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den Saamen ausfallen, der au f sehr weite Strecken vom W inde vertragen wird.
Die Mannbarkeit tritt sehr bald ein, 1 Ojährigo Weiden blühen schon reichlich.
Die Weiden blühen zwar beinahe jä h rlic h , doch ist ihr Saame selten
keimungsfähig. Da die Weiden ganz getrennt blühend sin d , so ist oft der
Mangel an gehöriger Befruchtung, wenn in der Nähe männliche Bäume fehlen,
die Hauptursache davon. Nur in grösseren Weidenaueu oder Anpflanzungen,
wo die Befruchtung gesichert i s t , ist die Saamenerzeugung eine fruchtbare,
doch ist die Fortpflanzung der Weiden vom Saamen stets schwierig, weil der
so leichte uud winzige Saame nicht leicht ganz wu n d en , reinen Boden finden
kann, um zu keimen, und zweitens verträgt er keine Bedeckung. Am leichtesten
siedeln sich die Weiden vom Saamen im angesehwemmten Lande der
Flussauen auf neugebildeten Inseln uud Haufen an , wo der abfallende Saame
am feuchten Schlamme kleben bleibt und Keimungsbedingnisse findet.
In solchen Orten wird häufig die Ansaamung dieser Flächen dadurch
erleichtert, dass man sie mit Reisern, die kurz vor der Fruohtreife gebrochen
werden, besteckt; wo dann der abfliegende Saame durch den Regen an den
Boden angedruckt und hiedurch die Keimung eingeleitet wird. Am häufigsten
aber geschieht die Vermehrung der Weiden durch Setzstangen oder Steckreiser.
Zur Anzucht baumartiger Stämme für den Kopfholzbetrieb wählt man
Setzstangeu von 1— 2 Zoll Durchmesser und 1 Klafter L ä n g e , doch gehen
auch noch stärkere. Die Einpflanzung muss in ein vorher mit einer viel dickeren
festen Holz- oder einer Eisenstange gestossenes, oder noch besser in ein
gegrabenes Loch auf zwei Fuss Tiefe geschehen. Das Einstossen unmittelbar
mit der Setzstange h a t selbst im weichsten Boden ein Beschinden oder Ablösen
der Rinde und das Ausbleiben vieler Stangen zur Folge.
F ü r die Ruthen- und Faschinenerzeugung werden die Flächen mit
2— 3jährigen Ruthen dicht besteckt, oder die Uferstrecken bis zur Tiefe des
Flussbettes mit Gebüudeln von Weidenruthen in mehreren übereinander liegenden
Reihen so b e legt, dass nur die Spitzen auf 6 — 12 Zoll aus der aufgeschütteten
und gestampften Erde hervorstehen. Aus solchem Faschinenbau
erwachsen dichte Weidensäume, indem selbst die u n ter der Wasserfläche liegenden
Gebünde aus derselben herauswachsen. Die beste Jahreszeit zur Anlegung
von Weiden-Stöckllngskulturen ist das Frühjahr vor dem Safttriebe oder
der Herbst.
Die junge Pflanze bleibt 1 und 2 Jah re klein und besteht meist nur aus
1 oder 2 schlanken R u th en ; doch fangt sie dann an schnell zu wachsen, erreicht
sie in 20 Jah ren eine Stärke von 1— 2 Fuss, wird dann sehr bald hohl, grünt
aber noch lange fort, bis sie endlich meist vom Winde gebrochen wird ; über
1 00 Jah re wh-d nicht leicht eine Weide alt.
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An Stärke-Entwickelung bleibt die Dotterweide stets bedeutend hinter
der weissen Weide zurück.
Diese Weiden kommen im wilden Zustande selten allein in reinen Beständen
vo r, soiidorii bilden meist in Gesellschaft einer grossen Zahl von
baum- oder strauchartigen Wcidenarteii die Ränder von Flüssen und Bächen,
oder sie bevölkern die der Ueberschwemmuiig ausgesetzten Ncugebilde an
Flüssen und Gebirgsbächen mit uiiregelmässigem flachen Flussbcttc.
An Bächen, in Wiesen und besonders auf feuchten W eidegründen werden
diese W eiden auch häufig angepflanzt. Die Bcwirthschaftung dieser m it Weiden
bestockten Flächen richtet sich wesentlich nach dem Verbrauchszwecke ihres
Materiales.
Zur Erzeugung von Faschinen oder Flechtmateriale werden sie meist in
kurzem 5— lOjährigcm Niederwaldumtricbe bewirthschaftet und zeigen eine
ausserordentliche Roproduktionskraft. Sie schlagen sicher und gut aus bis in
ein hohes Alter und vorti-ageu eine in sehr kurzen Zwisclienräumen wiederholte,
selbst alljährliche Abstoekung recht gut.
Zum Kopfholzbetriebe taugen diese Weiden sehr gut und an den lichten
Weiden-Pflanzungen ist diese Betriebsweise die häufigste. Besonders ist es
die Dotterweide, die in Dörfern, an Bächen und in Gärten sehr häufig gezogen
wird, nur um ihre schönen geschmeidigen Zweige zu Flechtmateriale oder zu
Bindweiden zum Befestigen _der Obst- und sonstigen Baumpflanzungen zu
benützen. Doch auch in Niederwaldungen mit etwa 20— SOjährigem Umtriebe
zum Zwecke der Brennholzerzeugung findet sich die weisse Weide in Gesellschaft
von anderen verwandten und den meisten Pappelarten in Auen und
auf Neuländern regulirter Flüsse häufig.
Der gewöhnlichste Standort der Weide ist ein vorwiegend feuchter,
leichter, lockerer Lehm-, Sand-, Schlamm- oder Schotterboden. Sie verträgt
einen grossen Nässegrad, Ueberschwemrnung und Einsclilämmung, nur muss
die Nässe vom fliessenden humosen Wasser h e rrü h ren , an stehenden Torfgewässern
gedeiht sie nicht gut.
Doch auch auf trockenen Orten kommt sie fort, nur die dürren, geneigten
und sonnigen Lagen meidet sie ganz.
Diese Weide ist gegen äussere Einflüsse unempfindlich, kommt daher
sehr weit nach Norden v o r , doch ist sie entschieden eine Holzart der Niederung
und kommt im Gebirge nur in Flussthälorn vor, wird aber in den höheren
Lagen bis in die höchste Region durch viele Gattuiigsverwandte vertreten.
Die wesentlichste Nutzbarkeit dieser Weide besteht in ihren jungen,
langen, geraden, sehr biegsamen Zweigen. Die schön gelben und ausserordentlich
geschmeidigen Zweige der Dottorweide geben das trefflichstePloehtmateriale
F i s c a l i , Forstkultn rpiianzen. 2. Aufl. 8
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