Untersuchen wir die einzelnen Schädel, so finden wir von
den 25:
14 = 56 °/0 orthognath
10 = 40 ° /0 prognath
1 = 4 °/0 hyperorthognath
Der durchschnittliche Gesichtswinkel der Dolichoceph. = 83,4°
„ „ „ „ Mesoceph. = 83,2°
j, „ . ■ . „ „ Brachyceph. = 85,30,
Ich finde also bei
den Dolichocepha-
len einen niedrigeren
Winkel als bei
den Brachycephalen.
Alle drei Gruppen
wurden jedoch orthognath
befunden.
An dieser Stelle
möchte ich bemerken
, dass Ranke
(Beiträge zu r physischen
Anthropo-
logie der Bayern. II
Der Gesichtswinkel.
Band, Über einige gesetzmässige Beziehungen
zwischen Schädelgrund, Gehirn und Gesichtsschädel,
München 1892) der Meinung ist, dass Prognathie nicht ein
Zeichen niedriger Bildung ist, sondern gerade als Endzweck,
zu dem die normale volle Entwicklung des menschlichen
Schädels hinstrebt, aufgefasst werden muss. Ranke geht dabei
von der Beobachtung au s, dass die am menschlichen Foetus
konstatierbare Prognathie beim Neugeborenen durch Orthognathie
ersetzt wird, um später w ieder beim Erwachsenen meist
geringeren Graden von O rthognathie oder sogar Prognathie Platz
zu machen (Sarasin). Ein prognather Schädel ist also vom Typus
des Neugeborenen weiter entfernt als ein orthognather und darum,
schliesst Ranke, steht er auch in seiner Formbildung höher.
Nach der Meinung von Sarasin aber ist die Orthognathie
oder Prognathie des Neugeborenen sowohl dem
Foetus, als dem Erwachsenen gegenüber eine rein caenoge-
netische Erscheinung, bedingt durch das in keinem Verhältnis
zum übrigen Körper stehende, unmässige Dominieren des
Gehirnes in diesem Stadium; diese Erscheinung kann daher
nicht als Ausgangspunkt für Spekulationen dienen.
Die Orthognathie des erwachsenen Menschen betrachtet Sarasin
als ein hohes Merkmal, weil sie sich am weitesten von der tierischen
Gesichtsform entfernt ist, die P rognathie des Negers dagegen
nicht als ein Endstadium m enschlicher Entwicklung, sondern als
ein Wiederauftreten und erblich sich Fixieren einer anatomisch
tiefen Eigenschaft, nachdem bereits Höheres erreicht gewesen war.
Von den 11 dolichocephalen Schädeln finde ich 6 prognath,
4 orthognath und 1 hyperorthognath.
Von den 6 mesocephalen Schädeln waren 3 prognath und
3 orthognath und von den 7 brachycephalen Schädeln 1
prognath u nd 6 orthognath.
Zuckerkandl und Danielli geben hinsichtlich des Gesichtswinkels
keine zum Vergleich mit den meinigen geeigneten
Zahlen an. Ich h a b e jedoch so gut es anging den Gesichtswinkel
von einigen ih re r niassischen Schädel nach den Abbildungen
bestimmt. Aus diesen Abbildungen geht bereits hervor, dass
u n ter den Schädeln von Zuckerkandl u nd Danielli Exemplare
mit ausgesprochener Prognathie Vorkommen, z. B. u n ter den
von Danielli abgebildeten Schädeln No. 3, No. 22, No. 25,
No. 27, u n ter denen von Zuckerkandl Fig. 7.
Nach den 6 in Daniellis Studie vorkommenden Abbildungen
habe ich folgende Gesichtswinkel bestimmt:
Nummer Gesichtswinkel Nummer Gesichtswinkel
1 76 8 88
3 81 21 84
4 83 22 85
7 79 - 25 79
9 84 27 81
Unter diesen 10 Schädeln finde ich also 5 = 50 % prognath
und die übrigen 5 (50 % ) orthognath.