110 Sartoirt’8 ©tubium bet ^augtpieve unb SultapfCansen.
burcß biefc weiteren 5luSfüf)tungen bie <SeIection§t£)eorie eigentlich erfi
fefi begrünbet Serben müffe. Stach unferer Slnjicpt enthält bereit?
T a n n i n ’ ? erfte?, 1859 erfepienene? SBerf, biefe Begrünbung in
böllig auSreicpenbem SStaaße. Sie unangreifbare Starte feinet $he*
orie liegt niept in bet Unmajfe oon einzelnen 2l)atfad)en , welche man
al? Bemei? bafür anfüßren fann, fonbern in bem ßarmonifepen 3u=
fammenßang aller großen unb allgemeinen ©tfcpeinung?teißen ber or*
ganifepen Statur, welche übereinjiimmenb für bie SBaprßeit ber Selec*
tion?tßeorie 3eugniß ablegen.
Bon ber größten Bebeutung für bie Begrünbung ber Selection?*
tßeorie mar ba? eingeßenbe S tu b ium , rnelcpe? ÜDatmi n ben $ a u ? *
tß ie r e n u n b © u l t u r p f l a n j e n mibmete. 25ie unenbücp tiefen unb
mannigfaltigen $ormüetänberungen, rnelcpe ber SStenfcp an biefen bo*
mefiieirten Organismen burep fünftlic^e 3ü^>iung erzeugt ßat, ftnb für
ba? nö tige Berfiänbniß ber Spier* unb $flanäenfotmen non bet aller*
größten 5ZÖicf)tigfeit; unb bennoep i j i in faurn glaublicher SBeife biefe?
Stubium oon ben 3 (mlogen unb Botanifern bi? in bie neuefte 3eit
in ber gröbften SBeife üernacpläfjigt morben. ©? ftnb nicht allein bi(fe
Bänbe, fonbern ganje Bibliotßefen oollgefcprieben morben mit ben
unnüßefien B etre ibu ng en ber einzelnen Sitten ober Specie?, angefüllt
mit ßöcßji linbifcpen Streitigleiten barübet, ob biefe Specie? gute ober
ziemlich gute, fcplecpte ober jiemlicp t i e f t e Sitten feien, oßne baß
bem Slrtbegriff felbfi barin ju Seibe gegangen ifi. SBenn bie Statur*
forfeper, jia tt auf biefe ganj unnüßen Spielereien ißre 3eü $u üermen*
ben, bie SulturorganiSmen gehörig jiu b irt unb nicht bie einzelnen
tobten form en fonbern bie Umbilbung ber lebenbigen ©eftalten in
ba? Sluge gefaßt hätten, fo mürbe man nicht fo lange in ben $effeln
be? © u o i e r ’fcßen SDogma? befangen gemefen fein. SBeil nun aber
biefe ©ulturorganiSmen gerabe ber bogmatifepen Sluffaffung oon ber
Beßarrlicpfeit ber Slrt, oon ber ©onfianj ber Specie? fo äußerfi unbe*
quem ftnb, fo hat man ftdE) großen Sßeil? abftchtlich nicht um biefelben
befümmertunb eSifi fogar üielfaep, felbfi oon berühmten Staturforfchern
bet ©ebanle auSgefprocpen morben, biefe ©ulturorganiSmen, bief?auS*
ätnbreaS SBogner unb ber S3ount beS CsSrfennniffeS. 111
thiere unb ©artenpflanjen, feien Äunftprobucte be? SSienfcpen, unb
beren Bilbung unb Umbilbung fönne gar Sticpt? über ba? SBefen ber
Bilbung unb über bie ©ntjießung ber form en bei ben milben, im Sta*
turjufianbe lebenben Slrten entfepeiben.
35iefe oerfeßrte Sluffaffung ging fo meit, baß $. B . ein SStüncpe*
ner 3oologe, Slnbrea? SBagnet , aHe? ©rnfie? bie läcperlicpe Be*
pauptung aufftellte: S)ie Spiere unb $flanjen im milben 3ufianbe ftnb
oom Scpöpfer al? befiimmt unterfepiebene unb unoeränberlicpe Sitten
erfepaffen morben; allein bei ben $au?tßieren unb Sulturpflanjen
mar bie? beSpalb niept nötpig, meü er biefelben oon oornperein für
ben ©ebrauep bc? SStenfcpen einrieptete. 35er Scpöpfer maepte alfo
ben SDtenfcpen au? einem ©rbenfloß, blie? ipm lebenbigen Obern in
feine Stafe unb fcpuf bann fü r ipn bie oerfepiebenen nüßlicpen <£>au?tßiere
unb ©artenpflanjen, bei benen er fiep in ber Spat bie SStüpe ber
Specie?unterfcßeibungfparenfonnte. Ob ber B a um be? © r f e n n t *
n i f f e ? im $arabie?garten eine „gu te " mübe Sp e c ie ? , ober al?
©ulturpftanse überhaupt „ le in e S p e c i e ? " mar, erfaßten mir leibet
burcß Sln b re a ? SB a g n e r niept. 35a ber Baum be? ©rfenntniffe?
oom Scpöpfer mitten in ben *Parabie?garten gefeßt mürbe, möcpte
man epet glauben, baß er eine ßöcßji beoorjugte ©ulturpflanje, alfo
überhaupt feine Specie? mar. 35a aber anbrerfeit? bie ^rücßte Oom
Baume be? ©rfenntniffe? bem SStenfcpen oerboten maren, unb oiele
Btenfcßen, mie SB a g n e r ’ ? eigene? Beifpiel fla r geigt, niemal? oon bie*
fen ftrü ip te n gegeffen paben, fo iji er offenbar niept für ben ©ebrauep
be? SStenfcpen erfepaffen unb alfo maßrfcßeinlicp eine mirfliepe S p e *
cie?! SBie Scpabe baß un? SBagner über biefe mieptige unb fepmie*
rige $rage niept beleprt pat!
S o läcperlicp 3ßnen nun biefe Slnftcßt auep oorfommen mag, fo
ifibiefelbe boep nur ein folgerichtiger 3lu?mucß? einer falfcpen, in ber
Xpat aber meit oerbreiteten SJnficpt oon bem befonberen SBefen ber
©ulturorgani?men, unb Sie fönnen bi?meiien oon ganj angefepenen
Staturforfcpern äpnlicpe ©inmürfe pören. ©egen biefe grunbfalfcpe
Sluffaffung muß icp mieß oon oornperein ganj befiimmt menben, ©?