Die einzelne Blume besteht aus 6 — 8 kelchartigeii zusammengewaehsenen
Schuppen, die 5 — 10 Staubgefässe bergen, die dicht beisammen stehen.
Die weibliche Blüthe sitzt theils einzeln , theils zu mehreren an einem
Blumenstiele in den Blattachseln der jungen Triebe uud besteht aus einer
fadenförmigen m ehrtheiligen rothen Narbe, einem einfachen Fruchtknoten, der
in dem vielschuppigcn Bechei-chen sitz t, aus dem sich daun der Eiohelbecher
[C u p u la J entwickelt. Nach der Befi-uchtung entwickelt sich vorerst der B echer
und umschliesst die Eichel fast vollständig. E rst im Monate August vergrössert
sich die Eichel, tritt aus dem Becher hervor und erreicht bis Anfang Oktober
ihre natürliche Grösse. Die Stieleichel ist lang und schmal. Die Eicheln sitzen
entweder einzeln oder mehrere meist zu 2 auf einem gemeinschaftlichen bis
2" langen Stiel.
Nach der Reife fällt die grüne Eichel aus dem Becher, welcher sammt
dem Stiele noch lange am Baume bleibt.
Nach dem natürlichen Abfall keimt die Eichel, wenn sie durch das nachfallende
Laub eine schützende Decke erhält, im nächsten Frühjahre.
Eiugesammelt müssen die Eicheln vorerst auf lüftigen Böden getrocknet,
und später mit grösster Vorsicht in Erdgruben oder Erdhaufen aufbewahrt
werden, weil sie sonst ihre Keimkraft gleich im ersten Winter verlieren. Wenn
die Eichel austrocknet, so wird ihre grüne Schale holzig und braun.
Die Eichel keimt mit Zurücklassung der K e rn stü ck e , die zusammenschrumpfen,
aber noch ein ganzes J a h r an der Pflanze bleiben.
Gleich im ersten Jah re liegt die meiste Entwickelung in der Wurzel, die
senkrecht auf 8 — 10 Zoll in die Erde d rin g t, während das Stämmchen nur
4— 6 Zoll Länge erreicht. Die junge Pflanze ist ziemlich unempfindlich gegen
P rost uud Sonnenlicht, doch verträgt sie immerhin in den ersten Jah ren einige
Uebersehirmung, aber bei weitem nicht in dem Grade und nicht so lange wie
die Rothbuche.
Der Wuchs ist in der ersten Jugend ein ra s c h e r, dann aber im Ganzen
genommen ein langsamer, aber bis in ein sehr hohes Alter gleichmässig ausdauernder.
Im freien Stande tritt mit dem 60., im Bestandesschlusse im 100.
Jah re die Mannbarkeit e in , von da an bis zum höchsten erreichbaren Alter
bringt die Eiche reichlich Saamen, sogenannte Sprengmast ist beinahe jährlich
und volle Mast wiederholt sich im milden K lima in Zwischenräumen von 3— 5
Jahren. Bis zu 60 Jah ren liefert sie auch gesunden Stockausschlag. Auf en tsprechendem
Standorte bleibt die Stieleiche bis an 2 0 0 Jah re im Zuwachs und
dauert 6— 8 0 0 J a h re au s, erreicht eine ausserordentliche Stä rk e, aber nicht
leicht über 100 Fuss Höhe. Ih re grösste Entwickelung erreicht sie im freien
Stande auf Wiesen, Dämmen uud Waldrändern. Derartige Eichen haben, wenn
auch einen kurzen Schaft, doch über eine Klafter Durchmesser, und selbst ihre
Hauptäste haben ausserordentliche Dimensionen.
Die Stieleiche kann in allen Betriebsweisen bewirthschaftet werden. Wir
finden sie im Hochwalde mit sehr hohem bis 200jährigem Umtriebe, im Mittelund
Niederwalde und im Eichensohälwalde mit sehr kurzem Turnus, sogar als
Kopfholz und Schneideibaum. Sie h a t aber in jedem Betriebe ihre Eigenthümlichkeiten.
Im Eichenhochwalde kommt zwar die Stieleiche in grossen F lächen theils
rein, theils herrschend unter ändern Holzarten vor, doch behauptet sie selten das
Feld ganz allein, denn d i e m e i s t e n re in e n E ic h enw ä ld e r besonders der südlichen
Lagen sind aus mehreren Eichenarten gemengt. Die Einmengung zwischen
Buchen- oder N adelhölzern sagt ihr sehr zu, diese H ölzer beschirmen und erhalten
ihr den Boden b e sser, als sie es selbst ve rmag , und zwingen sie durch
starken Schluss zu schönem Höhenwuchse und reiner Sohafthildung. Aeltere
reine Eich-Hochwaldbestände zeigen stets eine minder gute Bestockung , da
sich die Eiche durch ihren Hang nach Ausbreitung der herrschenden Stämme
und durch baldiges Absterben aUer unterdrückten nnd ühergipfelten Reidel
selbst reiniget. Im M ittelwalde herrscht die Stieleiche besonders im Oherholze
und wird zu diesem Zwecke meist künstlich eingemengt, als Unterholz kommt
sie nirgends rein vor, da sie die Uebersehirmung nicht gut verträgt. Niederwaldbestände
aus reinen Eichen finden wir meist auf seichterem Boden, wo
die Eiche einen höheren Umtrieb nicht auslialten würde. Die Bestockung
erhält sich gut, da die Eiche bis zum 50. J a h re vom Stocke ausschlägt. Eichen-
schälwälder in sehr kurzem Umtriebe kommen in neuester Zeit mehr m Aufschwung,
und haben mehr den Zweck der Spiegelrinde-Erzeugung als der
Holzproduktiou.
Die Verjüngung der Eiche geschieht im Eichenhochwalde meist durch
natürliche Besaamung, und die Schlagstellung ist im Allgemeinen eine lichtere
und der Veijünguiigszeitraum ein kürzerer als bei der Buche, da die jungen
Eichen minder empfindlich sind, nur der üppige dem Graswuohse ausgesetzte
Boden erheischt manchmal eine dunklere Stellung. Das Einsprengen der E ichen
in Bestände, wo keine Mutterbäuine sind, ist leicht zu bewerkstelligen durch
Einstupfen einzelner Eicheln entweder in deu noch stehenden Bestand oder
in die bereits abgetriebene Schlagfläche.
Auch Eichelsaaten im Grossen gelingen meist gut, wenn nur der Saame
sorgfältig erhalten wurde.
Die Eiche lässt sich recht gut selbst als Reidel von 1 Vs bis 2 Zoll Starke
verpflanzen, nur muss sie zu diesem Zwecke eigens erzogen werden. Eichelsetzlinge
aus F reisaaten in einem Alter von 4 Jahren aufivärts taugen zur Vei-
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