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 pfungSbericht.  Die  ©runblagc  i^ter  ©ffecieSauffaffung  b ilbe teß in*  
 n 6 ’S  SluSffmtd):  „© 8   gibt  [o  Diele  Sitten,  als  urfffrünglicff  üerffhie*  
 bene  fo rm e n   erfdjciffen morben  ffnb,"  3e bo ^   ntüffen  mit hier,  ohne  
 näher  auf  bie  Segripbeffimmung  bet  ©ffecicS  einpgehen,  fogleicf)  
 bemerfen,  baff  alle  3 °°t°Ö en  un^  Sotanifer  in  bet  fffffematiffhen  
 5ßraji§,  bei  bet  hraftifdfen  Unterfc^eibung  unb  ^Benennung  ber  Silier*  
 unb  iffffanjenarten,  ffch  nidE)t  im  ©eringffen  um  jene  angenommene  
 ©«höfffung  if)tet  elterlichen ©tammformen  flimmerten,  unb  auch  mirf*  
 lieb  uid)t  fämmern  fonnten.  Denn  natürlicf) mären  ffe niemals  in  bet  
 Sage,  bie  Slbffammung  aller  p   einer  Slrt  gehörigen  ^nbiüibuen  non  
 jener  gemeinfamen,  urfprünglich  etfeffapnen  ©tammform  ber  Slrt  
 nachmeifen  p   fönnen.  Sielmehr  bebienten  ffch  fotnof)!  bie  ßoologen  
 als  bie Sotanifer  in ihrer ffpematiffhen g ra tis   auSffhliefflich  ber  $orm*  
 ähnlichfeit,  um  bie  oerfd)iebenen  Sitten  p   unterfeffeiben  unb  p   benen*  
 nen.  ©ie  {teilten  in  eine  Slrt  ober ©ffecieS  alle  organiffhen  ©injet*  
 mefen,  bie  einanber  in  ber  $ormbi(bung  feffr  ähnlich  ober  fajt gleich  
 maren,  unb  bie  ffch  nur  burch  [ehr  unbebeutenbe  ^ormunterfchiebe  
 oon  einanber  trennen  liefen,  dagegen  betrachteten  fte  als  oetfdne*  
 bene Slrten  biejenigen Snbiöibuen,  meldm  mefentlidjere  ober  auffallend  
 bete  Unterfdjiebe  in  ihrer  Ä'ötffetgeffaltung  barboten.  Natürlich  mar  
 aber  bamit  ber  gröfften  Söillfür  in   ber  fripmatifdjen  2lrtunterfchei=  
 bung  D p  unb  £ h or geöffnet.  Denn  ba niemals  alle  2mbitnbuen ei*  
 ner  ©ffeäeS  in   allen  ©tücfen  oöllig  gleich  ffnb,  oielmehr  jebe  Slrt  
 mehr  ober meniger  abänbert  (oa riirt),  fo  oermochte  Stiemanb  p   fa*  
 gen,  m e lie r  ©rab ber Slbänberung  eine mirflicffe  „gute  Slrt",  meldet  
 ©rab  bloff  eine  ©fnelart  ober  Stoffe  (Sarietät)  bezeichne. 
