
aus der sich, sowohl die Kapsel selbst als auch der spiralig eingerollte Nesselfaden entwickelt. Neuere
Beobachtungen sprechen dafür, dass der Nesselfaden zunächst äusserlich an der Secretkugel hervor-
spriesst, dann aber allmählich ins Innere der Kapsel verlegt wird. Der ganze Vorgang, mag er nun
so oder anders ablaufen, ist schwer zu begreifen, so lange man die gestaltenden Kräfte nur von aussen
her, von der umgebenden Zelle, auf die Secretmasse wirken lässt; begreiflicher wird er, wenn man
sich vorstellt, dass die gestaltenden Kräfte in der Secretmasse selbst liegen, nämlich in Form von
Plasma, welches die Kaspelsubstanz durchsetzt; natürlich wird dieses Plasma hier so gut wie in den
anderen Fällen nicht isolirt, sondern in organischem Zusammenhang mit der secretbildenden Zelle
zu denken sein.
XI. (S. 59) Entleerung (1er B la sen z e llen . Offenbar spielen sich in dem bleibenden
Ectoderm von Plumatella bei der Verwandlung der Larve ganz ähnliche Vorgänge ab, wie sie bei
Cristatella beim Übergang der Zellen von der oberen Decke zur Sohle z e itleb en s stattfinden. Auch
da tritt eine Umwandlung der Blasenzellen zu Zellen mit äusserem Secret ein, nur vollzieht sich
dieselbe viel langsamer, vgl. „Untersuchungen“, S. 27 f.
XII. (S. 65) Der Einfluss des Raums auf die Zahl der Primärpolypide zeigt sich
auch bei vergleichender Betrachtung der verschiedenen Phylactolämenlarven.
Bei Fredericella, wo die Cystidröhren am engsten sind, hat die Larve nur e in Primärpolypid
(Braem, ’95, S. 503, Erklärung zu Fig. 3). Das nämliche ist nach Allman (’56, S. 35) bei der
Fredericella-äbnlichen Plumatella fruticosa der Fall.
Bei den übrigen Plumatellen, deren Gystide geräumiger sind, sind zwei Polypide Regel.
Ebenso soll es nach Dumortier .und Van Beneden (laut Kraepelin, ’87, S. L31) bei Lophopus sein.
"Von Pectinatella sind die Larven leider noch nicht beschrieben.
Für Cristatella mit ihrer sehr weiten Leibeshöhle und entsprechend, grossen Larven wird
die Zahl der Hauptpolypide von Kafka (’87, S. 36) auf vie r , von Korotneff (’89, Fig. 16, 17,. 19
nebst Erklärung) auf fü n f angegeben; eine Zeichnung von Jullien (’90, Fig. 15 der Tafel) lässt
vier ausstreckbare und zwei halberwachsene Polypide erkennen. Ich selbst habe 1890 (Taf. IV,
Fig. 59 nebst Erklärung) an der Hand einer noch unfertigen Larve versucht, sämtliche Polypide auf
e in e Primärknospe zurückzuführen, ein Versuch, der auch durch Korotneffs (’89) Fig. 15 unterstützt
wird; ich betonte aber schon damals die Möglichkeit, dass die drei ältesten Polypide „auch unabhängig
von einander entstanden und in demselben Sinne als Primärindividuen zu betrachten sein
könnten, wie die beiden ersten Knospen der Alcyonellalarve.“ Jetzt möchte ich eine solche gehäufte
Primärknospenbildung für das Wahrscheinlichste halten und annehmen, dass drei oder mehr
Hauptpolypide bei Cristatella die Regel bilden.
