u nd 9,5 °/0 als brachycephal konstatierten. Zwar sind die
Indices bei Lebenden stets grösser als an Schädeln, aber es
fragt s ic h , ob der sich ergebende Unterschied dadurch genügend
motiviert werden kann. Martin hat die obere Grenze der
Dolichocephalie für den lebenden Kopf um 1,5 Einheiten
dem Schädel gegenüber hinaufgerückt, die der Mesocephalie
u nd der Brachycephalie n u r um 1 Einheit. Sarasin *) dagegen
fragt sich, ob dies nun wirklich das richtige Verhältnis d arstellt.
E r fand u n te r 30 Singhalesen-Schädeln 26 dolichocephal
un d 4 mesocephal, Mittel 72,45. Dagen fanden Manouvrier,
Virchow, Serrurier und Ten Kate bei lebenden Singhalesen
ganz andere Indexmittel; Manouvrier für die Männer 79,18,
Virchow 78,3, die letztgenannten Autoren bei 11 Männern 79,98.
Es sind dies ganz erstaunliche Differenzen, bis zu sieben
Einheiten und mehr. Hagen had mehrere Schädel von zuvor
gemessenen Leuten erhalten können u nd fand den Index
der Lebenden um 3—4 Einheiten höher. Dasselbe Ergebnis
gewann er durch Messung an lebenden Südchinesen, Klings
und Bataks u nd durch Vergleichung der erhaltenen Zahlen
mit grösseren Schädelserien. E r sagt d e sh a lb , bei den
Messungen lebender Menschen seien 3—4 Einheiten abzuziehen,
um den Index der knöchernen Kapsel zu erhalten. Später erhielt
Hagen noch zwei Schädel kurz zuvor gemessener Melanesier
u nd die Indexdifferenzen betrugen 3,6 u nd 5,1 Einheiten, die
mittlere Differenz aller Köpfe 3,9. Weisbach (zitiert nach
Hagen) hatte früher vorgeschlagen 3 Einheiten abzuziehen.
Ten Kate 2) berechnete bei zwölf Schädeln von Sumba einen
Index cephalicus von 77,1, während er bei 73 lebenden Menschen
einen Index cephalicus von 79,8 fand — ein Unterschied also
von 2,7 Einheiten.
Nach Sarasin ergibt sich aus alledem, dass wahrscheinlich
fü r jede einzelne menschliche Varietät ein eigenes Beduktions-
schema herausgearbeitet werden muss, um wissenschaftlich
exakte und brauchbare Werte zu erzielen.
1) Versuch einer Anthropologie der Insel Celebes. Wiesbaden, 1906.
2) Mélanges anthropologiques. l’Anthropologie, Tôme XXIV. 1913.
Bei den lebenden Niassern fand ich also bei 1297 Individuen
als durchschnittlichen Index cephalicus 80,72, während ich
bei meinen 26 Schädeln ein Mittel von 77,00 feststellte, also
eine Differenz von 3,72 Einheiten. Die 21 Schädel von Danielli
haben einen durchschnittlichen índex von 75,91 (Unterschied
4,81 Einheiten) u nd die 29 Schädel von Zuckerkandl von 74,74,
sie zeigen also mit dem durchschnittlichen Index meiner
lebenden Individuen eine Differenz von 5,98 Einheiten. Die
durchschnittliche Differenz des Index cephalicus bei diesen 76
Schädeln mit dem an Lebenden bestimmten Index beträgt
4,88 Einheiten.
Bereits Zuckerkandl ist unter den niassischen Schädeln die
grosse Anzahl Langköpfe aufgefallen. Auf Grund deutscher
kraniologischer Sammlungen, der Angaben in dem „catalogus
craniorum diversarum g en tium ” von van der Hoeven un d
„the Cathalog of the spec. illustr. the osteology and dentition ”
(Band I, Londen 1897) von W. H. Flower, hat Zuckerkandl
eine Tabelle zusammengestellt, um zu untersuchen, wie es
bei ändern Stämmen in Niederl. Indien um das prozentualische
Verhältnis von Dolichocephalen, Meso- u nd Brachycephalen
steht, und kommt zu dem Schluss:
1. dass auf allen Inseln Dolichocephalie un d Brachycephalie
Vorkommen.
2. dass die Kurzköpfe (52 ° /0) im allgemeinen etwas überwiegen.
(Dies stimmt mit meinen Befunden an Lebenden
bei den Niassern überein).
3. dass manche In s e ln , kraniologisch genommen, keine gleich-
mässig gemischte Bevölkerung aufweisen, sondern auf der
einen, beziehungsweise in bestimmten Districkten derselben,
die Brachycephalen, auf einer än d e rn hingegen die Dolichocephalen
prävaliren.
Letzteres beobachtete ich auch bei den Niassern.
Ich fand nämlich u n te r 295 Eingeborenen aus Süd-Nias:
dolichocephal 28,14 °/0
mesocephal 59,66 °/o
brachycephal 12,20 °/0