 Stothmenbig  muffte  biefe  bogmatifdje  Sluffaffung  beS  ©ffecieSbe*  
 gtiffS  unb  bie  bamit  oerbunbene  SBitlfür  p   ben  unlöSbatfien  2Bi=  
 berfprücffcn  unb  p  ben  u n h a ltb a re n   Sinnahmen führen.  SDieS  geigt  
 ffch  beutlicff  fd)on bei  bemjenigen  Staturforfcffer,  m e lie r nächff S in n e   
 ben  gröfften  ©inffuff  auf  bie  SluSbilbung  ber  gemann, 
 bei  bem  berühmten  © u ü i e r   (geb.  1769).  ©r  ffhloff  ffch  in  feiner  
 Sluffaffung  unbSeffimmungbeS©ffecieSbegriffSim©anjen an Sin n e 
 Subiers  Definition  bet  ©pectes. 41 
 an,  unb  fe ilte   feine  Sorffellung  Oon  einet  unabhängigen  ©rfdmffung  
 ber  einzelnen  Slrten.  SDie  Unoeränberlichfeit  berfelben  
 o i er   für  fo  miefftig,  baff  er  ffch  bis  p  bem  thöridffen  SluSfpruche  oer*  
 flieg:  „bie  Seffänbigfeit  ber  ©pecieS  iff  eine  notffmenbige  Sebingung  
 für  bie  ©jiffenj  ber  miffenfcffaftlichen  Slaturgefdudp."  D a   ß i n n e ’S  
 Definition ber  ©ffecieS  iffm  nicht genügte,  machte  er  ben  Serfuch,  eine  
 genauere  unb  fü r  bie  ftpematifdje  «ffrajiS  mehr  oermerthbare  Se*  
 griffSbeffimmung  berfelben  p   geben,  unb  jmar  in  folgenber  Deffni*  
 tio n :  „ 3 u   einer  Slrt  gehören  alle  biejenigen  2mbiüibuen  ber  $ tn ere  
 ober  ff3ffan$en,  melche  entmeber  oon  einanber  ober  oon  gemeinfamen  
 ©tammeitern bemiefenermaffen  abffammen,  ober meldm  biefen  fo  äffn*  
 lieh  ffnb,  als  bie  leiteten  unter  ffch-" 
 © u o i e r   bachte  ffch  alfo  in  biefer  S e p ffu n g   ftolgenbeS:*  „S3ei  
 benjenigen  organiffhen  ^pbioibuen,  oon  benen  mir miffen,  ffe  ffam*  
 men  oon  einer  unb  berfelben ©Iternform  a b ,  bei  benen  alfo  ihre  ge*  
 meinfame  Slbffammung  empirifch  ermiefen  iff,  leibet  eS  feinen  B ^e i*  
 fe i,: baff  ffe  p   einer  Slrt  gehören,  mögen  biefelben  nun  menig  ober  
 oiel oon  einanber  abmeichen,  mögen  ffe  faff  gleich  ober  feffr  ungleich  
 fein,  ©benfo  gehören  bann  aber  p   biefer  Slrt  auch  alle  biejenigen  
 3nbioibuen,  melche  oon  ben  leiteten  (ben  auS  gemeinfamem  ©tantm  
 emffiriffh  abgeleiteten)  nicht  mehr  oetffhieben  ffnb,  als  biefe  unter  
 ffch  oon  einanber  abmeühen.  Sei  näherer  Setrach tung  biefer  ©pe=  
 cieSbeffnition © u o i e rS   geigt  ffch  fofort,  baff  biefelbe  meber  theore*  
 tiffh  befriebigenb,  noch  praftiffh  anmenbbar  iff.  © u ö i e t f f n g   mit  
 biefer Definition  bereits  a n ,  ffch  in  bem  Greife  herum  p   breffen,  in  
 meinem  faff  alle  folgenben Definitionen  ber  ©ffecieS  im  ©inne  ihrer  
 Unoeränberlichfeit  ffch  bemegt  haben. 
 Sei  ber  aufferorbentlichen Sebeutung,  melche © e o r g e   © u o i e r   
 für  bie  otganiffhe Staturmipnffhaft  gemonnen  hat,  angeffdp  ber  faff  
 unbefdjränften  Sltleinherrfdhaft,  melche  feine  Stnffchten  mährenb  ber  
 erffen  Hälfte  unferS  BaphmrbertS  in  ber  Dhierfunbe  auSübten,  er*  
 ffheint  eS  an  biefer  ©teile  angemeffen,  feinen  ©influff  noch  etmaS  
 näher  p   beleuchten.  ©8  iff  bieS  um  fo  nöthiger,  als mir  in © u o i e r