274 ©tructuv unb gorrn bei- Organismen unb Stnovgane.
3h)ecf beS ßebenS pfammenmirfen. dagegen follten aucp bie ooll*
fommenften Slnorgane, bie Ärpfialle, burcp unb burd) auS gleich
artiger ober homogener SRaterie befiedert, tie fe r Unterfcpieb erfd^>eint
ftp r mefentlicp. 2lllein er oerliert alle 53ebeutung baburcb, baß mir
in ben lebten Sauren bie pöcpft merfmürbigen unb mistigen IDtoneren
fennen gelernt haben15). (53ergl. oben ©. 142— 144). Oer ganje
Körper biefer einfacpften oon allen Organismen, ein fefiflüfftgeS, form*
lofeS unb firucturlofeS ©imetßflürnpcpen, befielt in ber Spat nur
auS einer einigen cpemifcpen 93erbinbung, unb ifi ebenfo üoüfommen
einfach in feiner © tru c tu r, mie jeber Ärpftall, ber auS einer einigen
anorganifcpen SBerbinbung, j. 53. einem üDtetallfalje, ober auS einem
einzigen ©lemente, $. 53. ©cpmefel ober 33Iei bejtebt.
©benfo mie in ber inneren ©tructur ober ßufammenfepung, pat
man auch tn ber äußeren fyorm burcpgreifenbe Unterfcpiebe jmifpen
ben Organismen unb Slnorganen ftnben mollen, inSbefonbere in ber
m atpematifch bejiimmbaren Ärpfiallform ber lederen. SlllerbingS ifi
bie Ärpfiallifation oorpgSmeife eine ©igenfcpaft ber fogenannten 5ln*
organe. Oie Ärpfialle merben begrenzt oon ebenen gläcpen, melcpe
in geraben Sinien unb unter befiimmten meßbaren 2öinfetn jufammen*
fioßen. Oie Spier* unb fßflanjengeftalt bagegen fcpeint auf ben erfien
93lief feine berartige geometrifepe 93ejtimmung p p la ffe n . ©ie ift
meiftenS oon gebogenen flächen unb frummen Sinien begrenzt, melcpe
unter üeränberlicpen Söinfeln pfammenfioßen. Allein mir höben in
neuerer 3 eit io ben Otabiolarien 2 3) unb in oielen aitberen ißrotifien
eine große Sln pp l Oon nieberen Organismen fennen gelernt, bei
benen ber Äörper in gleicher 58eife, mie bei ben Ärpfiatlen, auf eine
mathematifch bejtimmbare ©runbform {ich p rü c ffü p re n . lä ß t, bei
benen bie ©efialt im ©anjen mie im ©injelnen burch geometrifep fee*
fiimmbare ^läcpen, Äanten unb SBinfel begrenzt mirb. 3 n meiner all*
gemeinen © r u n b f o rm e n l e h r e o b e r f fS r om o r p p o l o g ie habe
tep hierfür bie ausführlichen 53emeife geliefert , unb zugleich ein allge*
meines $ormenfpfiem aufgefiellt, beffen ibeale fiereometrifche ©runb*
formen ebenfo gut bie realen fo rm e n ber anorganifcpen Ärpfialle mie
SetoegitngSerfpemungen ber Organismen unb Stnorgane. 275
ber organifchen Jubioibuen erflären (®en. SWorpp. H , 375 — 574 ).
Slußerbem giebt eS übrigens auch üoDfommen amorphe Organismen,
mie bie ÜDtoneren, Amöben u. f. m., melihe feben 5lugenfelicf ihre ©e*
ftalt meepfeht, unb bei benen man ebenfo menig eine beftimmte ©runb*
form nachmeifen fa n n , als eS bei ben formlofen ober amorphen 2ln*
organen, bei ben nicht frpfiallifirten ©efteinen, üftieberfcplägen u. f. m.
ber $ a ll ifi. 5ßir ftnb alfo nicht im ©tanbe, irgenb einen principi*
eilen Unterfcpieb in ber äußeren $orm ober in ber inneren ©tru ctu r
ber 5lnorgane unb Organismen aufpfinben.
5öenben mir unS brittenS an bie K r ä f t e ober an bie 53eme*
g u n g S e r f c p e i n u n g e n biefer beiben oerfepiebenen Äötpergruppen
(®en. SCRorph». I, 140). |>ier fioßen mir auf bie größten ©chmierig*
feiten. Oie SebenSerfcpeinungen, mie fte bie meifien DOtenfdjen nur
oon poep auSgebilbeten Organismen, Oon oollfommneren Spieren unb
ipflanjen fennen, erfepeinen fo rätpfelpaft, fo munberbar, fo eigen*
tpümlicp, baß bie Steiften ber befiimmten Slnfnpt ftn b , in ber anor*
ganifepen Dtatur fomme gar nichts SlepnlicpeS ober nur entfernt bamit
SergleicpbareS oor. Stan nennt ja eben beSpalb bie Organismen
belebte unb bie 5lnorgane leblofe Siaturförper. Oaper erpielt fiep bis
in unfer ^öprpunbert hinein, felbfi in ber Söiffenfcpaft, bie fiep mit
ber ©rforfepung ber SebenSerfcpeinungen befepäfttgt, in ber ipppftolo*
gie, bie irrfpümlicpe 2lnftd)t, baß bie pppftfalifcpen unb cpemifcpen
©igenfepaften ber Siaterie niept p r ©rflärung ber SebenSerfcpeinungen
auSreicpten. £ e u tp ta g e , namentlich feit bem lepten ^ö p rje p n t, barf
biefe 9lnftcpt als oöllig übermunben angefepen merben. 3 n feer $p p*
fiologie menigfienS hat fte nirgenbS mepr eine ©tätte. ©S fä llt peut*
ptage feinem ißppftologen mepr ein, irgenb melcpe SebenSerfcpeinun*
gen als baS htefultat einer munberbaren S e b e n S f r a f t aufpfaffen,
einer befonberen jmedmäßig tpätigen Äraft, melcpe außerhalb ber {Dia*
terie fiept, unb melcpe bie phpfifalif<p*<pemifd)en Kräfte gemiffermaßen
nur in ipren Oienfi nimmt. SDie heutige ißppftologie ift p ber fireng
monifiifcpen Ueberjeugung gelangt, baß fämmtlicpe ßebenSerfcpeinun*
gen, unb Oor allen bie beiben ©runberfepeinungen ber ©rnäprung
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