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Die l a n n e ist im hohen Grade im Stande, die Kra ft des von ih r eingenommenen
Bodens zu e rh alten , und diess insbesondere durch ihren sehr
sta rk en Kronenschluss und ihre sta rk e Uebersehirmung , die es nicht zulässt,
dass der Boden aiistrockne, die Humusdecke verflüchtige oder g a r n a chtheiliger
Unkräuterwuchs sich einfinde. Heide und V aocinien sind dem T annenwalde
fremd. Die U ntermengung mit Buchen ist für beide Holzarten n ur vortheilhaft.
Die T an n e ist ausschliesslich eine H o lz art des Hochwaldes mit hoher
Umtriebszeit, und eignet sich hier besonders fü r den P län te rb e trieb . Wegen
der Schwierigkeit, die T an n e in ganz freier L ag e sicher aufzu b rin g en , erhält
sich in den Tanneiiforsten bis je tz t noch de r Besamungshieb. Die künstliche
Verjungung der T an n e durch Saat und P flanzung ist zwar immerhin ausführbar,
doch beschränkt sich diese immer n u r au f kleinere F lä c h e n , und im Grossen
geschieht ihre Erzieh u n g doch u n te r dem Schutze der Mutterbäume, theils
von natürlich abfliegendem Saamen, theils mit Zuhilfenahme künstlicher m eist
Pla tz e saa ten im a lten Bestände. D e r Grad der Uebersehirmung so wie die
D au er derselben rich te t sich nach örtlichen V e rh ä ltn is se n , doch muss jed e r
sohneile ü e b e rg a n g und g relle Wechsel de r Verhältnisse möglichst vermieden
werden.
Die T an n e lässt sich bis zu einem A lter von 6 — 8 J a h re n re ch t g u t
pflanzen, besonders wenn sie dazu eigens räumlich erzogen wurde. Setzlinge,
aus den Besaamungsschlägen dem dichten Unterwuchs entnommen, gehen n u r
in ge rin g e r Zahl gut.
Das Holz der T an n e ist weiss, und, au f trockenem und sonnigem Stan d orte
erwachsen, feinjährig und g e s ta tte t eine vielfache Anwendung. Als B au holz
wird es mit Vortheil besonders zu solchen W asserb au ten verwen d e t, wo
das Gehölze immer u n te r W asser bleibt. Sta rk e Stämme zu Grundbäumen,
schwächere zu Pilo ten u. s. w., und d o rt wo starkes Eichenholz selten ist,
dien t oft die T anne als Su rro g a t sogar zu Mühlwellen und leiste t hiezu auch
g ute Dienste. D e r walzige Wuchs g e sta tte t ein Bezimmern zu durchaus gleich
sta rk en Hölzern au f bedeutende L än g e n , so sind z. B. die Tannenmastbäume,
die aus dem B öhmerwalde alljährlich ausgefülirt werden, bei 1 4 Kla fte r Länge
am schwächeren E n d e 2 4 Zoll stark, ohne dass de r un tere Durchmesser des
Stammes den oberen um mehr als ein D ritth e il überstiege. Auch zum Verbauen
ins Trockene eignet sich dieses Holz vorzüglich, es ist im V ergleich zu
den übrigen Nadelhölzern leichter als Kiefer u n d L ä rc h e , etwas schwerer als
P ichte, ab e r n ich t so elastisch wie diese.
Zu Schnittmateriale als Pfosten und B re tte r wird sehr viel verwendet,
so wie sich die sta rk en Stämme wegen ausgezeichneter Sp a ltb a rk eit zu B in d erholz
und zur Schindelerzeugung vortrefHich eignen.
Als Brennholz steh t es im gleichen W erth e mit der P ic h te , doch ist nur
ausgereiftes, gesundes und g u t ausgetrocknetes Holz ein gutes Brennmateriale.
Von alten gipfeldürren oder ganz stammdürren T an n en ist das Holz meist mit
saueren wässrigen Säften durchzogen und b ren n t schlecht, jun g es u n d nicht
ganz vollkommen getrocknetes Tannenholz rau ch t sta rk in Folge seines T e r pentingehaltes.
Die Stockholzausbeute ist bei de r T an n e stets geringer als bei d er Pichte,
weil der Wurzelstock n ich t so gross u n d a u sg e b re ite t is t, wesshalb ein tieferes
Abschneiden beim F ä llen des Stammes möglich ist, uud weil die tiefgehenden
Wurzeln nicht so leicht und so vollständig gerodet werden können. In vielen
Gegenden wird auch das Tannenstockholz bloss ausgekesselt.
Bezüglich des Brennwerthes ersetzen 1 1 8 K la fte r Tannenholz 1 0 0 Kla fte r
Buchenholz (nach Grabner).
Zur Verkohlung eignet sich die T an n e sehr gut, und wird, was den W e rth
der K ohle anlangt, u n te r den N adelhölzern n u r von der Schwarzföhre und dem
ausgezeichneten Lerchenholze übertroffen.
In den mährisch-ungarischen K a rp ath en wird sehr viel Tannenholz zu
Pottasche v e rb ra n n t, doch ist das Verfahren viel zu roh und mangelhaft, als
dass sich bestimmte Resultate daraus ziehen Hessen.
Das Tannenreisig leiste t wegen seiner flachen und fäohrigen Ausbreitung,
und insbesondere auch desshalb, weil sich die T annennadeln u n ter allen übrigen
am längsten grün u n d haftend e rh a lte n , zu vielen Zwecken g ute D ie n s te : zum
Bedecken der Sa a tp lä tz e, der Kohlenmeiler etc., u n d zu Deoorationen.
Die ju n g en Trieb e enth a lten viel T e rp e n tin , und die Saamen Del.
Von Fe in d en u n d K ran k h eiten h a t die T an n e wenig zu leiden.
Das Hoch-, Dam- und Rehwild verbeisst die Jun gw ü ch se, so auch das
Weidevieh, insbesondere Pfe rd e und Esel. Das Auer- und Birkwild nimmt
die Knospen zur Aesung. In sek ten th u n der T an n e keinen wesentlichen Schaden,
und ihre Verheerungen in grösserem Maassstabe sind dem Tannenwalde ganz
fremd.
D e r Tannen b o rk en k ä fer [Bostrichus curvidensj ist de r einzige mächtigere
Fe in d de r T an n e , de r durch seine horizontalen Brutgänge im B a stkörper
das Ged eih en , m itu n ter auch das L eb en der T an n e beeinträchtiget,
doch beschränken sich seine Beschädigungen gewöhnlich n u r au f einzelne
S täm m e , insbesondere Windwörfe u n d känkelndes Gehölz.
Der Nutzholzwerth de r T an n e wird häufig durch die tiefen Gänge des
Nutzholzborkenkäfers (Bostrichus lineatusj und der Tannenholzwespe
[Syrex spectrumj beeinträchtiget. Alle übrigen au f de r T an n e noch vorkommenden
In sek ten sind ohne wesentlichen Einfluss. Auch von Krankheiten
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