ausübt.^ Wie Fig. 51, Taf. I, zeigt, färbt sich der in der Mitte gelegene Punkt mit reinem Blau,
alles Übrige dagegen wird roth. ' Dieser Contrast lässt in dem Punkte zugleich die typische Form
des Spermakopfes, die übrigens auch in Karminpräparaten erkennbar bleibt, auf das deutlichste hervortreten.
Es ist demnach sicher, dass jene Körper nichts Anderes sind als die wohl erhaltenen Köpfe
und stark contrahirten Hälse von Spermatozoen, die keine Befruchtung ausgeführt haben; denn dass
der Kopf als Ganzes das befruchtende Element darstellt, wird sowohl durch Beobachtungen an
anderen Thieren, als auch dadurch bewiesen, dass er durchweg und nicht etwa nur theilweise aus
reiner Chromosomensubstanz besteht.
Was das dem Ei anliegende scheibenförmige Basalstück (Fig. 51, 74, b) betrifft, so halte ich
dieses für ein Product des Eies selbst, eine Ausscheidung, vermöge deren das Ei sich gegen das vorzeitige
Eindringen des Spermakopfes zu schützen suchte.
Trotz alledem bleibt noch die Annahme möglich, dass die in Form jener Körper gleichsam
conservirten Spermatozoen späte r , d. h. beim Uebertritt des Eies in das Oöcium, die Befruchtung
vermitteln könnten; Bestimmtes jedoch vermag ich darüber nicht anzugeben.
Die Überführung des Eies in den Uterus geschieht, wie ich im folgenden Abschnitt des näheren
zeigen werde, in der Art, dass das im Ovarium befindliche Ei mit dem in die Leibeshöhle vorspringenden
Ende des knospenförmigen Uterus in Berührung tritt, mit ihm verwächst und nach und naoh vom
Uterus gänzlich umschlossen wird. Da dieser Vorgang ohne Zweifel nur kurze Zeit in Anspruch
nimmt, so ist wenig Aussicht vorhanden, das Ei während der Anheftung zu überraschen und die alsdann
stattfindende Befruchtung zu beobachten.
2. Das Oöcium.
Das Ei durchläuft seine Entwickelung zum Embryo in einer sackartigen Umhüllung, welche
in der Nähe des Ovariums der Leibeswand ansitzt und als Uterus oder Oöcium bezeichnet wird.
Metschmkoff (’71) hat diese Bildung auf eine „eigentümliche Knospe“ zurückgeführt, die „in
Form einer gewöhnlichen Bryozoenknospe“ entstehen und das mit ihr sich verbindende Ei allmählich
umwachsen soll. Dem gegenüber haben Reinhard (’80, S. 210) und Kraepelin (’86, S. 134) das Oöcium
für eine blosse Wucherung des Follikels erklärt, während Korotneff 1889 in einer russisch geschriebenen
Arbeit die Ansicht Metschnikoffs in der Hauptsache bestätigte. Gleichzeitig gab Korotneff im Text
eine gute Skizze des jugendlichen Oöciums sowie des dazu gehörigen Ovariums und der nächst benachbarten
Polypidknospe, die erste bildliche Darstellung dieser Art. Ich selbst habe im folgenden Jahre,
ohne die Mittheilung Korotneff’s zu kennen, eine ähnliche Zeichnung in die Erklärung zu Taf. XV
meiner „Untersuchungen“ eingefügt und das Oöcium als eine in der Nähe des Ovariums entspringende,
lediglich zur Umhüllung des Embryo dienende Knospenanlage gedeutet, die sich von einer gewöhnlichen
Polypidknospe durch ganz bestimmte Merkmale unterscheidet. Auch Kraepelin (’92 , S. 21 f.) hat
seine frühere Auffassung neuerdings geändert und meiner Deutung sich angeschlossen.
Das Oöcium nimmt seine Entstehung immer in unmittelbarer Nachbarschaft des Ovariums,
und zwar etwas oberhalb desselben, zwischen dem Ovarium und dem übergeordneten Polypide. In
Fig. 59 (Taf. II), welche zur Veranschaulichung dieses Stellungsverhältnisses dienen mag, ist das Primär-
polypid nicht gezeichnet, es liegt ungefähr da, wo der Buchstabe A steht, rechts in der Figur. Auch
das aus ihm oder vielmehr aus seiner ursprünglichen Anlage hervorgegangene Tochterpolypid B ist
schon weit entwickelt, so dass in der Figur nur die Mündungszone desselben Platz finden konnte.
