156 SSeverbung buvd) gefdjledjtlidje unb itngefd)tecf)tUd)e gortyflcmjuug.
in i|)rcr 2lr t einige (Srfdjetnungen mit bem hohlen ©erränge fairerer
unb tönenber SJßorte p überphen, fo Wäre tjicr ber O r t b a p ; benn
it)ir ftnb an eine? bet großen SDi^fterien ber tfjierifdjen Statur getreten,
Welche bie ©tellung be§ 2|)iere§ gegenüber ber ganjen übrigen (Sr*
fcheinungSwelt enthalten. Die grage üon ber 3eHenbilbung, bie grage
non ber ©rregung anhaltenber gleichartiger SBewegung, enblid) bie
frage n non ber ©elbfifiänbigfeit beS DierüenfhfiemS unb ber ©eele —
baS ftnb bie großen Aufgaben, an benen ber SDienfchengeift feine t r a f t
m ift. Die SBephung beS SDianneS unb beS SlöeibeS p r ©ijefie p er*
fennen, heifit fa fi fo oiet, als alle jene SDidfterien töfen. Die ©ntfte*
hung unb ©ntwicfelung ber (Stelle im mütterlichen t ö r p r , bie lieber*
tragung förderlicher unb geijliger ©igenthümlichfeiten beS 3Sater8 bur<h
ben ©amen auf biefelbe, berühren alle fra g e n , welche ber SDienfchen*
geifi je über beS SDienfchen ©ein aufgeworfen b a t12)." Unb, fügen
Wir t)in p , fte töfen biefe höc^fien frage n mittelfi ber SDefcenben§theorie
in rein meefmnifebem, rein moniftifetjem ©inne!
D a fj alfo auch bei ber gefchlechtlichen ^o rtp fla n p n g beS SDlen*
fchen unb aller le e re n Organismen bie SBererbung, ein rein mechani*
f<her Vorgang, unmittelbar bureb ben materiellen Bufammenljang be§
jeugenben unb be§ gezeugten Organismus bebingt ift, ebenfo mie bei
ber einfachsten ungef«hlechtlichen ftü rtd fla n p n g ber nieberen OrganiS*
men, barüber fann fein 3weifel mehr fein. Doch w ill ich ©ie bei
biefer ©elegenfjeit fogleid) auf einen mistigen Unterfdneb aufmerffam
machen, Welchen bie SBererbung bei ber gefchlechtlichen unb bei ber un*
gefchlechtlichen $o rtp f(anp ng barbietet. ©S ift eine längft befannte
Dfmtfache, bah bie inbioibuetlen ©igenthümlichfeiten beS jeugenben
Organismus oiel genauer burch bie ungef<hle<htli<he als burch bie ge*
fchlechtliche $ o rtp fla n p n g auf baS erzeugte 2snbiüibuum übertragen
Werben. SDie ©ärtner machen üon biefer 3Shatfachc fdjon lange üietfach
©ebrauch- K e n n j. SB. in einem ©arten p fä ü ig ein einzelnes 2|nbi*
üibuum üon einer SBaumart, welche fonft fteife, aufrecht ftehenbe 2lefte
unb S te ig e trä g t, herabljängenbe 3 toeige befömmt; fo fann ber
©ärtner in ber Dtegel biefe ©igenthümlichfeit nicht burch gef<hle<htliche,
Untevldhieb ber gefd)ied)ttidjen unb ungefd)fed)t(tcl)en Sßerevbung. 157
fonbern nur burch ungef<hle<htli<he $ o rfy fIa n p n g üererben. Die üon
einem folgen Srauerbaum abgefefmittenen 3 weige, d t t ©teeflinge ge*
dflan§t, bilben fpäterhin SBäume, welche ebenfalls höngenbe SHefte
haben, wie j. SB. bie Dcauerweiben, Jrauerbudjen. ©amenpflanjen
bagegen, welche man auS ben ©amen eines folgen JrauerbaumeS
Sieht, erhalten in ber Otegel wieber bie urfprüngliche, fteife unb auf*
rechte 3weigform ber SBoreltern. 3 n fehr auffaüenber SBeife fann
man baffelbe auch an ben fogenannten „SBlutbäumen" wahrnehmen,
b. h- ©dielarten üon SBäumen, welche ftch burch rothe ober rothbraune
$arbe ber SBlätter auSjeichnen. SHbfömmlinge üon folgen SBlutbäu*
men (j. SB. SBlutbuchen), Welche man burch ungef<hle<htli(he Sortdflan*
jung, burch ©teeflinge üon tnoSpen unb 3weigen erzeugt, jeigen bie
eigentfmmliche $atbe unb SBefchaffenheit ber SBlätter, Welche baS etter*
liehe ^nbiüibuum auSjeichnet, währenb anbere, auS ben ©amen ber
SBlutbäume gezogene 2snbiüibuen in bie grüne SBlattfarbe prücffchlagen.
SDiefer Unterfchieb in ber SBererbung wirb 3 h nen fehr natürlich
üorfommen, fobalb ©ie erwägen, baff ber materielle 3 nfammenhang
jwifchen seugenben unb erzeugten ^nbiüibuen bei ber ungefchlechtlichen
$ortdf!anpng üiel inniger ift unb üiel länger bauert, als bei ber ge*
fhle htlihen . 9luh geht bei ber lederen ein üiel fleineteS ©tücf ber
elterlichen SDlaterie auf ben finbüchen Organismus über, als bei ber
erfteren. Die inbiüibuelle Oiichtung ber SebenSbeWegung fann fich
baher »bei ber ungef chlechtlichen $ortf>flanpng üiel länger unb grünb*
lieber in bem finbüchen Organismus befeftigen, unb üiel firenger üer*
erben. SMe biefe ©rfcheinungen im 3 ufammenhang betrachtet bezeugen
Har, ba§ bie SBererbung ber förderlichen unb geifiigen ©igenfihaften
ein rein materieller, mechanifcher SBorgangifi, unb bah bie Uebertra*
gung eines gröhern ober geringem ©tofftheilchenS üom elterlichen Or*
ganiSmuS auf ben finbüchen bie einzige Urfache ber Slehnlichfeit jw i*
fhen SBeiben ift. ©ie erflären unS hinlänglich, Warum auch bie feine*
ren ©igenthümtichfeiten, bie an ber SDiaterie beS elterlichen OrganiS*
muS haften, früher ober fyäter an ber SDiaterie beS finbüchen O r*
ganiSmuS wieber erfcheinen.