ZEHNTES KAPITEL.
Am Os frontale bestimmte ich noch den Winkel, welchen die
Sutura coronaria im Bregma bildet. Bei 27 niassischen Schädeln
finde ich für diesen Winkel durchschnittlich 158,04°. Als grössten
Winkel finde ich 180° (No. 58 C — ein mesocephaler Schädel)
u nd als kleinsten 142° (No. 58 B — ein dolichocephaler Schädel).
Schwalbe erhielt den E indruck, dass die niedrigen W erte dieses
Winkels bei langen schmalen u nd die höheren bei kurzen und
breiten Schädeln gefunden w urden. Untersuchen wir nun, wie es
bei unsern niassischen Schädeln bei dolicho-, meso- un d brachy-
cephalen mit diesem Winkel steht, so finden wir, dass der W in k el:
bei den dolichocephalen Schädeln 154,8°
„ „ mesöcephalen „ 162,9°
„ „ braehycephalen „ 156,10 beträgt.
Ich finde also zwischen dolichocephalen und braehycephalen
Schädeln n u r eine sehr geringe Differenz, wie denn auch Barge
bei seinen friesischen Terpschädeln gerade bei den dolicho-
cephalen einen grösseren Winkel fand.
Wohl machte es Barge den Eindruck, dass eine Korrelation
zwischen der Neigung des Frontale und dem Wert des Winkels
der Sutura coronaria bestehe, und zwar so, dass der Winkel
je nach der stärkeren Neigung des Os frontale kleiner wird.
E r bestimmte den Durchschnittswert des Winkels bei den
fünf Schädeln mit dem kleinsten u nd den sechs Schädeln mit den
grössten Bregmawinkel, und fand in der T at bei den Schädeln
mit dem kleinsten Bregmawinkel, also mit der grössten Neigung
des Os frontale, den Winkel der Sutura coronaria am kleinsten.
Wiederhole ich diese Untersuchung bei den niassischen
Schädeln, so finde ich bei den fünf Schädeln mit dem kleinsten
Bregmawinkel einen Sutura coronaria-Winkel von 163,4° und
bei sechs Schädeln mit dem grössten Bregmawinkel einen
Sutura coronaria-Winkel von 159,0°. Ich finde also gerade
umgekehrt bei den Schädeln mit dem kleinsten Bregmawinkel
einen grösseren Sutura coronaria-Winkel.
Wenn Barge die fünf Schädel mit dem grössten und die
sechs mit dem kleinsten Lage-Index des Bregma mit einander
vergleicht, so findet er bei den ersteren den Coronariawinkel
kleiner als bei den letzteren.
Bei den fünf niassischen Schädeln mit dem grössten Lage-
Index des Bregma beträgt der Coronariawinkel 158,6° und bei
den sechs mit dem kleinsten Index 161,0°, ein Ergebnis das
der Auffassung von Barge entspricht.
Um die Entfernung der Liniae temporales zu r Medianlinie
hin zu bestimmen, messen wir die Bogenentfernung vom
Bregma bis an das Stephaneon, dem Punkt, wo die Linea
temporalis die Sutura coronalis schneidet. Die auf diese Weise
bestimmte Entfernung stimmt mit dem sogenannten „obersten
Teil” der Sutura coronalis überein.
Bei 27 Schädeln beträgt diese Entfernung rechts durchschnittlich
7,61 cm. Als höchsten Wert finde ich 9,8 cm. (No. 185)
und als kleinsten 6,0 cm. (No. 58 C). Links beträgt das Mittel
7,41 cm., als Maximum finde ich links 9,4 cm. (No. 58 B,
58 0 u nd 59 K) u nd als Minimum 5,8 cm. (No. 58 E, 58 No. 16).
Es zeigt sich also, dass nicht allein das Mittel, sondern auch
das Maximum u nd Minimum rechts grösser sind als links.
Von den 27 Schädeln war in 14 Fällen = 51,8 % rechts
die Bogenentfernung Bregma-Stephaneon grösser als links; bei
4 Schädeln = 14,8 °/0 war die Entfernung beiderseitig gleich
gross und bei 9 = 33,3 °/0 rechts kleiner als links.
Barge fand dies Verhältnis von rechts zu links bei seinen Friesenschädeln
noch stärker ausgesprochen. Von den 34 Schädeln w ar
in 27 Fällen die Entfernung rechts grösser als links (79,41 °/#) ; in
5 Fällen (14,71 °/0) rechts und links gleich gross und n u r bei 2
Schädeln (5,88 °/0) links grösser als rechts. Die durchschnittliche
Entfernung betrug rechts 83,65 cm. und links 78,14 cm., also eine
Differenz von 5,51 cm. Bei den niassischen Schädeln beträgt der
Unterschied zwischen rechts und links durchschnittlich 0,20 cm.