Es hat seinerseits wieder die Doppelknospe C D erzeugt, während die noch auf jugendlichem Stadium
befindliche Knospe B l als zweite Tochterknospe zu A gehört, also mit B verschwistert ist. In unserem
Falle ist mit B l die Zahl der aus A hervorgehenden Tochterknospen erschöpft, was weiter noch an
embryonalem Material von der Knospenanlage A übrig ist, kommt der Eibildung zu Gute. Wir sehen,
dass sich an der Analseite von B l das Ovarium (Ov) entwickelt hat, und oberhalb desselben liegt ein
Gebilde, das man beim ersten Anblick für eine dritte Tochterknospe von A halten könnte und das
auch wirklich die Stelle einer solchen vertritt. Dies ist das Oöcium (Oö), die Uterus-Anlage, welche
eines der Ovarial-Eier aufzunehmen und bis zum Abschluss der Kmbryonalentwickelung zu beherbergen
bestimmt ist.
Wir würden also für die aus der Knospenanlage A hervorgegangenen Knospen B mit Einschluss
des Ovariums und des Oöciums folgende Formel anzusetzen haben:
A ^ ^ Oö Ov B l B.
Unter den Tochtergebilden der Knospe A ist B das älteste, Oö das jüngste. Um der Altersfolge
gerecht zu werden, würde man demnach A B B l Ov Oö zu lesen haben.
Da die Zahl der Tochterknospen eine sehr verschiedene und eine veil grössere sein kann, als
in unserem specielleren Falle, so würde die Formel behufs allgemeiner Geltung so zu fassen sein:
A ^ ^ ö T Ö T b - . . . B1 B,
wobei man ebenfalls wieder, um das Altersverhältnis auszudrücken, von B bis Oö rückwärts zu lesen
hätte. Die Knospen B können sich ihrerseits im Sinne der Hauptformel, d. h. wie A, fortpflanzen.
Das Oöcium schaltet sich also gewissermassen in die Reihe der Tochterknospen als die jüngste
und letzte derselben ein: Nach Ort und Zeit seiner Entstehung könnte es für eine Knospe o-elten.
Und selbst seine Form und B ild u n g scheint diese Auffassung zu rechtfertigen.
Wie Fig. 59 zeigt, ist das Oöcium ein zweischichtiger, von beiden Blättern der Leibeswand
gebildeter Sack, welcher der bei B 1 sichtbaren Anlage einer normalen Knospe nicht unähnlich erscheint.
Was jedoch eine auffällige Verschiedenheit zwischen ihnen bedingt, das ist der Zustand des äusseren
Knospenblattes, des Mesoderms. Dieses besteht beim Oöcium aus einem plasmaarmen Plattenepithel,
welches durchaus den Charakter des gewöhnlichen Leibeshöhlenepithels bewahrt hat, wie man es
überall in den älteren Theilen der Cystide beobachtet. Bei der Knospe dagegen besteht es aus hohen
kubischen bis cylindrischen Zellen, die reich an Plasma, stark färbbar und augenscheinlich noch jugend-
frisch sind. Dadurch sind die beiden Gebilde so bestimmt charakterisirt, dass man auch ohne Kennt-
niss der übrigen Umstände die Bedeutung eines jeden richtig abzuschätzen vermag.
In Fig. 57 ist ein Schnitt durch eine sehr jugendliche Oöcium-Anlage wiedergegeben. Die
Ectodermzellen (ec) der Leibes wand haben sich stark verlängert und das mesodermale Epithel (m)
beulenartig hervorgewölbt. Das letztere ist ganz unverändert geblieben, während es bei der
gewöhnlichen Knospe gerade auf diesem Stadium eine bedeutende Dicke zeigt. Auch das Ectoderm hat
nicht die embryonale Beschaffenheit, welche für die Zellen des inneren Knospenblattes charakteristisch
ist. Es ist weniger färbbar als diese, sein Plasma erscheint sogar etwas heller als bei dem benachbarten
Ectoderm der Leibeswand. Die Verlängerung der Zellen ist sichtlich auf Kosten ihrer Dicke
erfolgt, und alles das ruft den Eindruck hervor, dass wir es mit einem schon stark gealterten Gewebe
zu thun haben. Bemerkenswerth ist auch, dass die Fasern der Tunica muscularis (tm) stellenweise