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7. f i t Hl)ijm0utl)8lii£f£r. Pinus slrobus L.
In der Wurzelbildung stimmt diese schöne Kiefernart mit der gemeinen
Kiefer insoferne überein, als sie stets eine Pfahlwurzel entwickelt. Die
Stamm- und Kronenbildung ähnelt der der Zirbe. Der Schaft ist stets senkrecht
und gerade gewachsen, theilt sich nie in Aeste und erwächst, wenn auch
etwas abholzig, doch zu einem schönen ansehnlichen Stamme. Die Rinde, an
dem jungen Holze schön glänzend grün, erhält bis in’s 2 0 .— 25. J a h r ihre
Frische uud wird erst im späteren Alter und nur am unteren Stammtheile
rissig, au alten Stämmen auch etwas borkig. Die Stellung der Astquirle ist
ebenso regelmässig, wie bei der Zirbe, so auch die etwas bogenförmig aufwärts
strebende Richtung der schwachen Seitenzweige. Die Krone ist stets
eine sehr regelmässig kegelförmige, und im freien Staude bleibt die Beastung
bis tie f herab schön grünend. In der Benadlung steht sie auch der Zirbe sehr
n a h e ; wie bei dieser stehen die Nadeln zu 4 und 5 aus einer Scheide. Die
Nadeln sind schön und zart, sehr dünn und etwa 2 — 3 Zoll lang und weich,
au f der Rückseite etwas weisslioh gestreift, daher auch das matte Grün der
ganzen Benadlung. Die Benadlung der Zweige ist sehr dicht und die Nadelmasse
b e trä ch tlich ; dennoch aber ist die Krone nicht so kompakt, wie bei
der Zirbe.
Die männlichen Blüthenkätzohen unterscheiden sich von den übrigen
Kiefernarten durch etwas grössere Länge und etwas röthlich gelbe Färbung
lind stehen ebenfalls gehäuft um den jü n g sten Trieb. Die weiblichen Blüthen-
zäpfchen zu 2 4 am Ende des jüngsten Triebes sind schon bei ihrem Ausbruche
ziemlich länglich, ursprünglich gelblich mit rothen Schuppen, nach der
Befruchtung dimkelroth und im 2. Jah re erwachsen sie zu 4__ 6 langen,
schmalen, lockeren, vor gänzlicher Reife grünen, nach der Reife braunen, holzigen
Zapfen. Die Pruohtzapfen stehen nur an den oberen Gipfelästen.
Bezüglich der Reifezeit weicht die Weimouthskiefer von den übrigen Pinus-
arten darin ab, dass der Saame im September, also in 16 Monaten, ausreift
und alsbald im Oktober ausfällt. Der Saame ist der Grösse und Form nach dem
Schwarzföhrensaamen gleich, nu r durch die dunkelbraune Fa rb e unterschieden.
Der Saame keimt im Frühjahre 2 Wochen nach der Aussaat, und das
junge Pflänzchen erscheint mit 7— 8 quirlständigen Saamennadeln. Im ersten
Jah re wird die Pflanze 3— 4 Zoll lang und ist wie die übrigen Kiefern mit
einzelnen Nadeln b e s e tz t: sie verträgt keinen Schutz und ist ziemlich unempfindlich.
Vom zweiten Jah re an entwickelt sie schon merkliche Höhentriebe,
in dem Alter von 20— 40 Ja h ren erreicht der jährliche Höhentrieb manchmal
eine Länge von 3— 4 Fuss, und der stärkere Zuwachs dauert bis au
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e o 70 Jahre. Wie weit bei uns überhaupt ihre Massenzunahme dauert und
welche grösste Lebensdauer sie erreicht, ist wohl noch nicht ermittelt, da
keine älteren als 100jährige Stämme in Deutschland Vorkommen.
Im Ganzen genommen ist ihr Wuchs ein äusserst schneller. Stämme im
7 0 . - 8 0 . Jah re zeigen eine Stammstärke von 18— 20 Zollen und 6 0— 80 Fuss
Höhe. Einzelne wohl kleinere Bestände haben im 3 0 — 40jährigen Alter einen
Durchschnittszuwachs von 3 Klaftern pr. Joch und Jah r.
Diese Holzart ist als Waldbaum noch viel zu wenig gezogen, und ihr
Vorkommen im Walde beschränkt sich auf vereinzelte und nu r kleinere probeweise
ausgeführte Kulturen. Im Walde dürften schwerlich irgendwo ältere als
60jährige Stämme zu finden sein. Dagegen sind in Parkanlagen bis 100-
jährige, theils einzelne, theils gruppenweise Bäume nicht selten, denn sie ist
ihrer schönen Kronenbildung wegen ein sehr beliebter Zierbaum.
Die Weimouthskiefer stammt aus Nordamerika, wo sie ganze Porste
bildet und in vielerlei Beziehung sehr geschätzt wird , und wurde vorerst
anfangs des vorigen Jahrhunderts nach England und von dort allmählich über
ganz Deutschland verbreitet und vollständig acolimatisirt.
Die Weimouthskiefer ist in ihren Standortsverhältnissen der Weissföhre
am ähnlichsten und ist entschieden eine Holzart der niederen Lagen, nur verträg
t sie den trockenen Sand nicht, und liebt eine ziemlich starke Bodenfeuchtigkeit.
In Rücksicht auf die Leichtigkeit ihrer Anzucht durch Saat und
Pflanzung und durch ihre ausserordentlichen Zuwachsverhältnisse würde sie
sieh sehr zu ausgedehnterem Anbau empfehlen, wenn ihr Holz nur einigermassen
werthvoller wäre.
In Europa zeigt das Weimouthskieferholz u n ter keinen Verhältnissen
jen e ausgezeichneten Eigenschaften, die ihm die Amerikaner nachrühmen. Es
ist sehr wenig elastisch und als Bauholz von geringer Tragkraft, wegen seiner
Armuth an Kien auch von geringer Dauer. Zu Sohnittmateriale tau g t es auch
nicht gut, weil sich die Bretter sehr stark werfen. Als Brennholz steht es allen
unseren Nadelhölzern nach, und dürfte mit dem Aspenholze gleichen Verbrauchswerth
haben. Diese mindere Qualität des Holzes mag wohl hau p tsächlich
darin liegen, dass hier bisher n ur junges, nicht ausgereiftes und meist
unter sehr günstigen Verhältnissen emporgeschossenes Holz zur Verwendung
kam, da man dem Fremdlinge zur versuchsweisen Anzucht meist immer ausgewählte
gute Standorte anwies; insbesondere muss diese Annahme von den
Stämmen gelten, die nicht aus dem eigentlichen Walde, sondern aus P a rk anlagen
entnommen wurden.
Wenn wir bereits ganz ausgereiftes, mehr als lOOjähriges und minder
■ emporgeti-iehenes Gehölze hätten, vielleicht würde sich der Verbrauohwerth
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