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L eb en sa lte r eine irgend namhafte Kronenbesehränkung, und zu keinem anderen
Zwecke ist ih r der überaus rasche Wuchs in de r Ju g e n d verliehen, als
damit sie dem sie umgebenden anderen Gehölze alsbald e n te ile , und ihre
Krone frei entfalte. D ah e r die a llenthalben misslungenen Versuche mit der
Lerche, wo man sie allein und im dichten Schlüsse erziehen wollte. Man
gebe ih r also zu je d e r Zeit unbedingte Kronenfreiheit, zugleich aber auch
ein anderes Boden- oder Unterholz, welches ih r den Boden deckt und seine
F ru ch tb a rk e it erhält. Im gemischten Bestände kämpft sich zwar die Lerche,
u n te r Begünstigung eines vorzüglichen Bodens, auch mit der kleinsten Krone
noch immer über ihre Umgebung empor, und liefert so die schönen, astreinen
Schäfte, die wir nicht selten an ih r b ew u n d e rn : allein es geschieht diess nu r
mit Verlust eines sehr namhaften Betrages an Holzzuwachs.
Die grossartige Kro n en en tfa ltu n g unse rer E i c h e n , d. i. de r Trau b en -
und der Stieleiche, weiset deutlich g enug au f das Bedürfniss einer räumlichen
Stellung hin, daher diese Bestände nu r bei einem sehr gelinden Drucke im
Kronenschlusse herangezogen werden sollen, wobei sieh nach E rfah ru n g
andere Holzarten als Zwischengehölze und L ü ckenbüsser besser eignen, als
die Eichen selbst, die den Boden n ich t in K ra ft zu h alten vermögen. Stan d orte
von ausserordentlicher F ru c h tb a rk e it machen allerdings auch hier eine
Ausnahme und g e statten selbst reine Eicheiibestände von sc h lan k em , a s treinem
Wüchse heranzuzieheii. Ausserdem aber, und weil von diesen Holza
rten in der Regel mehr starke als besonders lange Nutzholz-Sortimente ve rlan
g t werden, so wird hier sehr oft mit der k le in sten Stammzahl, die 1 0 0 —
1 2 0 Stämme pr. Jo ch nicht überschreiten mag, dem Zwecke am vollständigsten
entsprochen werden. — Die Zerreiche fo rd ert minderen Kronenraum,
und n äh e rt sich in ihren Wuchsverhältnissen mehr der folgenden Holzart.
Die R o t h b u c h e erleidet bisher u n v e rkennbar die allerempfindlichsten
Unbilden bei ih re r Erziehung. Weil sie in der frühesten Ju g e n d den Schatten
v e rträg t, g lau b te man sie durch 1 0— 2 0 und mehr J a h re im Schatten h e ran ziehen
zu müssen, u n d weil man, um einen dicht geschlossenen Aufschlag
ängstlich b e s o rg t, wiederholte Besaamungen abwarten zu müssen glaubte,
h a t man häufig Bestände erzogen, deren unzählige Stämme vom e rsten bis
zum letz ten nach ku rz er Zeit schon entschiedene Siechlinge waren, die n u r
durch die allervorsichtigsten Ausräumungen und Durchforstungen, mit namh
aftem Verluste an Zeit und Zuwachs, und mit der immerwährenden Besorg-
niss ihres Verderbens durch äussere Einflüsse, zu Bestän d en herangezogen
werden konnten, die im Holzertrage, selbst au f den besten Standorten, n ur
mittelmässige Ergebnisse darboten, wie d e r oben angeführte Buchenbestand
beweiset, dessen durchschnittlicher Jahreszuwachs pr. Jo c h mit 8 3 und
pr. Stamm m it 0 ,3 5 Kubikfuss, nichts weniger als ein glänzender ist, den
man bei naturgemässer Erziehung des Bestandes jedenfalls um 40 oder 50
Jah re früher h ä tte erreichen können. D e r angeführte Bestand h a t ab er nach
Ansicht der Jah re s rin g e in seiner ersten Ju g e n d n ich t einmal an einem ü b e rgrossen
Gedränge gelitten, vielmehr b a t es den Anschein,-dass er von Weioh-
hölzern überwachsen wurde, deren Beseitigung man der N a tu r selbst über-
liess, indem man damals vielleicht kaum an die Möglichkeit ihres Aushiebes
dachte. — W ir wollen uns nich t verbergen, dass es noch einer län geren Zeit
bedürfen wird, bis man die fü r den Hochwaldhetrieb und fü r manche Gegenden
so wichtige Rothbuche, die die Hauptwaare au f den grossen Brennholz-
Märkten b ild e t, allgemein im Pflanzwalde erziehen w ird ; eben desshalb
scheint es uns ab er um so wichtiger, dass einerseits bei den zu r Ausführung
kommenden Pflanzkulturen sogleich die von uns angedeutete Richtung, in
verschiedenen Abstufungen de r Hauptstämmezahl von 2 0 0— 4 0 0 pr. Joch,
eingeschlagen werden möchte, andererseits aber den aus dem Besaamungs-
hiebe hervorgehenden Aufwüchsen gleich nach dem Ahtriebshaue, und wenn
diess selbst mit Kosten geschehen m ü sste , jen e Lich tu n g gegeben werde,
deren die k ü nftigen Hauptstämme des Bestandes zu ih re r k rä ftig en Entwickelung
bedürfen. Die Buche, wie auch die E ie h en a rten , ganz besonders die
Zerreiche, entwickeln sich bei freier Ste llu n g anfangs weit mehr im Seitenais
im Höhenwuchse, sie sehen bu sch a rtig aus, und haben offenbar das B e dürfniss,
sieh E rn ahrungs- u n d Athmungsorgane in g rösster Menge zu schaffen,
wozu die Buche insbesondere eine seh r dichte, u n d auch im In n e rn ih rer
Krone, eine zahlreiche Belaubung entwickelt. E rs t nachdem diese Ausbreitung
zunächst ü b e r dem Boden einen gewissen Umfang erreicht hat, der Boden
um die Pflanze hinlänglich überschirmt ist, b eg in n t ein stä rk ere r Höhen-
wuohs, die Hau p tach se e rh eb t sich n u n e rst ken n tlich aus de r mehrfach ve rzweigten
Krone, die Ausformung zum Baume erfolgt, u n d im raschen Po rt-
wuchse ho lt die Pflanze b a ld ein, was sie frü h er versäumt zu haben schien.
Dieser Entwickelungsgang k ann zwar in der Baumschule durch die b eg ü n stigte
W u rze lau sh re itu n g beschleunigt, die Bildung von Pflanzheistern durch
Einkürzung der u n te ren Kron en th eile erzwungen w e rd e n ; für den ju n g en
Saamenaufschlag im W ald e sind aber Zeit und Raum fü r obige Entwickelung
unerlässig, wenn kräftige, stufige und an dauernd im Zuwachse steigende Bestände
e rlan g t werden wollen. — Sollte das so eben Bemerkte n ich t zuletzt
zu dem Gedanken führen, bei diesen edlen L aubhölzern gleichwohl der Pflan zung
den Vorzug vor der natü rlich en Verjüngung zu geben, d en pr. Jo ch
erforderlichen 2 0 0— 4 0 0 Hauptstämmen des B estandes durch ausnahmsweise,
sorgfältige und tiefgreifende Zubereitung ih re r k ü nftigen Standplätze (Rigolen