wirth zu tieferem E in d rin g en in die wundervolle Gesetzmässigkeit d e r Schöpfung
an reg e n , mag ihn anregen zu unausgesetztem u n d umfassendem Forschen,
Beobachten und Versuchen in dieser R ich tu n g , au f dass es ihm endlich k la r
u n d deutlich werde, welches Ziel er bei de r E rzieh u n g seiner W ä ld e r an streben
soll, u n d welche Mittel zu diesem Ziele führen.
Die E ntwickelung u n d Ausformung u nserer Wald b äu ra e erfolgt bek an n tlich
an ein e r Hauptachse, dem Stamme, mit dessen von J a h r zu J a h r fo rtschreitender
Ve rlängerung sich Neb en a ch sen , Aeste , a u sb ild en , die ihrerseits wieder zur
weiteren Verzweigung g e lan g en , wozu de r Baum einen gewissen, mit zunehj'
mendem A lte r bis zu einer bestimmten Grenze immer grösseren L uftraum in
Anspruch nimmt. An den jü n g s ten T h eilen der Hauptachse, d e r Nebenachsen
und Zweige en tfa lten sich zugleich die B lä tte r, die das E ig entbümliche der
Baumform bei je d e r H o lz art vollends ausprägen, die zugleich nach ih rer Ausd
au e r dem W ald e entweder n u r vom F rü h jah re bis zum H e rb ste seinen schönen
grü n en Schmuck u n d seine tiefen Schatten verleihen, oder die 2, 3, selbst bis
8 oder 9 J a h re au sd au ern d , den W a ld zu je d e r Ja h re s z e it im g rü n en Kleide
erscheinen lassen.
Bei n äh e re r B e tra ch tu n g de r Bäume gewahren wir oft sogleich eine
gewisse E eg e lm ä ssig k e it in d e r Stellung d e r Nebenaohsen, indem dieselben
b a ld zu zweien an entgegengesetzten Seiten u n d in gleicher oder abwechselnder
Höhe am Stamme, oft paarweise sich kreuzend, oft zu mehren in gleicher Höhe,
als quirlförmig, en tsp rin g en ; wenn uns ab e r auch die Ste llu n g de r Nebenaohsen
eine unregelmässige zu sein sch e in t, so is t diess doch keineswegs de r Pall,
vielmehr b e steh t auch h ie r dieselbe bewunderungswürdige Gesetzmässigkeit,
die sieh nach E n tfe rn u n g u n d Ste llu n g de r Achsen au f bestimmte Zahlenwerthe
zu rückführen lä s st, die ab er wegen de r Vielheit de r Achsen unserem Blicke
n ic h t sogleich wahrnehmbar wird. — Die Nebenaohsen erlangen ihre weitere
Entwickelung entweder nach demselben Gesetze wie die Hauptachse, oder es
tre te n h ie r, ohne Zweifel b ed in g t durch die v e rän d e rte S te llu n g de r Nehen-
achsen gegen das L ic h t, Modifioationen e in , wornaoh z. B. die quirlförmige
S te llu n g d e r le tz te ren , an deren weiterer Verzweigung sich zu ein e r n u r an
zwei Seiten entgegengesetzten Pächerform g e staltet. — Auch die B lä tte r
folgen hinsiohtlich ihi-er E n tsteh u n g sp u n k te ähnlichen Gesetzen, die wir oft an
d e r Gegenüberstellung, o der an den schraubenförmig aufsteigenden Anheftungslin
ien d e r B lä tte r sehr deutlich e rk en n e n , die uns ab er oft n u r desshalb
u n deutlich b leib en , weil diese Schraubenlinien allzusehr ausgestreokt sind,
oder um g ek eh rt seh r flache W in d u n g en an n ehm en , wodurch die einzelnen
Anheftungspunkte sich d ich t an ein an derdrängen, und die Ste llu n g de r B lä tt
e r eine anscheinend z erstreu te wird.
Gelangen die verschiedenen Holzarten schon in Fo lg e dieser feststehenden
Gesetze zu ein e r sehr abweichenden Ausformung ih re r Kronen, so werden
diese Ge stalt-Unterschiede noch erh ö h t durch die verschiedene W in k e lstellung
der Nebenaohsen zu r Hauptachse, dann durch das Massenverhältniss,
in welchem die Neb en a ch sen , bei unbeschränktem Räume, sich zur H a u p tachse
ausbilden. — In e rste re r Beziehung bemerken wir, als Fo lg e des Stre-
bens der oberirdischen Pflanzentheile nach dem Lichte, im ju g endlichen A lter
der Bäume fa st allgemein eine spitzwinkelige Aststellung mit dem nach oben
gerichteten Theile de r Hauptachse, welche Stellung bei manchen Holzarten
selbst bis in ih r hohes A lter keine Aen d eru u g erleidet, so dass die Baumki-o-
nen eine n u r gerin g e Ausbreitung erlangen (italienische P ap p e l, Cypresse,
Weissbuche, einige W eid en a rten ). Manche H olzarten b eh alten zwar die spitzwinkelige
Stellung d e r H au p tä s te hei, die sich jed o ch in ih re r weiteren V e rzweigung
immer mehr vom Stamme abneigen, so dass d adurch schöne, eiförmige
Baumkronen en tstehen (Rothbuche, Ahorn, Linde) oder ab er bei zuletzt
ü b e rhängender jü n g s te r Verästelung, wozu ü b rigens auch häufiges Saamen-
trag en mitwirkt, je n e weichen, gefälligen Baumformen entstehen, wie wir sie
oft an der Birke, stets an d e r Trauerweide erblicken. Die meisten u n se rer
Nadelhölzer n äh e rn sieh schon in der Ju g e n d mehr ein e r rechtwinkeligen
Astrichtung, welche verb u n d en mit de r regelmässigen Quirlstellung in de r
Ju g en d s c h ö n e , fächei'ige P iram id en bildet, im A lte r aber, wo die Baumkronen
sich oben abflachen, die Aeste sich senken, eine schirmförmige Ausbreitung
zu r Fo lg e h a t, welche an d e r Kiefer, Sohwarzföhre, u n te r Einflussnahme
eines seichten, felsichten Bodens, ganz besonders he rv o rtritt. Endlich
gib t es Holzarten, wie die Stiel- u n d T raubeneiche, welche ih re Aeste wag-
recht u n d weit ausbreiten, und so grossartige, tie f zu r E rd e reichende Kronen
entwickeln.
In dem Massenverhältnisse de r Aeste zum Stamme nehmen wir bei B e tra
ch tu n g u n se rer Holzai'ten n ich t minder auffallende Un terschiede w a h r ; wir
nennen h ier n u r den schwachästigen Lerchbaum, dem sich Fich te u n d T an n e
anreihen, im E n tg eg en h a lte mit den kolossalen Astbildungen, deren bei
ung eh in d e rte r Au sb reitu n g die E ic h e n a rte n , mehrere P a p p e ln , de r B e rg ahorn,
die Rothbuche und mehrere, fähig sind, was h ie r nich t selten au f
Kosten d e r Hau p tach se geschieht, die oft schon in g e rin g e r Höhe sieh mehrfach
theilt, während bei den Nadelhölzern die Ausbildung de r H au p tach se
stets vorherrschend bleibt.
Vermöge de r ein e r je d e n H o lz a rt a u f ihrem en tsprechenden Standorte
eigenthümlichen Ausformung u n d Ki’o n e n au sb re itu n g , b en ö th ig e t jed e s I n dividuum
zu seiner vollständigen Ausbildung eines bestimmten Raumes, der