Der Bregma-Index beträgt bei Schädel 58 No. 16-27,81, ist
also kleiner als das Mittel (30,87), was auch bei diesem Schädel
für eine geringe Neigung des Stirnbeines spricht.
Zuckerkandl fand bei den meisten seiner niassischen Schädel
Glabella und Arcus superciliaris ebenfalls wenig entwickelt.
Die Glabella nennt er bei 19 Schädeln flach, bei 3 Schädeln
leicht vortretend und bei zwei Schädeln mässig gewölbt; n u r
bei einem findet er sie gut entwickelt.
Den Arcus superciliaris fand er bei 17 Schädeln n u r angedeutet
oder schwach, bei 5 Schädeln mittelstark oder mässig
entwickelt und n u r bei 2 Schädeln deutlich oder gut entwickelt.
Bei einem seiner Schädel fehlte der Arcus superciliaris
gänzlich.
Bezeichnend für meine niassischen Schädel ist ferner die
Form und Grösse der Orbitae. Ich fand dieselbe bei fast allen
Schädeln rechteckig, vorne mit abgerundeten Ecken und geringem
oder mässigem Schiefstand. Nur bei zwei Schädeln
w’a r der Eingang der Orbita mehr rundoval oder oval. Die
Augenhöhlen sind bei den meisten niassischen Schädeln besonders
gross, was bei der Kleinheit des Schädels und dem
relativ kurzen Gesicht um so auffallender ist. Die Orbitae
machen auch den Eindruck dicht beisammen zu stehen.
Auch Zuckerkandl gieht a n , dass bei den meisten seiner
Nias-Schädel der Bahmen der Orbita viereckig kontourirt ist.
Nach Zuckerkandl steht dies in Beziehung zur langen Pars
nasalis ossis frontis.
Nicht weniger karakteristisch fand ich für meine Nias-Schädel
die sehr untiefe oder flache Fossa canina. Nu r bei einigen
Schädeln war die Fossa canina etwas tiefer. Bekanntlich hat
Baelz die Flachheit oder das völlige Fehlen einer Fossa canina
als ein Hauptkennzeichen des japanischen Oberkiefers hingestellt.
Auch bei den Batak, den Birmanen, Chinesen und
Aino h a t man diese flache Fossa canina konstatiert. Bei einer
Anzahl meiner Schädel fiel mir auf, dass die Pars nasalis des
Stirnbeines im Verhältnis zu der morphologischen Gesichtshöhe
ziemlich lang ist. Um die Länge derselben zu bestimmen,
habe ich den Abstand von dem höchsten Punkt der Sutura
nasalis bis zu der horizontalen Linie gemessen, welche die
höchsten Punkte der beiden Margines supraorbitales verbindet.
Als Mittel für diesen Abstand fand ich 1,06 cm. Der grösste
Wert betrug 1,3 cm. und der kleinste 0,8 cm.
Rudolf Martin x) findet, dass bei den Inlandstämmen von
Malakka der Nasenfortsatz des Stirnbeins ebenfalls in der
Regel weit herabreicht, nämlich 5 bis 10 mm., im Mittel 8
mm. Bei den Niassern fand ich einen noch längeren Nasenfortsatz.
Auch bei den Wedda soll nach Sarasin 2) die' Pars
nasalis des Stirnbeines besonders lang sein.
Bei den Niassern nimmt ebenso wie bei den Wedda das
Stirnbein einen grossen Anteil am Aufbau der medialen W and
der Orbita. Die Lamina papyracea ist bei mehreren Schädeln
niedrig, besonders wird sie häufig nach vorne zu auffallend
schmaler.
Um ein Bild des Verlaufes der Sutura fronto-nasalis und
fronto-malaris zu geben, welche einen ziemlich konvexen Bogen
nach oben beschreibt, bestimmte ich auch den Abstand vom
höchsten Punkt der Sutura lacrymo-maxillaris bis an die horizontale
Linie, welche die höchsten Punkte der beiden Margines
supraorbitales verbindet.
Dieser Abstand betrug durchschnittlich 2,03 cm. Als grössten
Wert fand ich 2,4 cm. un d als Minimum 1,9 cm. Die grösste
Differenz zwischen diesem Abstand und der Länge der Pars
nasalis der Stirnbeines betrug an demselben Schädel 1$3 cm.,
die kleinste 0,7 cm.
Bezeichnend für meine niassischen Schädel ist der abgeplattete,
häufig etwas sattelförmig eingedrückte Nasenrücken.
Bei den meisten Schädeln sind die Nasenbeine kurz u nd schmal,
sie liegen manchmal fast flach nebeneinander u nd bilden mit1)
Die Inlandstämme der Malaiischen Halbinsel. Wissenschaftliche
Ergebnisse einer Reise durch die vereinigten Malaiischen
Staaten. J e n a , 1905.
2) Sarasin, Paul und Fritz, Die Wedda von Ceylon und die sie
umgebenden Völkerschaften. Wiesbaden, 1892—1893.