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schon im H e rfs te vor de r Blüthenentfaltung als kleine braune Seitenknospe
erkennbar. Die Eichen sitzen paarweise h in te r dem Eierstocke, de r sich zur
holzigen Zapfensohuppe entwickelt.
Die völlige B lü th enentfaltung fä llt in den Monat Mai. Nach erfolgter
Befruchtung schliessen sich die ursprünglich mit den Spitzen nach unten
g erollten Schuppen an, und die Vergrösserung des Zapfens beginnt. D e r
wachsende Zapfen e rh ält zunächst eine d u nklere olivengrüne, endlich d u nkelbraune
F ä rb u n g , sondert sehr viel T erp en tin a u s , erreicht bis September
oder Anfangs Oktober, wo die Saamenreife ein tritt, eine L än g e von 6— 8
Zoll und 1 — 1 Va Zoll Stärke, und bleibt immer aufrecht stehen. D e r reife
Saame ist mit einem dreieckigen, einseitigen b re iten Flü g e l versehen, de r das
ziemlich grosse Saamenkorn umschliesst, und fä llt gleich nach de r Reife
sammt de r Deckschuppe ab, so dass die m ittlere Zapfenspindel am Baume
bleibt, und oft bis ü ber W in te r aushält.
D e r im He rbste ausgefallene Saame k e im t erst im Frü h jah re, eingesammelt
und sorgfältig aufbewahrt, in 3— 4 Wochen nach der Aussaat. Die
Keimfähigkeit e rh ält sich bei de r T anne n ich t so lange wie bei den übrigen
Nadelhölzern, vollkommen k eimkräftig b leib t der Saame kaum ü b e r 2 W in ter.
Der keimende Saame b rin g t die Saamenhülle mit zur Oberfläche und
en tfa lte t 5— 8 der Baumnadel ähnliche, ziemlich breite strahlenförmig den
Ansatz zum Höhentriebe umstehende Keimblätter, wird im ersten J a h re kaum
mehr als 1 Zoll hoch und g e lan g t ü b e rh au p t erst im 5 . - 6 . J a h re zu m erk lichem
Höhenwuchse. In de r ersten Ju g en d ist das Pflänzchen sehr empfindlich
gegen P ro s t und direk te Einwirkung de r Sonne. Die Uebersehirmung
th u t demnach der ju n g en Pflanze wohl, wie ü b e rh au p t keine Ho lz art eine so
starke und langdauernde Uebersehirmung verti-ägt wie diese, da oft Stämmchen,
die in vollster U eb erschattung durch 2 0— 25 J a h re mit kümmerlichem
Zuwachs vegetirten, nach erfolgter allmähliger F re istellu n g sich alsbald erholen,
und in wenigen J a h re n b edeutendere Höhen- und Stärkezunahme en twickeln,
als diess früher im Verlaufe von 20 — 25 J a h ren de r P a ll war.
Plötzliche Freistellu n g eines ged rü ck ten Unterwuchses, insbesondere a u f sonnigen
Berglehnen b rin g t häufig üble Folgen.
D e r Wuchs des Einzelstammes ist selbst im günstigen Verhältnisse bis
zu 20 J a h ren ein seh r langsamer, wird von dortan bis etwa zum 50. stärker,
und h ä lt au f entsprechendem Standorte bis ins 1 2 0— 150. J a h r ziemlich
gleichförmig an, und die Lebensfähigkeit d au e rt bis an 3 0 0 Jah re . Die
Mannbarkeit tr itt im freien Stande zwischen 3 0— 4 0 J a h re n ein, im geschlossenen
Bestände später. In milderen L ag en trä g t die T an n e häufig und
reichlich Saameii, in rauhon, insbesondere in hohen Lagen seltener mit vorwiegend
tauben Saamenkörnern.
Reine T annenbestände aus n a tü rlich e r Verjüngung sind in de r Regel sehr
dicht, und diesen starken Schluss v e rträg t die T anne sehr g u t, und der frü h zeitigere
Höhentrieb ist hauptsächlich dadurch bedingt. Eine Reinigung der
Dickung ohne Zuhilfenahme der Durchforstung tr itt bei dieser Holzart erst
spät ein. Alle, selbst haiihare alte Bestände zeigen im Verhältniss zu anderen
Holzarten, insbesondere gegen die Kiefer, eine sehr grosse Stammzahl. — F rü h zeitig
und sta rk durchforstete Bestände entwickeln sich zwar in die Stärke,
aber auffallend weniger in die Höhe. Die grösste erreichbare Stärke sowohl
am Einzelstamme als in B e tra ch t ganzer Bestände va riirt nach den Standorts-
vcrhältnissen sehr. In ausgezeichneten V erhältnissen sind Stämme von 1 8 0 Fuss
Höhe und 48 Zoll Durchmesser in Brusthöhe keine Seltenheit und Bestände
im Alter von 1 5 0— 2 0 0 J a h ren zeigen einen Massengehalt von 3 0 0— 3 5 0
Klaftern (zu 60 Kubikfuss) pr. Jo ch (mährische Karpathen).
Die Tanne nimmt zwar bedeutende Flächen in reinen B e ständen ein,
doch steht sie hierin d e rP io h fe und der Kiefer n a c h , kömmt aber eingemengt
mit Pichte uud Buche in Deutschland vom Südabfalle der Alpen bis zum
Harze, und vom Sehwarzwalde bis zu den Ka rp ath en und der ostdeutschen
Ebene a llenthalben mehr oder weniger häufig vor. Eines der ausgedehntesten
Tannengebiete des österreichischen Reiches sind die westlichen Ka rp ath en
mit ihrer südlichen Verzweigung, wo selbe a u f mehreren H u n d e rt Tausenden
Jochen, in fast ununterbrochenem Zusammenhänge vorherrschend ganz rein,
oder in überwiegendem Verhältnisse der Rothbuche beigemengt, W äld er von
seltener Produ k tio n sk ra ft bildet. D e r tiefgründige etwas kalkhaltige Lehmboden,
aus der Verwitterung des mergeligen Karpatliensandsteins hervorgegangen,
und die durch die Be rggrupplrung bedingte allseitig geschützte Lag e bietet
ihr dort die günstigsten W achstliumsverhältnisse. Auf dem Verwitterungsboden
des Gneisses, des besseren Granits und Thonschiefers gedeiht sie auch sehr
g u t, bildet ab er nicht grosse zusammenhängende reine B e stän d e , sondern ist
meist mehr oder minder mit Pichte gemischt. Reinen Sandboden meidet sie
ganz, so wie ihr der reine Ka lk minder zusagt. Bezüglich ihres A nsteigens im
Gebirge geh ö rt sie dem Mittelgebirge an , ihr gutes Fortkommen findet sie
weder in der reinen E bene noch in einer Höhe ü b e r 3 0 0 0 Fuss. Sie sucht im
Gebirge mehr die schattigen Nordseiten und tie f eingeschnittenen Th äler mit
beträchtlicher L u ftfeu ch te , und zeigt hier die gesundeste dunkle üppige F ä r bung
ihres Gereises, meidet aber den nassen Boden, und v e rträg t bei weitem
nicht jen e Bodenfeuolite wie die Fichte.
P i s c a l i , Foi-stkulturpflanzen. 5*. Aufl. 2
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