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Es gibt keinen Boden, auf dem die Birke absolut nicht gedeihen würde ;
die kontrastirendsten Standorte nimmt sie ein. Am dürren Haidesande ist
sie beinahe die einzige noch gedeihende Laubholzart, am Torfe und Moraste
kommt sie, obschon als vermooster Krüppel, aber dennoch vegetirend vor. Der
zusagendste Boden ist ihr wohl jedenfalls der frische, nicht sehr bindige
Lehm oder lehmige Sandboden.
Das Diluvium mit seinen Lehmablagerungen träg t die schönsten Birken,
und dort wird sie in ihrer Entwickelung am vollkommensten. Nebstdem
kommt sie au f dem Urschieferboden und auf den Eruptivgesteinen im Buchenwalde
vor, nur der reine Kalkboden sagt ihr minder zu. Obschon die Birke
stets Frische im Boden liebt, so gedeiht sie doch im nassen Boden nicht recht
gut. Der Auboden im Bereiche der Ueberschwemrnung ist nicht ihr na tü rlicher
Standort, auf besonders guten Stellen wird sie hier von edlen Hölzern
verdrängt, auf dem Sand-, Schotter- und Geröllboden der Neubildungen ist
sie durch Pappeln und Weiden vertreten.
Die Rückwirkung der Birke auf den Boden ist keine günstige.
Obzwar der grösste Theil der russischen ungeheueren Birkenwälder in
der reinen Ebene liegt und obschou sie selbst in Norddeutschland in der
meeresgleichen Fläche vorkomrat, so gehört sie innerhalb Deutschlands doch
mehr dem Hügellande, ja selbst dem Gebirge an, und steigt in den sü d deutschen
Alpen bis zu 5 0 0 0 Puss.
Ihre geographische Verbreitung ist sehr gross, über ganz Europa von
der Südspitze Italiens bis iu die Breite von St. Petersburg und östlich bis
nach Asien hinein ist die Birke heimisch, nur im hohen Norden bleibt sie
hinter ihrer Verwandten, der Haarbirke, zurück.
Das weisse, ziemlich harte Holz ha t besondere Zähigkeit und Elastizität
und findet mannigfache Verwendung, und ist zu Vielerlei ga r nicht zu
ersetzen.
Zu Bauholz taugt es nicht, weil es selten grosse Stärke und geraden
Wuchs hat, und weder im Trockenen noch im Nassen von D auer ist.
Zu starken Nutzhölzern oder zu Schuittmateriale wird es nicht verwendet,
nur maserige Wurzelstöcke werden zu Fournieren oder zu Schnitzarbeit
gebraucht, dagegen geben die mannigfach gekrümmten 3— 8 Zoll starken
Birken eine Unzahl von Geräthhölzern für den Hausgebrauch und für laud-
wii'thschaftliche Werkzeuge; Deichselstangen etc. werden nur aus Birkenholz
gemacht.
Schwächere Durchforstungsstangen geben Passreife und das schwache
Gereis wird zu Besen gebunden.
Alle birkenen N utzholzstämme müssen zur raschen A ustrocknung gebracht
werden, weil sie sehr gerne verstecken, daher der Wagner solche Hölzer stets
entrindet oder wenigstens anreisst.
Als Brennholz ist es eines der besseren, es steht zwar dem Buchenholze
um 15 % im Brennwerthe nach, brennt aber sehr schön hell und ruhig ohne
Rauchj eignet sich daher für offene Feuerungen, wie z. B. in die wällisohen
Kamine, sehr gut. Die ju n g e Rinde brennt überhaupt sehr lebhaft, weil sie ein
feines Harz enthält. Nur dürfen die Klafterhölzer nicht ungespalten im
Schatten stehen bleiben, sonst vermorschen sie sehr bald.
Als Nebennutzungen von der Birke sind besonders zu rechnen der in
Russland erzeugte Theer, der zur Bereitung der russischen Juchte gebraucht
wird. Nebstdem enthalten alle Theile der Birke Gerbestoff.
Das Blatt enthält einen gelben Farbstoff, das sogenannte Schüttgrün,
das aus demselben extrahirt werden kann, aber selbst durch einfaches Abkochen
von weissen Zeugen mit Birkenlaub und Zusatz von Alaun werden
diese gelb.
Die Birke ist ausserordentlich reich an wässerigen aber zuckerhältigen
Säften, die im Frühjahre in grösser Menge abgezapft werden können. Zur
Zuckerbereitung sind sie minder geeignet als Ahornsaft, aber durch Gährung
kann aus dem Birkensäfte ein weinartiges Geti-änk bereitet werden.
Die B irke leidet aber durch das Anbohren und den Saftverlust beträchtlich.
Von widrigen Einflüssen und Beschädigungen hat die Birke wenig zu
leiden, sie ist gegen Witterungseinflüsse unempfindlich und wird vom Wilde und
Weidevieh ihrer herben gerbstoft'haltigen Säfte wegen wenig verbissen. Die
Verstümmlungen, die durch frevelhafte Entnahme der Aeste und Zweige von
den Besenbindern verursacht werden, sind ihr wohl sehr nachtheilig.
Von Insekten ist der Maikäfer durch Skelettireu der Blätter schädlich,
und die Engerlinge wie die Werre [Grijllus gryUotalpu) benagen die
Wurzeln.
Einige Blattk äfe r, wie Chrysomela aenea et capreae, benagen die
Blätter und die Raupen des Birkenspanners leben vom Laube, auch einige
Afterraupen der Blattwespen leben au f Birken, ohne jedoch wesentlich zu
schaden.
Die mit der gemeinen B irke verwandte ranhhaarige, auch Sohwarz-
hirke [Betuta pubescensj gehört zwar dem hohen Norden eigenthümlich
an, doch findet sie sich auch in Deutschland mitunter in Gesellschaft
mit Betuta atba vor. In den Marchaueu kommt sie auf den
höheren Lehmhügeln ausserhalb des Alluviums , insbesondere in