" ; l *
y
i \
t-K
,U ‘-'
y
138
schütter, verleiht aber der Birke insbesondere im freien Stande an Gewässern,
wo oft der Stamm etwas überhängend wächst, ein sehr schönes, malerisches
Ansehen. In geschlossenen Beständen wird das Gereis selten hängend, überhaupt
reduzirt sich da die Krone auf eine Wenigkeit, da sämmtliohe überschattete
Aeste absterben.
Die Knospen sind klein, länglich, eiförmig, spitzig, mit braunen, weisslich
bestäubten Decksohuppen , uud sitzen vereinzelt in ziemlich weiten
Zwischenräumen abwechselnd. Die Knospen an jungen Trieben enthalten ein
wachsartiges Harz, sind etwas klebrig und haben einen balsamischen Geruch.
Der Laubausbruch erfolgt sehr zeitlich im Frühjahre und die Birke ist
die erste unter unseren Laubholzbäumen, die im Frühjahre ihr schönes helles
Grün entfaltet. Das Laub der Birke ist klein, die Blattform ist meist dreieckig
rautenförmig, auch an üppigen jungen Trieben, besonders an Stockloden
herzförmig, spitzig, glatt, glänzend und fest, mit doppelt gesägtem Rande.
Die Blätter hängen an ziemlich langen Stielen, an den Zweigen oder mit den
Zweigen senkrecht herab. Diess, so wie die spärliche Belaubung überhaupt,
und die geringe Kronenausbreitung verursacht immer sehr lichten Baumschlag
und die Birke beschirmt in der T h at unter allen Laubbäumen am
allerwenigsten. Der Abfall des vorerst vergelbten Laubes erfolgt allmählich
im Oktober.
Die Blüthe ist halbgetrennt, und die männlichen Kätzchen sind im Nachsommer
vor der Entwickelung schon vorgebildet und dem äusseren Ansehen
nach denen der Erle ähnlich.
Die männlichen Blüthen stehen meist zu zweien an den Zweigen und
zwar aufrecht, nu r an hängenden Zweigen sind sie abwärts gekehrt. Im
W in te r vor der Entfaltung sind sie klein, kaum 1 Zoll lang, walzig und fest.
Die Blüthenentfaltung erfolgt gleichzeitig mit dem Laubausbruche, so
dass meist das Blatt zu einem Drittheil oder zur Hälfte ausgebildet ist, wenn
die Verstaubung vollendet ist. Beim Aufblühen dehnen sich die Kätzchen
aus, werden hängend und entleeren ihren Staub.
Die Einzelblüthe besteht aus einer gestielten schildförmigen Deekschuppe,
unter der sich 2 Nebenschnppeu und 3 blüthentragende befinden, deren jede
4 Staubbeutel e n th ä lt, wovon je 2 auf einem gemeinschaftlichen gablich
getheilten Stiele sitzen [Monoecia TetrandriaJ.
Die weiblichen Blüthen in kleinen, dünnen, walzigen, grünen Kätzchen
von 2oll Länge stehen meist einzeln oder zu zweien aus Seitenknospen.
Die Einzelnblüthe besteht aus einem Slappigen Deckblatte und 3 sitzenden
Fruchtknoten, deren jed e r 2 Narben trägt.
Nach der Befruchtung entwickelt sich der beiderseits geflügelte, ganz
kleine Saame bis zum Herbste in einem walzigen hängenden Zäpfchen, und
fällt im Oktober, manchmal erst im November sammt den Zapfenschuppen ab,
und liegt dann oft am Schnee in grösser Menge deutlich sichtbar.
Der Birkensaame ist schwierig künstlich einzusammeln, weil er nicht in
Menge beisammen ist, und die schlanken Birken nicht leicht zu besteigen
s in d ; meist muss er auf untergehaltene Tücher abgeklopft werden, das kann nur
bei sehr ruhigem W etter geschehen, weil er sehr leicht ist und weit fliegt. Beim
Einsammeln da rf er nicht gleich fest znsammengedrüekt werden, weil er sich
sehr leicht erwärmt und verdirbt. Wenn er vorerst eintrocknet und dann in
schütteren Säcken leicht gepackt aufbewahrt wird, erhält er sieb über Winter
recht g u t; länger als über 1 J a h r bleibt er nicht gut.
Die Birke träg t schon im 12. Jah re tauglichen Saamen, Stocktriebe noch
früher, doch sind die Saamenjahre nicht so häufig, uud es gibt manchmal
mehrere Jah re nacheinander, wo kein Birkensaame geräth.
Die Keimung erfolgt einige Wochen nach der Aussaat mit 2 rundlichen
Saamenlappen, diesen zunächst erscheint ein P a a r länglicher, nur einfach
gesägter Blätter, dann erst entwickelt sich das eigentliche Laub.
Im ersten Jah re wird das Pflänzchen meist nur 6— 8 Zoll lang und
steigert dann seinen Wuchs auffallend.
Die Birke kommt nu r an völlig freien Stellen auf, und verträgt auch
später durchaus keine Uebersehirmung, ist aber auch gegen anderweitige
äussere Einflüsse unempfindlich. Unter günstigen Verhältnissen ist die Birke
eine sehr raschwüchsige Holzart, ihren Höhenwuchs steigert sie bis zum
15. oder 20. Jahre, von dort wird er geringer, dauert aber bis in’s 40. Jah r,
vom 60. bis zum 80. Jah re bleibt sie im Wuchs, 100 Jah re erreicht sie selten
bei guter Gesundheit. Ih r grösster Zuwachs liegt jedenfalls im Alter bis zu
4 0 Jahren.
Die Birke erreicht auf ausgezeichnetem Standorte, besonders zwischen
anderen Holzarten beträchtliche Hö h en , doch bleibt sie in der Massenentwiokelung
am Eiuzelnstamme gegen andere Laubhölzer bei weitem zurück.
Stämme mit mehr als 15 Zoll Durchmesser und 80 Fuss Höhe gehören zu
den Seltenheiten.
Die Birke ist eine gemeine, fast unter allen Verhältnissen vorkommende
Holzart, die mehr oder minder eingemengt fast in jedem Walde zu finden ist,
doch bildet sie grosse ausgedehnte Bestände nur im Norden. In Russland
sind die schönsten reinen Birkenforste von grösserer Ausdehnung zu finden.
In Hochwäldern kommt sie mitunter als mitdominü'ende oder u n tergeordnete
Holzart vor, und ist im letzteren Falle besonders in Fichten- oder
;l