i y
ilii4
r
I
i | i (
, f i
j i'
y 4
i *-'
■'tj 4
«'■ I
Der Saame keimt in der Regel erst nach einjähriger Ruhe, bringt die
Hülle seiner Nuss über den Boden, und entwickelt das erste Blattpaar von
Slappiger, dem Bergahornblatte ähnlicher Form. Die einjährige Pflanze bleibt
nur emige Zoll klein, dann aber steigert die Linde ihren Wuchs beträchtlich
und wird sehr alt. Linden von 500 — lOOOjährigem Alter und ungeheuren
Dimensionen, insbesondere eolossaler Stärke-Entwicklung, finden sich namentlich
im freien Stande ziemlich liäufig. Im Ganzen genommen ist die Linde
eine sehr schnellwüchsige Holzart, und gedeiht in hohem Alter selbst bei
ganz röhrigausgefaultem Stamme noch lange Jah re gut.
Als eigentlicher Waldbaum kommt die Linde seltener vor. Im Hochwalde
sind reine Lindenbestände eine Seltenheit, und nur von geringer Ausdehnung
zu finden *).
In Einzelexemplaren beigemischt ist sie hie und da häufiger. Im Niederwalde
ist sie zahlreicher zu finden, auf schlechteren Standorten beherrscht sie
mit Aspe und Birke gemengt das Feld. Im Waldbetriebe eignet sie sich wohl
auch am besten in den Niederwald, da sie sehr gu t vom Stocke ausschlägt
auch durch Absenker sich bestockt, und eine lange Dauer der Stöcke zeigt.’
Nebstdem ist der Bedarf an starken Lindenhölzern gering, und kann leicht
ausser dem Walde gedeckt werden. Im Mittelwalde verträgt das Unterholz
nicht gut Uebersehirmung und als Oberholz schirmt sie selbst zu sehr.
Nebstdem findet sich die Linde als ein ihrer Schönheit wegen beliebter
Alleebaum sehr häufig. Im Fe ld e, bei Kapellen, auf Kirchhöfen stehen
beinahe überall schöne starke Linden. In französischen Anlagen lässt sich
die Linde durch Scheeren zu mehrere Klafter hohen glatten Baumwänden
zusohneiden, die sich lange dicht erhalten.
Die Verjüngung der Linde ist leicht. Sie lässt sich in Saatschulen vom
Saamen leicht erziehen, und kann bis zu einer bedeutenden Stärke noch
gepflanzt werden. Linden von 5 - 6 Zoll Durchmesser und einigen Klaftern
Hohe, wenn man ihre Bewurzlung nicht allzusehr verringert, lassen sich mit
sterk eingeschnittener Krone noch mit gutem Erfolge verpflauzen, nur müssen
sie in der ersten Zeit nach allen Richtungen mit Strebepfählen gut gestützt
werden, damit der Wind nicht ihre Wurzel erschüttert. Gewiss ist die grösste
Mehrzahl aller freistehenden baumartigen Linden gepflanzt. Die Linde liebt
besonders einen lockeren, wenn auch steinigen Lehm mit ziemlicher Frische
selbst Feuchte, nur der ganz nasse Standort bringt Flechtenüberzug und
^ F Auf der Fürst M e t te r n i c h ’schen Herrschaft Plass in Böhmen war im
dem 1862 noch einige
krüppligen Wuchs. Von den Mineralbestancltheilen ist sie unabhängiger, doch
als Waldbaum finden wir sie meist auf den Lehmhügeln des aufgeschwemmten
Landes. Die Rückwirkung der Linde auf iliren Boden ist eine gute, da sic
guten Schluss und Schirm erhält, und bedeutende Blattmassen abwirft. Die
geografische Verbreitung der Winterlinde ist eine bedeutende. In Süd-
deutsohland ist sie seltener, und räumt dort und nocli südlicher der Sommerlinde
den Platz. In Mitteldeutschland kommen beide Lindenarten miteinander
vor, doch nördlicher behauptet sich die Winterlinde wenigstens als wilder
Waldbaum allein, und geht in Russland und im südlichen Schweden weiter
als alle übrigen Laubhölzer, mit Ausnahme der Birke und W eiss-Erle.
Ueberall aber gehört die Linde als Baum der Niederung nnd dem Hügellande
an, steigt im Gebirge zwar mitunter bis 3 0 0 0 Puss Höhe, wird aber dort
nur zu Bnschholz.
Das weisse, sehr weiche, leichte und gleichfaserige Holz findet seine
grösste Verwerthung zu Schnitzarbeiten, indem es sich sehr leicht nach allen
Richtungen schneiden lässt. In der Bildhauerei wird es meist benützt. Starke
hohle Linden werden zu Trögen und Bienenstöcken zugerichtet. Auch zu
Schnittmaterial wird stärkeres Lindeuholz verarbeitet, und meist zu solchem
Tafelwerk verbraucht, das sich nicht werfen soll, wie grosse Tischplatten,
Messtischblätter, Reissbretter eto. Die Schlaghölzer des Niederwaldes werden
verbrannt. Als Brennholz gehört es zu den schlechtem und seine Brennkraft
steht um 3 0% hinter dem Buchenholze. Die weiche leichte gut abfärbeude
Kohle wird zum Beschreiben der Nutzholzstückc im Walde gebraucht, und
als Zeichenkohle uud zur Schiesspulverbereitung benützt.
Eine der wichtigsten Nebennutzungen bei der Linde ist der Bast.
Die Linden werden zum Zwecke der Basterzeugimg im Safte gefällt,
entrindet, und die Rinde noch vor dem Austrocknen eingeweicht.
Im Weiohbecken wird sie durch einige Monate dem Fäulnissprozesse
preisgegeben, bis das leichte zersetzliche Holzzellgewebe [F a r e n c h ym J auf-
gelöset ist, und das festere Bastgewebe [P rO S en c h ym ] sich in parallelen
Bändern abblättern lässt. Dann wird der Bast gewaschen, getrocknet und
in Bündeln in deu Handel gebracht. Aus dem Baste werden sehr feste Matten
und Stricke verfertigt und derselbe dient in der Gärtnerei als Befestigungsmittel
der Pflanzen.
Nach den Ergebnissen der im Alleer-Revier (Herrschaft Aussee) in Betrieb
stehenden Baströste stellen sich hiefür folgende Resultate heraus;
Die Linden sind dem 40jährigen Niederwalde entnommen und haben
eine Stärke von 6 — 12 Zoll. Die Rinde wird in etwa 6 Zoll breiten Streifen
von den 5 Puss langen Stücken geschält, gebunden und in Klaftern gestellt.
! '
. r