so ergiebt sich, dass u n te r den siidniassischen Schädeln weniger
brachycephale, etwas m ehr dolichocéphale, aber bedeutend
m eh r mesocephale Exemplare Vorkommen. Ich fand also an
den Schädeln zwischen Südniassern u nd den übrigen Niassern
Unterschiede in demselben S in n , wie bei meinen Messungen
an Lebenden, n u r weniger ausgesprochen.
Die durch Zuckerkandl in den Vordergrund gestellten Befunde
und der Hinweis auf die Bedeutung des dolichocephalen
Elementes bei der indonesischen Bevölkerung sind gewiss von
Bedeutung, weil bis dahin die von Betzius 1) propagierte
Angabe, die Malaien seien b ra ch y cep h al, noch fast allgemein
ane rkannt wurde. Auch in Topinards Anthropologie werden die
Malaien brachycephal genannt, die Dolichocephalie der Dajak
ist jedoch von jeh e r aufgefallen ; Schadenberg hat z. B. auf
den Philippinen die langköpfigen Malaien den kurzköpfigen
Negrito gegenübergestellt.
In letzter Zeit haben auch andere Forscher auf das dolichocéphale
Element bei den Indonesiern aufmerksam gemacht oder
es feststellen können.
Nach von Leent muss man die Malaien in zwei Unterabteilungen
tre n n e n , von denen sich die eine m ehr den brachy-
cephalen gelben Rassen anschliesst u nd die an d e re , zu der
auch die Batak, Makassaren, Buginesen un d Dajak gehören,
sich etwas den kaukasischen Rassen nähe rt und einen geringen
Grad der Dolichocephalie zeigen soll.
Hagen ist der Meinung, dass Sumatra u nd vielleicht auch
Borneo der Ursitz der Malaien gewesen ist zu einer Zeit, als
die beiden grossen Inseln noch mit einander in Verbindung
standen und er glaubt, dass die malaiische Urrasse sich von
hieraus weiter über den Indischen Archipel ausgebreitet und
sich mit der dortigen Bevölkerung, die aus Chinesen, Indiern,
E u ro p ä e rn , Arabern, Siamesen u nd Buginesen bestand, vermischt
habe. Die Bewohner der Centren der grossen Inseln,
1) Blick auf den gegenwärtigen Standpunkt der Ethnologie in
Bezug auf die Gestalt des knöchernen Schädelgerüstes, Johannes
Müller’s Archiv, Jahrgang 1858.
besonders die wenig zugänglichen Wald- und Bergstämme,
sollten zu dieser Vermischung mit fremden Elementen am
wenigsten Gelegenheit gehabt und auf diese Weise den Karakter
der Ur- oder Prä-malaien am reinsten bewahrt haben. Zu
diesen relativ rein gebliebenen Stämmen würden dann auch
die Sakei von Malakka, die Eingeborenen der Philippinen,
die Toala, Toradja und Tomina von Celebes, dieTenggeresen
auf Java, die Ulujar Dajak von Borneo und die Ala und
Gajo von Sumatra gehören. Auch die Wedda, verschiedene
Bergstämme von Neu-Guinea, Melanesier und Polynesier dürften
vielleicht dazu gerechnet werden. Diese Urrasse würde sich
durch einen meso-oder dolichocephalen Schädel auszeichnen,
ih r gegenüber stehen dann die Küstenmalaien, bei denen Vermischung
der Urrasse mit fremden Elementen angenommen
w ird , un d die sich durch einen brachycephalen Schädel u nterscheiden.
Dagegen rechnet Sarasin zu seiner Weddagruppe im Indischen
Archipel n u r die Toala von Celebes, die Ulu-Ajar Dajak von
Borneo, die Senoi von Malakka, die Orang S ak e i, K u b u , Lubu,
U lu , die Mammak in Sumatra. Vielleicht werden ferner noch
die Ureinwohner von Nias und der Mentaweiinseln dazu gerechnet
w erden müssen. Über dieser sogenannten Weddaschicht
steht dann die proto- oder reinmalaiische Schicht (Hagens Ur-
oder Prämalaien), wozu unter ändern die Batak, Ala, Gajo und
Toradja gehören sollen und noch höher die deutero-malaiische
Schicht, die Hagens Küstenmalaien entspricht. Kohlbrugge,
der das anthropologische Material von Prof. Nieuwenhuis
bearbeitete, konnte bei den Ulu-Ajar Dajak zwei Gruppen
unterscheiden, nämlich eine brachycephale u nd dolichocéphale.
Die dolichocéphale soll den Ur- oder Prämalaien von Hagen entsprechen
und die brachycephale den Küstenmalaien, also findet
man auch bei diesen Eingeborenen wieder eine dolichocéphale
Gruppe einer brachycephalen gegenüber stehen. Der Dajak-
Schädel, den Adachi *) beschrieb, war ebenfalls dolichocephal.
1) Die Porosität des Schädeldaches. Zeitschrift für Morphologie
und Anthropologie. Band VII. 1904.