Tafel YI.
2 0 . p jf (£fd)f. Fraxinus exccisior L.
D i e gemeine Esche bildet zwar von Jugend an eine starke weitgreifende
Bewurzlung, doch keine eigentliche Pfahlwurzel. Ihre jüngeren Wurzeln sind
weiss, weichfleischig. Im hohen Älter ha t sie meist eine oder mehrere H erzwurzeln
nebst starken Seitenwurzeln und einen mächtigen Wurzelstock.
Der Stamm wächst von Jag en d auf ausgezeichnet gerade und senkrecht,
wnft aber später nur im sehr guten Schlüsse langscliäftig und astrein. Im
freien Stande und bei sehr günstigen Wachsthiimsvorhältnisson entwickelt sich
das untere Stammende zu besonderer S tä rk e , setzt aber in unbedeutender
Hohe ober dem Boden gleich starke wagroclit und oft weit ausgehende Aeste
an. D o d i ist die Esche eine Holz art, welche u n ter günstigen Umständen
erstaunlichen Höhenwuchs erreicht und Eschen von 20 Klafter Höhe und
besonderer Astreiuheit sind in den Marchaueu Mährens nicht selten.
Die Kinde an ju n g en Stämmen ist schön glatt uud grün, an älteren graubraun
und regelmässig fein langrissig, an sehr alten Bäumen stai-k borkig.
Die Kroneubildung ist eine sehr schöne, in der Jugend spitzig piramidal,
später abgerundet.
Die stärkeren Aeste sind meist wagrecht, die jü n g ern verhältnissmässig
dicken markigen Triebe aber senkrecht emporstrebend.
Die Knospen sind sehr regelmässig kreuzweise gegeuüberstehend, und
am Ende des Zweiges steht immer nur eine Einzelknospe. Dem äussern A n sehen
nach sind sie schwarz und halbkuglig mit dickschaligen Deckblättern
eingehüllt.
Gegen Mitte Mai entfaltet sich die schöne Belaubung.
Das Blatt ist ein iiugleichpaarig gefiedertes. Am gemeinsehaftlichen
Blattstiele stehen 7 — 13 Blättch en , die schmal lanzettförmig scharf gespitzt
uud doppelt gesägt sind.
Der ganze Baumschlag ist nicht sehr d ich t, auch die Uebersehirmung
keine sehr starke. Die Blätter fallen im October manchmal sehr plötzlich nach
einem Frühreife grasgrün ohne zu vergelben a b , indem sie gegen Frost
empfindlich sind.
Die Blüthe erscheint im Frühlinge noch vor dem Blattausbruche aus
Blattachselknospen. Die Blüthe ist polygamisch oder gemischt, das heisst, es
erscheinen Zwitterbliitheu und eingeschlechtige au f einem Baume.
Die Blumen stehen in büschelförmigen Rispen nackt ohne Kelch und
Blumenkrone. Die Zwitterblume besteht aus einem ziemlich weiten länglich
kegelförmigen Fruchtknoten mit zweinarbigem Griffel und 2 unterständigen
Staubgefässen, deren violette Antheren zweitheilig sind. Die rein weibliche
Blüthe ist ganz so gebildet, nur die beiden Staubfäden fehlen.
Bei den männlichen Blüthen stehen die Staubfäden ganz nackt ohne alle
Bekleidung, so dass der rein männliche Blüthenstand nur ein Büschel vereinzelter
Staubfäden zu sein scheint.
Nach der Befruchtung wird die Blüthe überhaugend und der Fru ch tknoten
entwickelt sich bis zum Herbste zu einem einseitigen, länglich lanzettförmigen
Flügel mit länglichem, eiförmigen, plattgedrückton Saamenkorne.
Die Farbe des reifen Saamens wandelt sich vom Grün bis ins Rothbraun um,
die Saamenbüschel bleiben mitunter nach der völligen Reife, die im Oktober
schon erreicht ist, noch bis in den Winter am Baume hängen.
Die Esche erzeugt ziemlich frühzeitig keimbaren Saamen, im freien Stande
mit 2 0— 25 Jahren, im Waldschlusse mit 3 0— 40 Jahren.
Die Saamenerzeugung ist häufig und reichlich, wenn nur keine Spätfröste
in die Blüthe treffen.
Die künstliche Einsammluug des Saamens ist leicht, da au freistehenden
tief beasteten Bäumen die Saamen leicht zu erreichen sind, und des gehäuften
Standes wegen geht auch die Einsammlung gu t von Statten.
Die Aufbewahrung des Esohensaamens geschieht am besten durch Einschlagen
in die Erde an trockenen Orten.
Auch au f luftigem Boden erhält er sich gu t über Winter, aber er trocknet
zu sehr ein.
Wenn der Saame gleich uach erreichter Nachreife gu t eingeschlagen
wurde, so keimt ein Theil desselben gleich im künftigen Frühjahre, in der
Regel aber ru h t der Saame ein Jah r, ehe er keimt. Länger als über ein J a h r
erhält sich die Keimkraft nicht leicht.
Der Saame keimt mit Hinterlassung seiner Hülle mit zwei schmalen,
etwas fleischigen Saamenlappen.
Im ersten Jah re wird die ju n g e Pflanze kaum einige Zoll lang, gleich
d arauf aber entwickelt sie bedeutenden Höhenwuohs, der im 2. Jahre, schon
1 Fuss uud fortan 3— 4 Fuss jährlich erreicht. Jedenfalls ist die Esche unter
den harten Laubhölzern die schnellwüchsigste Baumart.
Ih r starker Wuchs dauert bis an 80 Jahre, doch hält sie bis 150 Jahre
gesund aus.
Bei ihrer Schnellwüchsigkeit erreicht die Esche in nicht allzulangcr Zeit
sehr grosse Dimensionen. In den Marchaueu, insbesondere im Fürst
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