Thieren s. V III.)
Hinsichtlich der Lage des Keimflecks ist zu bemerken, dass man denselben ziemlich oft am
äussersten Rande des Kerns trifft (Fig. 74, 81)|^|der Kernhaut mitunter so eng anliegend, dass es
den Anschein hat, als ob er darauf entlang kröche.
Im Übrigen zeigt der Kern während des Wachsthums der Eizelle keine nennenswerthen Veränderungen.
Er besitzt eine stark färbbare Grenzmembran und ein feinkörniges Chromatingerüst, in
dem hin und wieder auch gröbere Elemente auftreten.
Um so merkwürdiger sind die Vorgänge, die sich im p r o to p la sm a tis ch en Theile des
Eies abspielen.
Schon auf frühen Stadien sieht man rings um den Kern einen lichten Hof (Fig. 68—71,
77, 56), der anfangs schmal ist und später breiter wird. Er ist nach aussen zunächst nicht scharf
begrenzt, sondern geht in das dunklere Protoplasma allmählich über, so dass der Eindruck entsteht,
■als ob dieses in der Nähe des Kerns verflüssigt würde. Dann aber tritt ungefähr in der Mitte des
Plasmamantels eine concentrische Grenzlinie auf, welche die hellere Zone sehr scharf von der dunkleren
Rindenschicht scheidet (Fig. 77—80, 54).
Diese beiden Plasmaschichten sind bei allen reifen Eiem vorhanden. Erst im Stadium der
Überreife wird ihre Grenze verwischt, was den Beginn des Verfalls im Ei anzeigt (Fig. 73).
Vor oder nach der deutlichen Trennung der beiden Schichten treten im Plasma rundliche, aus
homogener Substanz bestehende Klümpchen auf, die anfangs klein und blass (Fig. 70, 78, 79), später
grösser und dunkler erscheinen (Fig. 73—76, 80, 81). Sie sind sehr zahlreich und verschieden an
Form und Grösse. Auch bei alten Eiern finden sich neben den grössten Körnern, die etwa das Volumen
des halben Nucleolus erreichen, kleinere bis herab zu solchen, die sich kaum von den Granulationen
des gewöhnlichen Protoplasmas unterscheiden. Die kleineren Körnchen sind nahezu kugelförmig, die
grösseren erfahren eine Abplattung zur Linsenform, meist so, dass die Abplattungsebene tangential
zur Eiperipherie gelegen ist. Ihr Lichtbreohungsvermögen ist dem des Nucleolus ungefähr gleich, an
Färbbarkeit stimmen sie meist mit dem helleren Theile des letzteren überein. Niemals finden sich
bläschenförmige helle Punkte in ihnen. Um sie herum tritt das Plasma der Rindenschicht etwas zurück
und es entsteht dadurch ein schmaler, lichter Hof, der den Eindruck erweckt, als ob jedes Körnchen
der grosse Nucleolus eines sehr kleinen, membranlosen Kerns wäre. Ich muss es dahingestellt lassen,
ob der Hof einer Flüssigkeitsschicht entspricht, welche die Körnchen umgiebt, oder ob er durch
Zusammenziehung des Protoplasmas erst bei der Conservirung gebildet wird.
Schon Allman (’56, S. 33 u. Taf. XI, Fig. 27) hat das Ei mit den beiden Zonen, deren
Zoologica. Heft 23. 8