XIII. „Selbst die Beziehung [der Phylactolämenlarven] zu anderen Larven ders
elb en K la sse ist noch nicht klar. In den ,Recherches sur l’embryologie des Bryozoaires4 [’77],
S. 91, vergleicht Barrois die Duplicatur (bourrelet annulaire) der Phylactolämenlarve mit dem Cilien-
kranz bezw. dem Gürtel (couronne) der Entoprocten- und Cyclostomenlarve. Den Rest des Embryonal-
cystids stellt er dem ,aboralen‘ Pol, den Tbeil, welcher die Polypide trägt, dem ,oralen4 Pol der
genannten Typen zur Seite. Später [’82, S. 392; ’86, S. 64 ff.], nachdem er bei Pedicellina, Dis-
copora u. a. constatirt hat, dass die Larve sich mit dem oralen Pol festsetzt, die definitiven Polypide
aber die Aboralseite einnehmen, nachdem er ferner bei den gymnolämen Ectoprocten eine in vieler
Hinsicht ähnliche Um- und Rückbildung eines Theiles des Larvenkörpers wie bei den phylactolämen
beobachtet hat, ändert er demzufolge seine Auffassung und sieht die Mündung des Embryonalcystids
einer Alcyonella als Aboralseite, die Basis als Oralseite an, d. h. in letzter Instanz als die Stelle, wo
sich vordem der Gastrulamund befand. So wenig auch Barrois an der Richtigkeit dieser Homologie
zweifelt, so bleibt es doch ungewiss, ob man die Situation, welche die Larve bei der Festheftung
einnimmt, unbedingt als massgebend für die Vergleichung der verschiedenen Typen ansehen darf. Ja
die Thatsache, dass die Phylactolämenlarve zunächst am polypidalen Pol zweischichtig wird, dass durch
eine Wucherung und theilweise Einwanderung der hier gelegenen plasmareicheren Zellen das innere
Blatt der Larve gebildet wird, scheint mir ein directer Beweis zu sein, dass wir h ie r den ,oralen4
Pol in Barrois’ Sinne zu suchen haben Es würden demnach die Seiten homolog sein, auf denen
sich in beiden Fällen die Primärpolypide befinden [die Primärpolypide der Phylactolämen und der
Larvendarm der Gymnolämen sind g em e in tu n d die Larve würde sich bei den Phylactolämen mit
dem ,aboralen4 statt wie bei den Gymnolämen und Entoprocten mit dem ,oralen1 Pol festsetzen. Ich
möchte dazu bemerken, dass es mir möglich scheint, der Festsetzung der letzteren beiden Gruppen
phylogenetisch einen ganz anderen Werth beizumessen als der definitiven Festsetzung der Phylactolämenlarve.
Vielleicht haben wir die Befestigung des Phylactolämenembryo im Oöcium als den
entsprechenden Vorgang aufzufassen und als eine innere Festsetzung jener äusseren der Gymnolämen
und Entoprocten gegenüberzustellen, welche im Lauf der Zeit in den Kreis der embryonalen Entwickelung
einbezogen wurde.44
So habe ich mich in den „Untersuchungen44 (’90, S. 122, Anm.) über diesen Gegenstand
geäussert.
Derselbe ist inzwischen von D a v en p o r t (’91, S. 92 ff.) ausführlich behandelt worden, und
der Verfasser ist zu Schlüssen gelangt, die von den meinigen wesentlich abweichen.
Darin stimmt Davenport mit mir überein, dass der obere, polypidtragende Pol der Phylactolämenlarve
der vegetative, dem Gastrulamunde entsprechende sei. Diese Thatsache ist auch durch
den in der vorliegenden Arbeit geführten Nachweis einer primären Gastrulation der Phylactolämen
ausser Zweifel gestellt.
Dagegen bezweifelt Davenport (S. 96), dass der vegetative Pol der „orale44 in Barrois’ Sinne
sei; Barrois’ habe unter „oralem44 Pol vielmehr lediglich den verstanden, der z. B. bei Cyphonautes
den Mund trägt und mit dem die Larve sich festsetzt. Davenport bestreitet jedenfalls, dass der
Mundpol der Gymnolämenlarve der Seite des Gastrulamundes entspreche, und er glaubt sich berechtigt,
diesen letzteren an die. Aboralseite, wo die definitiven Polypide entstehen, zu verlegen. So kommt
er zu demselben Endresultate wie Barrois: Gymnolämen- und Phylactolämenlarven setzen sich mit
dem oralen Pole fest, während am aboralen Pole in beiden Fällen die bleibenden Polypide sich bilden.
Da es nun aber feststeht, dass bei den E n to p r o c te n „die Seite der Larve, welche den
Mund und den After trägt, d. h. ihre Oralseite, der des Blastoporus entspricht44 (Davenport, S. 104),
so schliesst Davenport weiter, dass die Anheftung hier mit dem entgegengesetzten Pole erfolgt wie
bei den Ectoprocten, mit dem aboralen anstatt mit dem oralen; so dass zwischen Ento- und Ectoprocten
eine scharfe Cäsur besteht, während ich eine solche Cäsur zwischen die Entoprocten und
Gymnolämen auf der einen und die Phylactolämen auf der anderen Seite verlegt hatte. -
Gegenüber der Annahme Davenport’s, dass ich mit Unrecht den „oralen44 Pol von Barrois
als den Mundpol der G astrula aufgefasst habe, beschränke ich mich darauf, diejenigen Stellen
anzugeben, aus denen hervorgeht, dass Barrois thatsächlich .diese Ansicht vertritt. Man vergleiche
Barrois, ’77, S. 63, oben (Cyclostomen), S. 108—110 u. S. 126 (Alcyonidmm; vier grosse [Entoderm-]
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