VIERZEHNTES KAPITEL.
Nachdem nun die verschiedenen Masse und die nach denselben
berechneten Indices der niassischen Schädel festgestellt
worden s in d , werden wir u n te rsu ch en , inwiefern sich die
dolichocephalen von den brachycephalen und mesocephalen
Schädeln unterscheiden, wenn man bei diesen Gruppen den
Gesichtshöhen- u nd Nasenindex vergleicht. Die nebenstehende
Tabelle giebt hierfür eine bequeme Übersicht.
Dolichocéphale.
leptoprosop 14,28 °/0 leptorrhin 27,27 °/0
mesoprosop 42,86 °/0 mesorrhin 27,27 ° /0
chamaeprosop 42,86 % platyrrhin 45,45 %
hypsophthalm 54,6 °/0
mesophthalm 45,4 °/0
platophthalm 0 °/0
Brachycephale.
leptoprosop 0 % leptorrhin 16,7 ° /0
mesoprosop 66,6 % mesorrhin 16,7 °/0
chamaeprosop 33,4 °/0 platyrrhin . 66,6 ° /0
hypsophthalm 87,5 °/0
mesophthalm 12,5 °/0
platophthalm 0 °/0
Mesocephale.
leptoprosop 0 % leptorrhin 12,5 °/0
mesoprosop 25 °/0 mesorrhin 62,5 °/0
chamaeprosop 75 °/0 platyrrhin 25,0 °/0
hypsophthalm 85,7 °/0
mesophthalm 14,3 °/o
platophthalm 0 °/0
Wir finden nun bei den dolichocephalen Schädeln zwar mehr
leptoprosope als bei den brachycephalen, doch daneben auch
einen grösseren Gehalt an chamaeprosopen und zwar fast
ebensoviel m ehr leptoprosope als chamaeprosope Schädel. Der
Gehalt an chamaeprosopen und mesoprosopen Dolichocephalen
ist grösser als derjenige an leptoprosopen.
Beim Nasenindex finden wir dasselbe, u nter den Dolichocephalen
kommen ebensoviel oder mehr mesorrhine und
platyrrhine als leptorrhine Schädel v o r, die Frequenz an
Leptorrhinen ist dagegen bei den Dolichocephalen n u r wenig
grösser als bei den Brachycephalen.
Hypsophthalme schliesslich, finden wir bei den dolichocephalen
weniger häufig als bei den meso- und brachycephalen
Schädeln.
Unter den langköpfigen Schädeln finden wir also sehr häufig
Schädel mit einem niedrigen breiten Gesicht, mit einer p la tte n ,
breiten Nase u nd mit einem breiten niedrigen Eingang der
Orbita.
Umgekehrt finden sich u nter den brachycephalen Schädeln
viele Exemplare mit langer, schmaler Nase und hohem, schmalem
Orbitaleingang. Letzteres ist auch bei ändern Völkern
konstatiert w orden, z. B. bei den Chinesen, die trotz ihres breiten
Gesichtes zu den Völkern mit den höchsten Orbitae gehören.
Auch Barge fand bei den friesischen Terpschädeln das
brachycephale Element im Besitz von hohen Orbitae (52,86 ° /0
mesagem).
Den grossen Gehalt von Chamaeprosopen und Platyrrhinen
u nter den Dolichocephalen könnte man durch Kreuzung des
dolichocephalen mit einem brachycephalen Element e rk lä ren ,
oder man müsste sich, gestützt auf das seltene Vorkommen
von Brachycephalie unter den niassischen Schädeln (Zucker-
kandl fand n u r 6,9 °/0 , Danielli 9,5 °/0 , ich selbst aber
26,29 ° /0) zu der Annahme entschliessen, dass es sich hier um
einen besonderen Typus han d e lt, einen langköpfigen Typus
. mit breitem Gesicht und breiter Nase. Auch Zuckerkandl
hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Dolichocephalen in
Niederländisch-Indien verschiedene Typen zeigen, nämlich