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Die Belaubung erscheint im April oder Mai uud besteht aus einfachen,
runden, am Rande grob durch bogenförmige Einschnitte gezähnten Blättern,
die glatt und fest sind, obenher eine dunkelgrüne, an der Rückseite eine
mattgrime Farbe haben. Die Blätter stehen vereinzelt, am jungen Zweige in
unregelinässigen Zwisclienräumen, am alten Holze an sehr verkürzten Trieben
scheinbar büschelweise, uud hängen an langen plattgedrückten Stielen und
sind im leisesten Winde leicht beweglich.
Die ganze Belaubung ist eine sehr schüttere uud die Uebersehirmung
der seukreclit hängenden Blattfläclie wegen eine sehr geringe. Die Blätter der
Stock- ^ und sehr üppig und krautig aufgeschossenen Wurzelloden sehen dem
ausgebildetcn Blatte des Stammes gar nicht ähnlich, sind viel grösser herz-
föunig oder dreieckig, uud so wie die ganzen Schösslinge rauhhaarig.
Das Aspeulaub ist beim Ausbruche meist etwas geröthct und wird vor
dem Abfälle nn Herbste gelb, mitunter auch purpurroth.
Die ganz getrennten Blüthen erscheinen zeitlich im Frühjahre noch vor
dem Laubansbrucho, meist schon im März.
Dem äusseren Ansehen nach sind männliche uud weibliche Blüthen einander
ähnlich und beide in 2 — 3 Zoll langen, locker hängenden, dicht silbergrau
behaarten Kätzchen, die am Ende der vorjährigen Triebe meist zu mehreren
gehäuft stehen.
Die Bildung der Einzelblüthen ist so wie bei der vorigen Pappelart. Die
Schuppe der männlichen Blüthe ist vierspaltig und stark behaart mit 8 rothen
Staubfäden, die nur schwach durch die Behaarung durohschimmern.
Die weibliche Blüthe besteht aus der Deckschuppe, dem Kelche und dem
mit 2 zweitheiligen Narben versehenen Griffel.
Nach dem Verblühen entwickelt sich der Fruchtknoten zu einer länglichrunden
Kapsel, die aufspringt und den kleinen weisswolligen Saamen ausfallen
lässt.
Die Aspe trag t schon mit 15 — 20 Jahren guten Saamen, auch ist oft
wegen Mangel an gehöriger Befruchtung der Saame taub. Aeltere Stämme
tragen beinahe jährlich viel Saamen.
Die Einsammlung des Saamens zum Zwecke des Anbaues dürfte nur in
seltenen Fallen statthaben. Der Saame keimt gleich nach dem Abfalle mit
herzförmigen Lappen, länger lässt er sich nicht gut keimfähig erhalten.
Trotzdem, dass sich die Aspe au f wunden Stellen leicht anfliegt, so ist
ihre Nachzucht durch Saamen doch schwierig. Uebrigens wird diese selten
beabsichtigt, indem im Ausschlagwalde der Wiederausschlag reichlich erfolgt
und im Hochwalde sucht mau ihrer früher los zu werden, als sie zu vermehren’
doch lässt sie sich, wenn man sie fortpflaiizen will, durch Stecklinge und aus-
gegrabeiie Wurzelbrut recht gut erziehen.
Im ersten Jah re bleibt die Pflanze klein, dann aber wird sie auf gutem
Boden sehr schnellwüchsig.
Der beste Wuchs der Aspe liegt in dem jüngern Alter, obschon sie auch
auf vollkommen zusagendem Boden bis 100 Jahre und darüber alt wird, und
eine Stärke von 16— 18 Zoll orroicht.
Die Aspe kommt nur sehr beschränkt in ganz reinen Beständen vor, dagegen
ist sie sehr häufig reichlich eingemengt als nutzbare Holzart im Niederw
a ld e , vereinzelt auch im Hochwalde, mitunter aber auch als, krüppliges,
unvertilgbares Bodengohölz, lästiges Unkraut, besonders in Buchenforsten auf
basaltischem Boden. — Im Niederwalde gibt sie mitunter auf solchen Stellen,
wo nicht edlere Hölzer gedeihen können, oder in Vermengung mit den ändern
Pappeln ziemlich hohen Ertrag. Ihre Reproduktionskraft ist zwar vom Stocke
und Wurzel unverwüstlich, doch nicht immer ist ihre Wurzelbrut zur Verjüngung
tauglich, manchmal erscheint nach der Abstoekung der Aspen eine
Menge von äusserst üppigen, krautigen Loden, die 1— 2 Sommer vegetiren,
alles andere Gehölz verdämmen und dann auf einmal vergehen.
Ih r gewöhnlicher Gesellschafter ist im Niederwalde die Birke.
Im Mittelwalde wird sie stets von edleren Hölzern verdrängt. Zu Obor-
holz taugt sie trotz ihrer geringen Uebersehirmung nicht, weil das Aspenholz
auch in stärkeren Sortimenten keinen besonderii Werth hat, und weil sie im
hohen Alter sehr gerne keriifaul und abständig wird.
Im Uuterholze kann sie auch nicht gut au shalten, weil sie in keinem
Alter eine Uebersehirmung verträgt.
Trotz ihrer sonstigen(^Schnellwüohsigkeit und scheinbaren Genügsamkeit
bedarf die Aspe zu vollkommen guter Entwicklung und Ausdauer einen guten
Boden. Der ihr zusagendste ist ein frischer, leichter Lehmboden, besonders
der des aufgeschwemmten Landes; den eigentlichen Sumpfboden, besonders
wenn er torfig ist, liebt sie nicht und ist mehr im Hügellande heimisch, doch
als niedriges Gebüsch geht sie in den Gebirgsforsten bis zu einer Höhe von
3 0 0 0 Fuss. Am trockenen Sande verkümmert sie bald.
Die Rückwirkung der Aspe auf den Boden ist keine günstige und reine
Aspenbestände von grösserer Ausdehnung müssten sicher an Bodenkraft herabsinken,
da sie den Boden sehr gering überschirmen und ihm iu ihrem spärlichen,
trockenen Laube sehr wenig Ersatz bieten.
Gegen klimatische Einflüsse ist die Aspe unempfindlich und kommt im
Strauohwuchse bis im hohen Norden vor, dagegen ist ihr Vorkommen in vertikaler
Richtung beschränkter.
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