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dann zu den holzigen Zapfeuschuppen entwickeln. Die Zeit der Blüthenentfaltung
fä llt in den Monat Mai oder Anfangs Ju n i. Die entleerten männlichen
Kätzolien fallen a b , die weiblichen Zapfen kehren sich nach erfolgter S chliessung
allmählich nach u n ten , und werden hangend. Die dunkelkarminrothe
Fa rb e der Schuppen wandelt sich in eine grüne um. Die nunmehr reifenden
Zapfen vergrössern sich, sondern viel flüssiges Harz aus, und nehmen im
Monate October bis November nach erfolgter Verholzung die b raune F ä rb u n g
an. Die Reife tritt ein in den ersten W in te rm o n a ten ; doch erfolgt das Abfliegen
des Saamens erst im nächsten F rü h jah re durch Oeffnen de r Decksohuppen,
das meist durch die ersten trockenen Prühliugswinde veranlasst wird. Der
leere Zapfen bleibt oft noch bis zum künftigen W in te r ganz am Stamme, oder
fä llt im Sommer durch den W in d h e rab , oder wird von Vögeln und E ich kätzchen
herabgeworfen. Auch die zu r künstlichen Ausklenglung bestimmten
Zapfen sollen nicht früher gebrochen werden, bis n ich t ein oder mehrere
Winterfröste sie getroffen haben.
D e r Saame steht paarweise u n ter je d e r Deckschuppe, nach ihrer Oeff-
nung ganz frei, ist ein länglicher Flügel mit einem kleinen Saamenkorn an
der einen Seite. Vollkommen reifer und g u ter Saame zeichnet sich durch
gelbbraune F ä rb u n g des Flügels und sohwarzbraune Fa rb e des Kornes, weisse
und öhlige Kerumasse ans.
Bei künstlicher Klengelung dürfte zur Gewinnung eines Metzens geflügelten
Saamens 8— 10 Metzen Zapfen nothwendig sein, und ein Metzen
Zapfen gib t nach dem Ausklengolu und Abflügeln, das bei der Fich te durch
Reiben in einem Sacke leicht zu bewei-kstelligen ist, 1 '/^— 2 Pf. reinen k ö r nigen
Saamen.
Die Keimkraft erh ält sieh beim g u t geklengelten und sorgfältig aufbewahrten
Saamen 5 — 6 J a h re noch in dem Ma a sse , dass er noch an b au würdig
ist. Die Aufbewahrung in Zapfen soll zum E rh alten der K eimfähigkeit
beitragen. Zum Ausklengeln bed arf der Pichtensaame geringer H itz e , daher
die Sonnenpuberten sich sehr gu t hiefür e ig n en , auch au f der Heizpuberte
d a rf nu r gelinde (bis zu 25 Graden R.) geheizt we rd en , denn starke Hitze
verdirbt den Saamen.
D e r Zeitpunkt der Saamenerzeugungsfähigkeit h än g t vom Standorte und
vom freien oder ged rän g ten Stande des Stammes ab.
Man sieht wohl als besondere Ausnahme au einem 10jährigen Piohten-
stämmchen, insbesondere an verpflanzten ein oder zwei Zäpfchen, doch sind
diese immer klein und der Saame unfruchtbar.
So wie bei allen Holzarten die Magerkeit des Standortes eine geringere
L ebensdauer, mithin ein rascheres Durchlaufen aller Entwiokelungsstadien
bedingt, so sehen wir auch an der Fichte auf magerem und besonders trockenem
Boden, wenn nich t zugleich das Klima so rauh ist, dass es au f die Saamen-
entwickelung hinderlich einwirkt, die Mannbarkeit früher e in treten , als diess
auf guten L agen bei län g e r ausdauerndem Wüchse der P a ll is t; aber auch die
Saameiigüte ist keine vorzügliche. Ganz freistehende, u n d Randbäume besonders
auf sonnigen Orten , tragen früher Saamen als die im Innern geschlossener
Bestände. Im Allgemeinen tritt die Fähigkeit, gesunden vollkommen keimfähigen
Saamen zu tragen, ungefähr zwischen dem 3 0— 60. Lebensjahre ein.
Die Wiederholung der Saamenjahre h än g t besonders von der klimatischen
Beschaffenheit des Standortes ab.
Im Flach- und Hügellande mit sonst annehmbaren Bodenverhältnissen
tritt wenigstens eine theilweise Saamenerzeugung beinahe jäh rlich e in , und
reichlichere Saamenjahre wiederholen sich in kurzen Zwischenräumen von
2— 3 Jah ren . J e höher die Eichte im Gebirge ste ig t, und je rau h er das K lima
der Gegend im allgemeinen ist, desto weniger und desto seltener trag t sie
Saamen, in einer Seehöhe von mehr als 3 0 0 0 Fuss treten zwischen den
Saamenjahren Zwischenräume von 5— 10 Ja h ren ein und an der obern Vei-
breitungsgränze b lü h t sie gar nicht mehr. Auffallend ist jed en falls, dass oft
in J a h re n , wo im Allgemeinen kein Eichtensaame ist, hie und da einzelne
Stämme doch reichlich mit Zapfen behängen sind. Frisch e r und gesunder
Saame keimt, wenn er au f unbearbeiteten Boden selbst abfliegt, 24 30 T age
nach dem Abfall, bei Saaten aus der Hand, wo selber aufs beste in die b e arbeitete
Erdkrume untergebraoht wird , in 1 0— 14 Tagen. Aelterer lange
aufbewahrter Saame keimt erst nach mehreren W ochen, und bleibt selbst
zum grossen Theile bis zum nächsten F rü h jah re liegen, und erzeugt dann
schwächliche Pflänzlinge, die leicht störenden äusseren Einflüssen erliegen.
Der keimende Saame b rin g t wie alle Nadelhölzer seine Hülle mit aus der E rde
(dichte Rinnensaaten heben beim Keimen beträchtliche E rdmassen mit empor)
und entfaltet 5 quirlförmig stehende Keim b lä tter, die von den Baumnadeln
nicht wesentlich verschieden sind. Die gleichzeitig sich entwickelnde Bewurzlung
besteht aus einer k u rz en , plötzlich an Dicke abnehmendenHauptwurzel,
an der ziemlich lange Faserwurzelii, die Ansätze zur künftigen flachen Seitenwurzelbildung,
sich alsbald entwickeln. Im ersten Sommer nach der Keimung
bildet die Pichte n u r einen einfachen ungetheilten Trieb von höchstens 2 3"
L än g e , nur au f gedüngten Saatbeeten oder b ei sonst besonders vortheilhaften
Entwickelungsumständen bilden sieh 2— 3 kleine Astausätze.
Der Wuchs ist üb e rh au p t in den ersten J a h re n ein langsamer, e rst vom
10. Jah re aufwärts ist der Höheutrieb b e trä ch tlich , vom 20 . bis zum 60. auf
gutem, bis zum 40, oder 50, J a h re auf minderem Boden ist er am stärksten,