änberung ifl allbefannt, unb an taufenb unS umgebenben ©rflheinun*
gen {eben Aitgenblicf mahrzunebmen. Allein gcrabe beSflalb, weil
bie ©rflheipungen ber Abänberung burd) äugere ©inflüffe felbfloer*
jlänbXic^ erflheinen, hat man biefelben bisher noch fafl gar nicht einer
genaueren phpflologiflhen haiffenf^aftHc^en llntcrfuchung unterzogen.
©8 gehören balfln alle ©rflheinungen, melche mir als bie folgen ber
Angemöhnung unb Abgemöhnung, ber Uebung unb Bichtiibung be*
tra u te n , ober als bie ber T)reffur, ber ©rzieflung, ber 3lc=
climatifation, ber © pmnaflif u. f. m. Auch bie Beränberungen burch
franfmadjenbe llrfacben, bie Äranff>eiten felbft ftnb jum größten
Theil meiter nichts als Anpaffungen beS Organismus an beflimmte
SebenSbebingungen. Sei ben Kulturpflanzen unb £>au8thieren tritt
bie ©rfcfleinung ber Abänberung fo auffatlenb unb mächtig fjerüor,
bag eben barauf ber Thierjüdfler unb (Partner feine ganze Tflätigfeit
grünbet, ober oielmeflr auf bie SBecflfelbezieflung, in melche er biefe
©rflheinungen mit benen ber Bererbung fej}t. ©benfo ifl eS bei ben
Sflanjen unb g ie re n im milben ßuflanbe aflbefannt, bag fie abän*
bern ober oartiren. 3ebe fpflematiflhe Bearbeitung einer Tl)ier* ober
fllflanzengruppe mügte, menn fle ganz oollflänbig unb erflhöpfenb
fein mollte, bei jeber einzelnen A rt eine Blenge oon Abänberungen
anführen, melche mehr ober meniger oon ber herrfdjenben ober ippi*
flhen #auptform ber ©pecieS abmeicflen. 3 n ber That finben ©ie in
jebem genauer gearbeiteten fpflematiflhen ©pecialmerf fafl bei jeber
A rt eine Anzahl oon folgen Bariationen ober Umbilbungen angeführt,
melche halb als inbioibuelle Abmeichungen, halb als fogenannte
Spielarten, (Raffen, Barietäten, Abarten ober Unterarten bejeiflmet
merben, unb toeldje oft augerorbentlich meit fleh oon ber ©tammart
entfernen, lebiglicfl burch bie Anpaffung beS Organismus an bie äu*
gern SebenSbebingungen.
Bßenn mir nun junächfl bie allgemeinen Urfa^en biefer Anpaf*
fung?erfd)einungen zu ergrünben finden, fo fommen mir ju bem Ute*
fu lta t, bag biefelben in Söirflidfl'eit fo einfach fln b , alS bie Urfachen
ber ©rblichfeitSerflheinungen. SBie mir für bie BererbungStflatfacflen
bie Fortpflanzung als allgemeine ©runburfache nacflmiefen, bie lieber*
tragung ber elterlichen Staterie auf ben îinblicflen Äörper, fo fönnen
mir für bie Thatfachen ber Anpaffung ober Abänberung als bie allge*
meine ©runburfache bie phpflologiflhe Tflätigfeit ber © r n ä g t u n g
ober beS © 10 f f m e $ fe l § Iflnflellen. Sffienn id) Fhuen flier bie ,,©r*
näflrung" als ©runburfache ber Abänberung unb Anpaffung anführe,
fo nehme idj biefeê Söort im meiteflen © inn e, unb oerflehe barunter
fafl bie gefammten materiellen Skflflelbezielmngen, meldje ber Orga*
niSmuS in allen feinen Theilen zu ber ihn umgebenben Augenmelt
beflgt. ©8 gehört alfo ju r ©rnährung nicht allein bie Aufnahme ber
mirflich näflrenben ©toffe unb ber ©influg ber oerfdnebenartigen Bafl*
ru n g , fonbern auch z* 53- bie ©inmirtung beS SBafferS unb ber At*
mofpfläte, ber ©influg beS Sonnenlichts, ber Temperatur unb aller
berjenigen meteorologifcflen ©rfcfleinungen, melche man unter bem
Begriff „U lim a " zufammenfaft. 5lud> ber mittelbare unb unmittel*
bare ©inftufj ber Bobenbefcflaffenheit unb be§ 2öofmort§ gehört l)ier*=
her, ferner ber äuferfl michtige unb oielfeitige ©influg, melcflen bie
umgebenben Organismen, bie greunbe unb Bad)barn, bie Feinbe
unb (Räuber, bie ©d)maro£er ober flßaraftten u .f. m. auf jebeSTln«
unb auf jebe pflanze auSüben. alle biefe unb noch öiele anbere höchfl
michtige ©inmirfungen, melche alle ben Organismus mehr ober me*
niger zu oeränbern im ©tanbe flnb, müffen hier bei ber ©rnährung in
Betracht gezogen merben. 3 u biefem meiteflen ©inne ifl alfo bie © r *
n ä h r u n g burch f äm m t l i i h e 2öe chfelbe z ieh u n g e n beS O r *
g a n iSmuS zu ber ih n u m g e b e n b e n S lu g e nm e i t b e b i n g t .
SDiefe Beziehungen flnb natürlich fletS ganz materielle, unb bie Berän*
berungen, melche auS biefen ffiechfelbeziehungen burch bie Slnpaffung
folgen, beruhen mieber auf rein mecflanifchen, b. h- phpflfalifchen unb
chemiflhen Urfachen.
SBie fehr jeber Organismus oon feiner gefammten äugern Urnge*
bung abhängt unb burch BBechfel oeränbert mirb, ifl 3fmen
Sillen im Allgemeinen beîannt. SDenfen ©ie blog baran, mie bie
menfdfliche T flatfra ft oon ber Temperatur ber Sufi abhängig ifl, ober