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Die Rinde, am jungen Holze g latt und braun, ist am alten Baume stark
borkig und längenrissig. Im jüngern Alter stehen die Zweige meist senkrecht
auf den stärkern Aesten und haben längere, gerade aufgeschossene Triebe,
dagegen sind die jungen Reiser an alten Bäumen stets kurz und uuregelmässig,
und haben meist sta tt einer Terrainalknospe einen spitzig zulaufenden scharfen
holzigen Dorn.
Die Knospen stehen zerstreut uud sind klein, sehr spitzig, und mit übereinander
liegenden dunkelbraunen Schuppen bekleidet. Die Birne h a t getrennte
Blatt- und Blüthenknospen. Der Laubausbruch erfolgt im Mai.
Die Blätter stehen an ju n g en üppigen Zweigen zerstreut, an altem Holze
mit verkürzten Trieben gedrängt. Das Blatt ist klein, einfach, rundlich und
eiförmig, am Rande wenig, oft undeutlich gesägt, oben glänzend, dunkel, an
der Rückseite mattgrün, und hängt an einem bis 1 Zoll langen Stiele. Die
Belaubung ist zwar klein, aber an freistehenden alten Stämmen mit guter
Krone und vielen kurzen Trieben so dicht, dass die Uebersehirmung zu den
stärkern gerechnet iverdeu muss. Der Blattabfall erfolgt allmählich spät im
Herbste, nachdem das Blatt vorerst vergelbt.
Die Blüthen entfalten sich aus eigenen Eud- uud Seitenknospen, und
sind einfache Dolden mit langstieligen grossen weissen Zwitterblüthen. Die
Einzelblüthe besteht aus 5 grünen Kelchblättern und 5 weissen Kroneublätteru.
Der Fruchtknoten ist mit dem Kelche verwachsen, und ha t 2 •— 5 Griffel,
Staubgefässe 20 über dem Fruchtknoten (Ikosandria Di - Peiltagynia).
Die Fru ch t ist ein kleiner, rundlicher Kernapfel mit 2 — 5 Fächern, die mit
pergamentartigen Wänden ausgekleidet und mit der Fleischmasse verwachsen
sind. Jedes Fach enthält 2 — 3 Kerne.
Die Fruehtform ist bei den Holzbirnen verschieden. An ganz wilden
Bäumen ist die Fru ch t stets klein und mehr rund als bimförmig, dagegen au
Wildlingen, die aus Kernen edlerer Sorten gezogen wurden und in Dörfern,
Feldern und Weingärten einzeln herumstehen, finden sich auch grössere
kreiselförmige, selbst längliche Früchte.
Die Reife tritt im Oktober ein, und die bis dahin harten grünen Birnen
werden gelblich, etwas weicher, und fallen ab.
Die Holzbirnen sind vom Baume weg zwar geniessbar, aber doch sehr
ha rt und vom herben Geschmack; wenn sie aber einen gewissen Grad von
Fäulniss erreicht haben, d. h. teigig werden, was durch die braune Färbung
der Schale kenntlich wird, sind sie weicher und süsser, und werden auch von
Menschen genossen.
Die Holzbirne träg t zeitlich, mitunter schon im 15. J a h re , und bringt
zwar nicht jährlich, aber dennoch reichlich Früchte. Die Keimung erfolgt im
nächsten Frü hjahr und die ju n g e Pflanze ist unempfindlich. Der Wuchs des
Birnbaums ist langsam, er wächst bis zum 30. J a h re , dauert aber oft über
1 0 0 Jah re aus, wird jedoch im Alter gern hohl.
Die Holzbirne kommt zwar in fruchtbaren Nieder- und Mittelwaldungen
einzeln häufig vor, doch kommt sie als Waldbaum gar nicht in Betracht, nur
ihrer Früchte ivegen wird sie hie uud da geduldet; z. B. in Thiergärten, wo
sie dem Wilde, besonders dem Schwarzwilde eine beliebte Aesung gibt, hat
man sie gern. Ihre Holzproduktion ist bei sehr langsamen Wüchse sehr
gering und die Ausschlagsfähigkeit vom Stocke sehr spärlich.' In Dörfern,
auf Feldrändern, in Weingärten uud sonst unbenützten Flecken findet sich
der wilde Birnbaum häufiger.
Der Birnbaum liebt einen trockenen Lehmboden und ist dem Kalk- und
Mergelgehalte im Boden sehr hold. Das sehr harte meist röthliche oder braune
Holz wird von Tischlern und Drechslern verbraucht, und zu kleinen Möbelstücken
verarbeitet. Als Brennholz kommt es gar nicht in Betracht. Die
Früchte werden vom Viehe, Wilde und selbst von Menschen genossen, uud
geben durch Gährung auch Branntwein und Essig.
Von Insekten leben besonders die Raupen vom Ringel-Spinner [Ph.
bomb, nm s tr ia ) und des Frostspanners y / ’A. yeometra brumataj, nebstdem
auch Ph. bomb, dispar et chrisorhoea auf Birnbäumen. Die Raupe des
Obstwicklers [Ph. tortrix pomonatia) macht die Birnen wurmstichig. Auch
wächst in alten Birnbäumen häufig Mistel.
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4 5 . |e r lolynpfel. Pyrus malus L.
Der Holzapfelbaum bildet eben so wie die Birne einen unansehnlichen
knorrigen Baum, der aber selbst die Stärke und Ausbildung der Birne selten
erreicht, sondern meist nur einen 1 — 2 Klafter hohen spannrückigen selbst
gebogenen Stamm bildet, der im freien Stande eine rundliche, im Schlüsse
aber eine unregelmässige Krone träg t, die im höheren Alter durch die vielen
verkürzten Triebe sehr dicht und sparrig wird. Die alte Rinde blättert in
ziemlich grossen und flachen Schuppen ab.
Die Knospen sind minder spitzig als die der B irne, haben röthlichbraune,
etwas gewimperte Decksohuppen.
Das Blatt ist eiförmig g esägt, etwas zugespitzt, und sammt dem Blattstiele
etwas wollig, mitunter auch an der Rückseite filzig. Die Blätter stehen
an ju n g en Trieben zerstreut, am alten Holze an den verkürzten Trieben
scheinbar büschlig.
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