Dieser Processus frontalis ossis temporalis scheint besonders
bei Papua-Schädeln häufig vorzukommen. Die aussergewöhnlich
kurze Sutura spheno-parietalis findet sich jedoch auch bei
europäischen Sch äd e ln , Barge notiert u nter seinen 35 friesischen
Terpenschädeln zwei Fälle.
Nach Virchow 1 u- 2) erinnert die Verbindung der Schläfenschuppe
mit dem Stirnbein durch den Processus frontalis
an anthropoide Verhältnisse. Bei den verschiedenen Menschen-
Varietäten soll dieser Fortsatz in sehr verschiedener Frequenz
Vorkommen. Bei europäischen Schädeln soll er n u r bei etwa
1^ °/0 gefunden werden.
Sarasin 3) fand u nter 38 Wedda-Schädeln zwei derartige
Exemplare; bei dem einen einen beiderseitigen und bei dem
ände rn n u r einen einseitigen Stirnfortsatz, gleich 7,9 ° /0 ,also
bedeutend m ehr als bei den europäischen Schädeln. Flower 4)
erwähnt bei zwei (vielleicht bei drei) von acht Wedda-Schädeln
Berührung von Schläfenschuppe und Stirnbein.
An einem Alfurenschädel fand Virchow 5) beiderseitig einen
Processus frontalis Squamae temporalis.
Schaaffhausen berichtet von einen Processus frontalis an
einem Schädel aus Ternate, Quatrefages und Hamij 6) haben
einen beiderseitigen Fortsatz bei einem männlichen Schädel
aus Ternate beschrieben. Zuckerkandl erwähnt bei einem
1) Ueber einige Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel.
Abh. der Kon. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1875.
2) Ueber einige Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel
und über die Anwendung der Statistischen Methode in der ethnischen
Craniologie, I der Stirnfortsatz der Schläfenschuppe, Zeitschr. für
Ethnol., 12. 1880.
3) Die Wedda’s von Ceylon und die sie umgebenden Völkerschaften.
Wiesbaden, 1892—1893.
4) Flower, W. H., Catalogue of the specimens illustrating the
osteology and dentition of vertebrated animals. London, 1879.
5) Alfurenschädel von Ceram und anderen Molucken. Verh. der
Berl. Ges. für Anthrop. Ethnologie und Urgeschichte. Zeitschrift
für Ethnologie 14er Band 1882.
6) Crania Ethnica. Paris, 1877.
DRITTES KAPITEL.
seiner Nias-Schädel links einen grossen Processus frontalis
der Schläfenbeinschuppe, der mit dem Stirnbein verbunden ist.
Wesen der sehr kurzen Sutura spheno-parietalis, die ich bei
meinen niassischen Schädeln so häufig ko n sta tie rte , halte ich
es für wahrscheinlich, dass ein derartiger Processus frontalis
durch ein Vorschieben der Schläfenschuppe, wie auch V irchow
angiebt u n d nicht durch Verwachsung mit einem Schaltknochen
entsteht. Oft h a t man dagegen beobachtet, dass
Varietäten mit Stirnfortsatz sich auch durch häufiges Vorkommen
von Schaltknochen an dieser Stelle auszeichnen. | |
Nach Sarasin wäre dieser Zusammenhang zwischen Stirnfortsatz
und Schaltknochen insofern erklärbar, als der letztere
da am häufigsten auftritt, wo die Schläfenschuppe die Bedeckung
der Fontanelle aufzugeben beginnt u nd die beiden ändern
Knochen, welche bei höheren Varietäten fast ausschliesslich
den Schluss der Fontanelle sphenoidalis (os parietale u nd
os sphenoidale) bilden, noch nicht die nötige W achstumsenergie
erworben haben. Bei den Anthropoiden scheint d er Fonticulus
sphenoidalis sehr frühe vom Schläfenbein überwachsen zu
werden.
Unter zwölf Schädeln von Sumba fand Ten Kate ffl zwei
mit einem Processus frontalis Squamae temporalis. Bei dem
einen dieser Schädel beiderseitig u nd bei dem anderen n u r
links. Auch bei einem Schädel eines Soloraresen bestand rechts
ein Processus frontalis. . -u •
Sarasin fand bei den Weddas einen Processus frontalis bei
7 9 °B u nd Schaltknochen bei 44,8 °/0.
F ü r die Andamesen giebt F l o w e r einen Processus frontalis in
13 ° /n u nd epipterica in 17,4 °/o an. Bei den A ustraliern nennt
Virchow unter 142 Schädeln bei 16,9 °/0 einen solchen F o rtsa tz ,
Anoutchine n u r bei 9,9 °/0 u n ter 101 australischen Schädeln
und T u rn e r u n te r 35 Schädeln n u r bei 8,6 °/0- Aus verschiedenen
Quellen kombinierte Virchow für die Papua (375 Schädel) 7,4 / „ ,
die Malaien (166 Schädel) zeigen den Processus frontalis n ach
1) Mélanges anthropologiques. l’Anthropologie, Tòme XXIV. 1913.